Der Investor, der künftig bei Movinga das Sagen hat, ist bislang ein Phantom. Seine Website muss noch entstehen, seine Firmen hat er Ende 2022 in London neu angemeldet. Über weitere Start-up-Wetten von ihm ist nichts bekannt. Dabei hat er sich bei einer der prominenten Berliner Digitalfirmen gerade im großen Stil eingekauft, ihm gehört künftig die Mehrheit an dem Umzugs-Start-up Movinga. Das berichten zwei Personen, die die Details des Deals kennen.
Noch kürzlich berichtete Deutsche Startups über das Gerücht eines Unternehmensverkaufs – ohne einen Namen zu nennen. Doch tatsächlich investierte der neue Geldgeber einen hohen einstelligen Millionenbetrag, dafür schaffte die Firma so viele neue Anteile, dass ihm künftig weit mehr als die Hälfte des Start-ups gehört. Die Mehrheitsübernahme bestätigt das Unternehmen auf Nachfrage.
Für prominente Wagniskapitalgeber wie den N26-Investor Earlybird oder die Biontech-Investoren Strüngmann, die mit mindestens 90 Mio. Dollar das Wachstum über die Jahre finanzierten, verbleibt künftig nur noch ein kleiner Teil an der Firma. Es handelt sich um eine starke Abwertung. Genaue Zahlen sind nicht bekannt.
Selbst Google wollte einsteigen
Movinga hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Kurz nach Gründung entstand ein wahrer Hype um das Unternehmen. Die beiden Gründer Bastian Knutzen und Chris Maslowski hatten das Start-up gestartet, um Umzüge online zu vermitteln, selbst nach dem Flixbus-Modell abzuwickeln und die Routen schlau zusammenzuschalten. Das Wachstum sah in den ersten Monaten überragend aus. Die Investoren rissen sich um einen Einstieg: Selbst Google wollte sich beteiligen, wie das Magazin t3n damals berichtete. Die 25-Milllionen-Finanzierung vom Investor Index galt als Ritterschlag. Die Firma und ihre beiden jungen Gründer elektrisierten die deutsche Gründerszene wie später der Neobroker Trade Republic oder zuletzt der Schnelllieferdienst Gorillas.
Doch das Geld war schnell verbrannt und das Wachstum gab nach – die Gründer flogen aus der Firma. Mit Finn Hänsel übernahm ein erfahrener Firmenlenker, der das Unternehmen umkrempelte und wieder auf einen neuen Wachstumskurs brachte, er konnte auch neue Geldgeber überzeugen. Zu den neuen starken Partnern gehörten Andreas und Thomas Strüngmann, die in der Coronapandemie durch ihre Beteiligung an dem Impfstoffentwickler Biontech bekannt wurden und zu den reichsten Deutschen zählen. Die Milliardäre glaubten lange auch an das Umzugsmodell von Movinga und investierten nach. Zuletzt gehörte ihnen mehr als die Hälfte der Anteile.
Auch Finanz-Features im Angebot
Movinga hat nun mit Silvio und Tobias Hinteregger seit 2020 eine neue Führung. Das Geschäftsmodell besteht nicht mehr nur aus Umzügen, es bietet seit Längerem auch Versicherungen dazu an. In einer App für die Partnerunternehmen sollen sich die Umsätze und Zahlungen besser überwachen lassen. Finanz-Features gehörten schon immer zu den großen Plänen.
Zuletzt seien die bestehenden Geldgeber pessimistisch gewesen, heißt es aus Finanzkreisen. Zu Beginn der Pandemie schrumpften die Umsätze. Das Geschäft habe sich 2021 und 2022 wieder gesteigert, teilt der Geschäftsführer Silvio Hinteregger mit. Das vergangene Jahr sei das beste der Firmengeschichte gewesen, mit einem klaren Profitabilitätspfad, heißt es.
Der Beitrag ist zuerst bei Finance Forward erschienen