Der Direktor der Uffizien im italienischen Florenz hat gefordert, Museen bei abnehmenden Covid-19-Infektionen auch in Deutschland wieder zu öffnen. „Da wäre ich absolut dafür“, sagte der gebürtige Freiburger Eike Schmidt, der die weltberühmte Sammlung seit 2015 leitet, im Podcast „Die Stunde Null“. „Wenn man Museen als große gesellschaftliche Plattformen sieht, dann kann man es nicht verantworten, sie bei niedrigen und sinkenden Inzidenzraten geschlossen zu halten.“
In Italien sind die ersten Museen seit Anfang Februar wieder geöffnet, darunter auch die Uffizien, in denen Meisterwerke von Botticelli, da Vinci und Michelangelo zu sehen sind. Allerdings sind derzeit deutlich weniger Besucher in den Gebäuden als man sonst in einer „normalen“ Nebensaison erwarten würde.
Schmidt übte scharfe Kritik am Umgang der Politik mit Kulturinstitutionen. Es sei „absolut inakzeptabel“, Museen in ihrer Bedeutung auf eine Stufe mit Einkaufscentern, Casinos und Bordellen zu stellen, wie es beispielsweise in der Maßnahmenverordnung für den Infektionsschutz in Bayern geschieht. Hier werde ein ganzer Sektor marginalisiert und konzeptionell abgewertet. „Kultur ist mehr als eine Freizeitveranstaltung. In der Kultur geht es um etwas ganz Grundlegendes des Menschseins“, sagte Schmidt. Dass mancherorts Kaufhäuser öffnen dürften, während Museen geschlossen bleiben müssten, sei – gerade in Zeiten des florierenden Online-Handels – schwer verständlich. „Das halte ich für völlig widersinnig.“ Zumal Kunst und Kultur in allen europäischen Ländern einen großen Anteil an der Wirtschaftsleistung habe.
Schmidts Ernennung im Jahr 2015 hatte für Aufsehen gesorgt: Nie zuvor stand ein Ausländer an der Spitze eines der bekanntesten Museen des Landes. Schlagzeilen machte der 52-Jährige auch mit seinen unkonventionellen Social-Media-Kampagnen. Unter seiner Regie entstand ein digitales Museumsangebot, das sich in Pandemiezeiten bewährte. Auf der Plattform Instagram ist es dem Museum vor kurzem gelungen, die Marke von 600.000 Followern „zu überspringen, eigentlich zu überrennen“, wie Schmidt sagt. Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 sind die Uffizien auch auf Tiktok vertreten. Schmidt möchte das Museum auch für junge Besucher interessant machen: „Das hat so gut funktioniert, dass der Anteil an jungen Leuten bis 24 nun deutlich höher ist, als er vorher war. Es sind jetzt häufig auch die Kinder, die ihre Eltern sogar freiwillig bitten, sie ins Museum zu bringen.“