Corinna Powalla ist Gründerin und Geschäftsführerin des Berliner Startups Modomoto. Mit diesem so genannten "Curated Shopping" Dienst hilft Sie Männern beim Kleidung kaufen.
Die Diskussion um die Frauenquote ist ein wiederkehrendes Phänomen der letzten Jahre. Eine Diskussion ohne Konsens. Sie findet nicht nur zwischen Männern und Frauen statt, wie man es erwarten würde, sondern auch unter Frauen. Sie sind sich uneinig, wie ihre Rolle in Unternehmen diskutiert und eingeordnet werden soll und welche Stellung sie einnehmen könnten und müssten.
Die Frauenquote ist ein Thema, dass über die Aufsichtsräte DAX-notierter Unternehmer hinausgeht und alle Arbeitnehmerinnen und -geberinnen angeht; eine Angelegenheit, die alle Frauen interessieren sollte und das unabhängig von ihren ganz verschiedenen Standpunkten zur Arbeitswelt an sich und ihrer Karriereplanung.
Ich bin keine Feministin, aber ich erkenne, dass uns Frauen heute mehr Möglichkeiten denn je zur Verfügung stehen und propagiert werden, zugleich jedoch Restriktionen gesellschaftlich und wirtschaftlich gelebt werden.
Mit dem Entwurf einer festen Geschlechterquote in den Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen und im öffentlichen Dienst feuerten Familienministerin Manuela Schwesig und Justizminister Heiko Maas eine Debatte an, die sicherlich sinnvoll ist. In ihrer derzeitigen Ausrichtung lässt sie allerdings wichtige Aspekte vermissen und bleibt auf einem zu generischen Level. Sie verwehrt den Blick über den Tellerrand. Wie sieht es in anderen Wirtschaftsbereichen aus und was kann sich da möglicherweise abgeguckt werden?
Startup-Szene als bestes Beispiel
Die deutsche Startup-Szene etwa erscheint mir als Gründerin als gutes Beispiel dafür, dass es in Deutschland nicht um politisch festgelegte Quoten gehen muss. Erfolgschancen sind hier nicht geschlechtsbedingt, sondern richten sich nach Engagement, Leistung und Leidenschaft. Kann es sein, dass junge Unternehmen den Unterschied machen, indem sie eben keinen machen? Männern wie Frauen wird in Startups die gleiche Chance zum Aufstieg gegeben. Während das Verhältnis von Männern und Frauen bei uns ausgeglichen ist, sind es auch auf Führungsebene fast 40% KollegINNEN.
Auch wenn wir als erster Curated Shopping Service Deutschlands für Männer, ein Dienstleister ausschließlich für Herrenmode sind, haben wir ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis und Sexismus bei uns keine Chance. Ich denke, unser Startup Modomoto profitiert davon, dass es nicht nur Männer sind, die Entscheidungen treffen und tragen, sondern dass alle an einer Problemlösung arbeiten und gemeinsam das Ziel verfolgen, unser Startup weiter voranzubringen.
Wer möchte schon die Quotenfrau sein?
Fraglich bleibt, ob die durchgesetzte Frauenquote dauerhaft den erwünschten Erfolg haben wird. Wer möchte schon die Quotenfrau sein? Selbst, wenn es Frau auch so geschafft hätte. Ein Beigeschmack bleibt und das nämlich vor allem bei den Kollegen. Und was ist eigentlich mit den Steinen, die sich Frauen selbst in den Weg legen? Viele Frauen in meinem Bekanntenkreisdenken schon am Anfang ihrer Karriere über die Entscheidung zwischen beruflichem Aufstieg und Kinderplanung nach, selbst wenn z. B. noch nicht einmal ein Partner für die zukünftigen Kinder da ist… Wieso das so ist? Gesellschaftliche Restriktion? Wirtschaftliche Hürden? Es ist an der Gesellschaft, den Rahmen zu gestalten, dass Frauen sowohl Kinder als auch Familie mit Karriere verbinden können – und Mädchen in dem Maße gefördert werden und mit dem Wissen aufwachsen, dass dies möglich ist.
Was ist also zu tun, um die Rolle der Frau im Berufsleben zu stärken und für Selbstbewusstsein im Job zu sorgen? Der Fokus sollte langfristig auf die Nachwuchsförderung gelegt werden. Führen wir Mädchen früh an Berufe heran, egal ob sie der sogenannten Männer- oder Frauendomäne angehören. Das ist nicht nur Sache der Politik, sondern der ganzen Gesellschaft, Mädchen und auch Jungen zu selbstbewussten Persönlichkeiten zu erziehen, mit dem Glauben und im Wissen, jeden Beruf und jede Position einnehmen zu könne, die sie möchten.
Frauen sollten einander stärker Vorbild sein. Dabei geht es nicht nur um Posten in Aufsichtsräten, sondern um das alltägliche Miteinander. Sich gegenseitig zu fördern, zu ermutigen und Chancen und Möglichkeiten für die berufliche Weiterentwicklung aufzuzeigen, sollte im allgemeinen sozialen Bewusstsein verankert werden.