Erntebilanz 2022
Beim Getreide konnte der Deutsche Bauernverband (DBV) nach vorläufiger Schätzung ein leichtes Plus vermelden. Die Ernte stieg demnach 2022 um knapp zwei Prozent auf rund 43,3 Millionen Tonnen. „Die aktuelle Erntemenge liegt allerdings immer noch sehr deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2014-2021 (ohne das extreme Trockenjahr 2018) in Höhe von 45,6 Millionen Tonnen“, bilanzierte der Verband.
Die wichtigste Getreideart auf deutschen Äckern ist nach wie vor der Winterweizen. Ausgerechnet hier aber ließ die Qualität laut dem DBV 2022 oft zu wünschen übrig. Der Grund: die lang anhaltende Trockenheit in vielen Regionen Deutschlands. Die Erntemenge beläuft sich in diesem Jahr den Angaben zufolge auf 21,8 Millionen Tonnen (Vorjahr: 21,0 Millionen Tonnen). „Das ist nach wie vor aber deutlich weniger als im Mittel der Jahre 2014-2021 mit einer durchschnittlichen Erntemenge von knapp 24 Millionen Tonnen“, schränkte der Verband ein.
Pflanzenöl wurde zeitweise nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine in deutschen Supermärkten knapp. Die wichtigste heimische Ölpflanze ist der Winterraps. Hier gab es in der Erntebilanz 2022 gute Nachrichten. Die Anbaufläche stieg demnach um knapp neun Prozent auf 1082 Millionen Hektar. Die Erntemenge erhöhte sich sogar im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf 4,1 Millionen Tonnen.
Auch für viele Obstbauern wurde 2022 gemessen am Ertrag ein gutes Jahr. Das Statistische Bundesamt (Destatis) rechnete in einer ersten Prognose damit, dass die Apfelernte um knapp 46 000 Tonnen und damit 4,6 Prozent höher ausfallen wird als 2021. Verglichen mit dem zehnjährigen Durchschnitt belaufe sich das Plus sogar auf 8,2 Prozent. Witterungsbedingt sei bislang wenig Krankheits- und Schädlingsbefall festgestellt worden, hieß es. Bei den Kirschen wurde die Vorjahresernte sogar um 26,8 Prozent übertroffen.
Gerste ist neben dem Einsatz beim Bierbrauen vor allem ein wichtiges Futtergetreide. Auch in diesem Bereich hat der Ukrainekrieg für Landwirte zu steigenden Preisen geführt. Die Erntemenge der Wintergerste stieg 2022 laut dem Bauernverband um rund fünf Prozent auf 9,3 Millionen Tonnen. Dafür sorgte trotz einer etwas kleineren Anbaufläche ein um acht Prozent höherer Ertrag je Hektar.
Rund ein Dreizehntel der bundesweiten Anbauflächen für Getreide entfallen mittlerweile auf Körnermais. Hier gab es vom DBV schlechte Nachrichten zur Ernte 2022. Die Erntemenge sei um ein Fünftel auf 3,6 Millionen Tonnen eingebrochen. Der Mais habe in vielen Regionen massiv unter der anhaltenden Trockenheit gelitten.
Ein schlechtes Erntejahr wurde 2022 auch für Erdbeerbauern. „Niedrigste Erdbeerernte seit 24 Jahren erwartet“, meldete Destatis. Die Behörde erwartete im Freiland eine Ernte von rund 91.300 Tonnen. „Das ist die niedrigste Erntemenge seit 1998“, hieß es. „Damit liegt die diesjährige Erntemenge voraussichtlich fünf Prozent unter der - gegenüber den vorangegangenen Jahren - schon sehr geringen Erdbeerernte 2021 von rund 96.000 Tonnen.“ Allerdings ist die Anbaufläche verglichen mit dem Vorjahr um neun Prozent geschrumpft. „Ein weiterer Grund ist möglicherweise die sinkende Nachfrage nach Erdbeeren aus heimischer Erzeugung“, teilten die Statistiker mit.
Spargel entwickelte sich im Krisenjahr 2022 vom Saisonliebling zum Ladenhüter. Die für viele Verbraucher zu hohen Preise waren auch einem Rückgang bei der Erntemenge geschuldet. Sie sank mit 113.000 Tonnen gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent und im Vergleich der vergangenen sechs Jahre um knapp zehn Prozent. Die Gründe waren hier laut den Experten ähnlich wie bei Erdbeeren kleinere Anbaufläche und eine gesunkene Nachfrage. Die größten Spargelproduzenten waren Niedersachsen, Bayern und Nordrhein-Westfalen.
Beim Hafer zeigte sich ein gemischtes Bild. Zwar verringerte sich die Anbaufläche um zehn Prozent. Dafür konnte bei der Ernte 2022 der Ertrag pro Hektar um elf Prozent gesteigert werden. Daher sank die Erntemenge um lediglich ein Prozent auf 742.000 Tonnen Hafer. Das waren 21 Prozent mehr als der Durchschnittswert der Jahre 2014 bis 2021.