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Wirtschaftshistorikerin Nobelpreis für Wirtschaft: Wer ist Claudia Goldin?

Claudia Goldin in ihrem Büro an der Harvard University
Claudia Goldin in ihrem Büro an der Harvard University
© BBVA Foundation
Der 1000. Nobelpreis geht an die Harvard-Professorin Claudia Goldin. Sie hat die erste umfassende Darstellung der Einkommen und der Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen im Laufe der Jahrhunderte vorgelegt

Claudia Goldin ist eine US-amerikanische Wirtschaftshistorikerin und Arbeitsökonomin – und seit Montag Trägerin des Wirtschafts-Nobelpreises. Ausgezeichnet wurde sie für ihre umfassende Forschung zur Einkommensungerechtigkeit zwischen Frauen und Männern.

Anhand von Daten aus den gesamten USA konnte sie nachweisen, wie und warum sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Einkommen und Beschäftigungsquoten im Laufe der Zeit verändert haben. Derzeit arbeitet sie als Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Harvard-Universität. Außerdem ist sie Co-Direktorin der „Gender in the Economy Study Group“ der National Bureau of Economic Research (NBER).

Beeindruckende Karriere

Goldin begann ihre Karriere an der University of Wisconsin in Madison. Im Jahr 1972 wechselte sie an die Princeton University und 1990 ging sie an die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Harvard University, wo sie die erste Frau war, die eine Festanstellung erhielt. Nun ist sie nach Elinor Ostrom und Esther Duflo die dritte Frau, die den Wirtschaftsnobelpreis bekommt.

Sie ist vor allem für ihre historischen Forschungsarbeiten im Bereich Frauen und Wirtschaft bekannt. Ihre bedeutsamsten Studien in diesem Fachgebiet beschäftigen sich mit den Bestrebungen von Frauen, Karriere und Familie zu vereinbaren. Ebenso erforschte sie den Einfluss der „Pille“ auf die beruflichen und ehelichen Entscheidungen von Frauen, die Bedeutung von Nachnamen von Frauen nach der Heirat als sozialen Indikator und warum Frauen heute die Mehrheit der Studierenden ausmachen.

Für das Nobelpreis-Komitee war aber vor allem ihre Forschung zur Entwicklung der Frauen-Erwerbsbeteiligung ausschlaggebend. Goldin zeigte, dass Frauen im Laufe der Zeit nicht stets mehr gearbeitet haben, sondern die Erwerbsbeteiligung eine U-förmige Kurve bildet. Im 18. Jahrhundert arbeiteten viele verheiratete Frauen. Als sich die Gesellschaft industrialisierte, nahm die Erwerbsbeteiligung wieder ab. Erst als der Dienstleistungssektor relevanter wurde, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, fingen wieder mehr verheiratete Frauen an zu arbeiten. Goldin erklärte dieses Muster als Ergebnis des Strukturwandels und der sich entwickelnden sozialen Normen in Bezug auf die Verantwortung der Frauen für Haus und Familie.

Goldins Forschung deckt ein breites Spektrum an Themen ab: die weibliche Erwerbsbevölkerung, die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern, Einkommensungleichheit, technologischer Wandel, Bildung und Einwanderung. Die meisten ihrer Forschungsarbeiten interpretieren die Gegenwart durch die Brille der Vergangenheit und erforschen so vor allem die Ursprünge aktueller Probleme.

Krugman lobt: „Hochverdient“

Ihr neuestes Buch „Career and Family: Women's Century-Long Journey toward Equity“ erschien im Oktober 2021. Kern des Buches ist ein Überblick über die Möglichkeiten von Frauen mit College-Abschluss in den USA, die zwischen 1878 und 1978 geboren wurden. Sie zeigt, dass es für diese Frauen im 20. und 21. Jahrhundert schwierig war, Familie und Karriere zu vereinbaren. Goldin analysiert die historischen Ursachen der Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern und der Ungleichheit in Partnerschaften.

Paul Krugman, Ökonom und Nobelpreisträger von 2008, kommentierte die Ehrung von Goldin auf dem Twitter-Nachfolger X: „Hochverdient.“ Er betonte, dass ihre Arbeit über Frauen auf dem Arbeitsmarkt hinausgehe. „Sie war eine Pionierin der empirischen Revolution in der Arbeitsökonomie und leistete wichtige Arbeit zur Ungleichheitsforschung.“

Über alle Kategorien erhält Goldin den 1000. Nobelpreis. Wenn der Wirtschaftsnobelpreis auch kein klassischer Nobelpreis ist: Nicht Alfred Nobel (1833-1896), dem ursprünglichen Stifter der Preise, rief ihn ins Leben. Stattdessen wird dieser Preis seit 1960 von der schwedischen Reichsbank finanziert.

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