Was kostet der Parkvorgang bei Easypark eigentlich genau? Auf der Website wird für die Gebühr eine Spanne von 0 bis 15 Prozent genannt.
NICO SCHLEGEL: Grundsätzlich beträgt sie 15 Prozent der Parkgebühren. Es gibt aber Städte, die die Gebühr selbst übernehmen, und dann bezahlt der Kunde nichts. In den meisten Fällen aber parkt man und bezahlt 15 Prozent der Parkgebühren an uns.
Müssen Sie mit Städten und Gemeinden einzeln darüber verhandeln, wo sie eingebunden werden? Ist das nicht sehr aufwendig?
Ja, das stimmt. Es erfordert viele Ressourcen. Wir haben daher einen Vertrieb, der mit den Städten spricht. Wir sind aber auch Mitglied in einem Verband der Handyparker, der gesammelt mit den Städten Gespräche führt. Wir bevorzugen dieses offene Modell. Wenn die Stadt lieber einen exklusiven Vertrag haben will, dann schließen wir einen solchen ab. Im besten Fall können alle Handypark-Anbieter teilnehmen, und der Kunden kann sich aussuchen, welche App er am besten findet.
Das Feld der Handypark-Apps hat sich ja ausgedünnt. Sie selbst haben 2022 ParkNow übernommen, den damaligen gemeinsamen und großen Anbieter von Daimler und BMW. Wie wurde der integriert?
Es war ja eine weltweite Übernahme. Wir haben daher erst in Zentraleuropa versucht, die technischen Voraussetzungen zu schaffen. Wir haben also unsere Technik erweitert. Und jetzt müssen wir das noch in Amerika umsetzen. Aber die Entwicklung ist sehr positiv, und wir sind zufrieden mit der Akquisition.
Wie viele Parkvorgänge laufen in Deutschland denn schon übers Handy? Wie groß ist dieser Markt?
Zunächst einmal gilt: Das digitale Bezahlen war in Deutschland insgesamt ein bisschen spät dran. Die Skandinavier waren da deutlich schneller. Der Umschwung kam eigentlich in den letzten drei Jahren, auch im Zuge von Corona. Da gab es dann eine enorme Dynamik, auch beim Handyparken. Das Interesse der Städte hat zugenommen, wir haben jetzt etwa 850 Städte in Deutschland, die das anbieten. Aber auch die Anzahl der Nutzer steigt. Es gibt Städte, in denen im Durchschnitt mehr als jeder dritte Parkvorgang digital erfolgt. Das sah vor drei Jahren noch ganz anders aus.
Ist das Handyparken nicht ein typischer Fall für Konsolidierung? Es ist ja eher schwer vorstellbar, dass da auf Dauer mehrere Anbieter nebeneinander existieren.
Wir glauben fest daran, dass es immer wieder neue Anbieter geben wird. Vielleicht verschwinden manche, aber es kommen auch immer wieder neue hinzu. In den meisten Ländern nimmt der Wettbewerb sogar eher zu.
Easypark nutzt seine Technik auch, um Fahrerinnen und Fahrer zu freien Parkplätzen zu lotsen. Wie funktioniert das?
Der erste Schritt ist, dass der Parkraum komplett digitalisiert wird, man muss also genau wissen, wo es welche Parkplätze in welcher Größe gibt. Dafür haben wir Fahrzeuge, die mit Lasern ausgestattet sind und die diesen Parkraum erfassen können. Zusätzlich muss erfasst werden, wann man überhaupt auf diesem Parkplatz parken kann.
„Ein Drittel der Luftverschmutzung entsteht im Parksuchverkehr“
Sie schicken also so eine Art Google-Auto für Parkplätze durch die Gegend?
Ja, genau. Das haben wir in einigen Städten in Deutschland gemacht. Da kann man unterschiedliche Flotten nutzen, die solche Daten erfassen. Da wird dann auch erhoben, wo es freie Parkplätze gibt. Diese Daten bringen wir in anonymer Form zusammen und bauen daraus einen Algorithmus. Wichtig ist ja, einschätzen zu können, was mit einem Parkplatz wahrscheinlich passiert, der jetzt frei ist. Wie sieht es da in fünf Minuten aus?
Sie können also keinen freien Parkplatz garantieren?
Nein, aber wir können eine Prognose mit hoher Wahrscheinlichkeit abgeben.
Ihr Angebot erleichtert den Autoverkehr in den Städten und macht das Auto damit wieder attraktiver. Das macht Städte ja nicht lebenswerter, sondern geht eher in die andere Richtung.
Deshalb wollen wir unseren Service ausweiten. Ein Drittel der Luftverschmutzung entsteht im Parksuchverkehr. Wenn wir also den Autofahrern helfen, schneller Parkplätze zu finden, dann helfen wir auch den Städten beim Versuch, die Luft sauberer zu machen. Wir stellen den Städten auch Informationen darüber zur Verfügung, wo sich Parkplätze sinnvoll abbauen oder umwidmen lassen.
Aber das ist doch nicht im Sinne Ihres Geschäftsmodells.
Das sieht auf den ersten Blick so aus. Aber de facto ist es so, dass viele Städte die Parkraumbewirtschaftung ausbauen. Im Moment gibt es noch viele Parkplätze, an denen man nicht bezahlen muss. Da entsteht jetzt ein Zufluss an bezahlten Parkplätzen. Daher sehen wir für uns in den nächsten Jahren kein Problem.
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,
- wie Easypark in privaten Garagen funktioniert,
- welche Rolle Ladestationen für E-Autos im Konzept spielen,
- warum auch weniger Parkplätze gut fürs Geschäft sein könnten.
Alle Folgen finden Sie direkt bei RTL+, Apple oder Spotify oder via Google.