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Kommentar Regeln des neuen Arbeitens

Das Büro, wie wir es kennen, hat ausgedient. Arbeit wird etwas, das wir tun, nicht ein Ort, zu dem wir gehen. Von Markus Albers
Job, Büro, feste Arbeitszeit - das war einmal
Job, Büro, feste Arbeitszeit - das war einmal
© Getty Images

Wir erleben die fundamentale Neudefinition eines der mächtigsten Ordnungsmuster unseres Lebens – des Arbeitstages im Büro. Wir stehen vor einer grundlegenden Umwälzung der Art, wie Arbeit und Produktivität organisiert werden. Die gute Nachricht: Sie bringt festangestellten Wissensarbeitern ein Maß an Freiheit und Selbstbestimmung, wie es bisher nur Freiberufler kannten.

Angestellte integrieren Hobbys, persönliche Interessen und Freunde in ihren Tagesablauf, der bislang nur vom Berufsleben geprägt war. Und sie machen dabei keine Abstriche im Job, was Leistung, Zuverlässigkeit und Karriere angeht. Im Gegenteil: Sie begegnen Kollegen und Vorgesetzten produktiver, gelassener und souveräner.

Markus Albers ist Autor der Sachbücher „Morgen komm ich später rein“ und „Meconomy“, in denen er sich mit der Zukunft der Arbeit beschäftigt
Markus Albers ist Autor der Sachbücher „Morgen komm ich später rein“ und „Meconomy“, in denen er sich mit der Zukunft der Arbeit beschäftigt
© Dominik Butzmann

Manager oder Unternehmer erreichen eine höhere Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit, eine geringere Krankheits- und Kündigungsrate und deutlich reduzierte Kosten für Immobilien und Infrastruktur. Unternehmen bleiben in der globalisierten 24-Stunden-Wirtschaft wettbewerbsfähig, stimulieren Kreativität und Innovation und binden die besten Talente an sich – indem sie ihren Mitarbeitern Freiheit und Flexibilität einräumen.

Wir sind die erste Generation, die diese dramatische gesellschaftliche Umwälzung erlebt: eine Revolution der Art und Weise, wie wir unser Leben um unseren Job herum organisieren. Wir stehen vor dem Tod einer Institution, die unseren Vätern und Müttern Sicherheit, Struktur und Lebenssinn gab und ihren Tagesablauf ordnete. Die gleichzeitig einen allumfassenden Zeitterror ausübte, das Denken prägte und allem Sein ihren Stempel aufdrückte. Wir werden es erleben: das Ende des Büros, wie wir es kennen.

Besserer Ausgleich zwischen Job und Freizeit

Denn die Digitalisierung verändert die Unternehmens- und Arbeitswelt grundlegend, sagen zum Beispiel die Experten von McKinsey. Neue, internetbasierte Werkzeuge ermöglichen innovative Formen der Zusammenarbeit. Sie geben jedem die Chance, kreativer und effizienter zu sein – und nicht zuletzt auch einen besseren Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Diese Veränderungen erfordern jedoch ein Umdenken in Wirtschaft und Gesellschaft, mahnt die Unternehmensberatung.

Dank moderner Technik und eines Wandels gesellschaftlicher Werte werden wir freier und selbstbestimmter arbeiten als die Generation unserer Eltern. Die Entkoppelung der Arbeit von Ort und Zeit birgt ein erhebliches Emanzipationspotenzial für Wissensarbeiter. Diese Entwicklung ist tatsächlich neu – die technischen Mittel stehen erst seit kurzem komfortabel zur Verfügung. Und die Konsequenzen sind noch lange nicht in allen Unternehmen angekommen. Der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Bill Jensen sagt es so: „Die Zukunft der Zusammenarbeit am Traumarbeitsplatz wird wesentlich dadurch bestimmt, wie viel Mehrwert sie für den Einzelnen bereithält.“

Dabei führt die neue Unabhängigkeit des Angestellten von der Infrastruktur der alten Büros keineswegs zu Vereinzelung und mangelnder Kommunikation. Im Gegenteil: Das Internet ermöglicht plötzlich eine neue Stufe der produktiven Zusammenarbeit, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Dank internationaler Datenstandards, schneller Onlineverbindungen und immer effizienterer Workflow-Software lassen sich globale Experten-Netzwerke und hochqualifizierte Mitarbeiter in fremden Ländern ebenso leicht rekrutieren wie eigene Angestellte von der Anwesenheitspflicht im Büro befreien.

Manager müssen umdenken

Fortschrittliche Unternehmen messen nicht mehr Anwesenheit, sondern Ergebnisse – oder sogar nur noch Reputation. Dabei müssen vor allem Manager umdenken und lernen, klare Ziele zu definieren, statt Präsenz zu kontrollieren. Arbeit wird immer mehr etwas, das wir tun, nicht ein Ort, zu dem wir gehen.

Diese Art zu Arbeiten funktioniert natürlich nicht für Bauarbeiter, Fluglotsen oder Ärzte. Aber doch für immer mehr Berufsbilder: Eine globale McKinsey-Studie zeigt, dass so genannte komplexe Tätigkeiten in entwickelten Ländern wie Deutschland bereits jetzt 35 bis 45 Prozent aller Jobs ausmachen und dass ihr Anteil wächst. Der klassische Sachbearbeiter wird immer weniger gebraucht, weil Prozesse rationalisiert oder durch Technologie ersetzt werden.

„Eine neue Generation – egal ob im Maschinenbau oder in der Digitalagentur – erwartet neue Führungsstile, Freiheiten und Raum für Selbstverwirklichung“, sagt Thorsten Hübschen, der sich bei Microsoft um passende Produkte für diese neue Arbeitswelt kümmert: „Sie arbeitet in virtuellen Teams, egal an welchem Ort und in welcher Zeitzone. Und sie legt Wert darauf, selbst zu entscheiden, wann Schluss ist.“

Heute arbeiten wir überall

All das führt zu einer grundlegenden Umdeutung unseres Arbeitsbegriffs: Früher suchten Unternehmen gute Sachbearbeiter. Heute suchen sie Mitarbeiter, die eine menschliche Beziehung zum Kunden aufbauen. Früher haben Mitarbeiter Strategien exekutiert. Heute agieren sie selbst unternehmerisch. Früher haben Vorgesetzte Gehorsam gefordert. Heute stärken sie Autonomie und Empowerment. Früher haben Angestellte alles der Arbeit untergeordnet. Heute ist Work-Life-Balance ein wichtiges Incentive für Junge und Alte. Früher fand Arbeit im Büro statt. Heute arbeiten wir überall. Früher war erfolgreich, wer Informationen effizient verwaltete. Heute ist es, wer Wissen erklären und vermitteln kann. Früher war das Unternehmens-Handy ein Statussymbol. Heute ist es die Erlaubnis, sein eigenes Smartphone und Tablet benutzen zu dürfen.

„Die Unternehmen beginnen, sich ernsthaft mit den neuen Themen der Digitalisierung zu beschäftigen“, sagt Sebastian Muschter von McKinsey: „Die digitalen Pioniere in den Unternehmen werden allerdings noch oft als interne Konkurrenz ausgebremst.“

Zudem werde es in dieser Entwicklung Gewinner und Verlierer geben, sagt Catherine Hakim von der London School of Economics, und warnt – leider wohl zurecht – vor einer immer stärkeren Differenzierung zwischen Wissensarbeitern und allen anderen.

Markus Albers hat zusammen mit Microsoft Deutschland gerade das „Manifest für ein Neues Arbeiten“ sowie „33 Regeln erfolgreicher digitaler Pioniere“ veröffentlicht.

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