2,0055 Mrd. Dollar. Eine irre Summe. Es ist die Strafe, die Bayer als Schadensersatz an das Rentnerehepaar Alva und Alberta Pilliod in den USA zahlen soll. So hat es eine Geschworenen-Jury des Gerichts im kalifornischen Oakland entschieden. Die Kläger hatten das Unkrautvernichtungsmittel Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat für seine Krebserkrankungen verantwortlich gemacht.
Für Bayer ist es die dritte Niederlage in drei Prozessen. Schlimmer geht´s kaum. Doch der Kursrutsch an der Börse blieb dieses Mal aus. Es blieb bis Mittag bei einem kleinen Rutscher von gut einem Prozent. Was ist da los? Der Grund für die Abgeklärtheit ist rasch gefunden: Die Anleger haben die Niederlage inzwischen eingepreist. Denn die Bayer-Anteilsscheine haben seit August vergangenen Jahres bereits mehr als ein Drittel an Wert verloren, also satte 30 Mrd. Euro.
Das sollte nach Ansicht selbst der ärgsten Pessimisten reichen, die Glyphosat-Klagen in den USA zu bewältigen. Mit 13 .400 Klägern ist Bayer derzeit konfrontiert. Vier neue Prozesse sollen 2019 beginnen. Dazu gehen die Fälle von Johnson, Hardeman und Pilliod weiter durch die Instanzen. Wie hoch die Kosten für einen möglichen Vergleich mit den Klägern am Ende ausfallen werden, hängt von vielen Faktoren ab.
Die Ratingagentur Moody’s hat für die Beilegung der Rechtsstreitigkeiten kürzlich ein paar – hypothetische - Szenarien erstellt: Bis zu 5 Mrd. Euro halten die Analysten für „manageable“, 20 Mrd. Euro für „hart zu verdauen“. Ein Szenario mit 30 Mrd. Euro findet sich darin nicht, wohl weil es jeden vorstellbaren Rahmen sprengt. Bei der günstigen Variante unterstellt Moody’s, dass Bayer pro Fall 400.000 Dollar Schadensersatz zahlt, als Orientierung diente Bayers Vergleich beim Cholesterinsenker Lipobay 2003.
Nun hängt viel davon ab, inwieweit die neue Rekordsumme in der nächsten Runde reduziert wird und ob es Bayer in den nächsten Instanzen gelingen wird, eine Klage auch mal zu gewinnen.