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Exklusiv Rocket Internet: Gründungsmotor stottert

Vorstandschef Oliver Samwer
Vorstandschef Oliver Samwer
© Getty Images
Rocket Internet hat dieses Jahr noch kein neues Unternehmen gegründet. Dafür investierten die Berliner in über 100 fremde Firmen
Die neue Capital erscheint am 24. August
Die neue Capital erscheint am 24. August

Die Gründungsaktivität der Berliner Start-up-Schmiede Rocket Internet hat sich deutlich verlangsamt. Obwohl CEO Oliver Samwer im April angekündigt hat, 2017 fünf bis acht Unternehmen starten zu wollen, ist in diesem Jahr noch keine Neugründung an den Markt gegangen. Zugleich hat der börsennotierte Konzern nach Capital-Informationen seit Jahresbeginn bereits über 100-mal in fremde Start-ups investiert. Damit manifestiert sich ein Strategiewechsel: Das Unternehmen wandelt sich vom Inkubator zu einem gewöhnlichen Wagniskapitalfinanzierer.

Für diesen Zweck haben die Berliner Anfang 2016 den Rocket Internet Capital Partners Fund (RICP) aufgelegt, der bis zum Closing im Januar 2017 1 Mrd. Dollar eingesammelt hat. Er investiert stets an der Seite des Rocket-Investmentarms Global Founders Capital, der 20 Prozent des Kapitals beisteuert, den Rest trägt RICP.

Finanziert wurden 2017 etwa das Münchner Start-up Personio, das eine Software zur Mitarbeiterverwaltung entwickelt hat, die Parkplatz-App Spot Hero aus Chicago oder die Londoner Kindermädchen-Vermittlung Koru Kids. Das hohe Investitionstempo sowie das offensichtliche Fehlen eines thematischen oder regionalen Fokus sorgt in der Start-up-Szene für Verwunderung. Er erkenne als einzige Strategie spray and pray, sagt ein Investor. Auch an der Börse überwiegen die Zweifel an der Rocket-Ausrichtung. Seit Monaten dümpelt der Aktienkurs unter der 20-Euro-Marke, weit vom 2014 erreichten Höchstwert von 56,60 Euro entfernt. Mit einem 100 Mio. Euro teuren Rückkaufprogramm soll der Kurs nun gestützt werden.

Vom Gründungsgeschäft hat sich der Konzern indes noch nicht ganz verabschiedet: Eine Handvoll Teams soll derzeit an möglichen neuen Projekten arbeiten. So bereitet sich nach Capital-Informationen gerade das Start-up Smart Elite auf seinen Launch vor. Es will hoch qualifizierte Freiberufler aus der Entwickler-, Design- und Marketingbranche vermitteln. Geleitet wird es vom ehemaligen Myparfum-Chef Matti Niebelschütz. Das Konzept ist eine ziemlich exakte Kopie des 2010 in San Francisco gegründeten Unternehmens Toptal – selbst der Slogan ist derselbe. Wie das US-Vorbild verspricht das Rocket-Projekt, die besten drei Prozent aller Freelancer zu vermitteln.

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