Der Deutsche Wasserstoff-Verband, der im vergangenen Jahr in den Strudel einer Filzaffäre im Verkehrsministerium geraten war, hat seine Neuaufstellung abgeschlossen. Nach Informationen von Capital übernimmt der Manager Bernd Pitschak den Vorstandsvorsitz des Verbands. Pitschak, der seit vielen Jahren in der Wasserstoffbranche tätig ist, wurde nach einem mehrmonatigen Auswahlverfahren am Donnerstag berufen. Er führt den Verband jetzt zusammen mit Friederike Lassen, die bereits im vergangenen Oktober ernannt worden war.
Mit dem neuen Führungsteam will der Verband nach zuletzt schwierigen Zeiten einen Neustart schaffen.
Wasserstoff-Förderungen: Interventionen für Bekannte
Anfang 2024 war bekannt geworden, dass sich der damals für Wasserstoff zuständige Abteilungsleiter im Bundesverkehrsministerium bei Förderentscheidungen für Projekte von Bekannten eingeschaltet hatte. Dabei ging es auch um zwei Projekte von Werner Diwald, dem langjährigen Chef des Wasserstoff-Verbands, der private Kontakte mit dem Topbeamten unterhielt.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Verkehrsminister Volker Wissing (heute parteilos) auch entschieden, einstweilen keine Förderung für neue Wasserstoffprojekte zu vergeben. Der Förderstopp war ein Rückschlag für die Branche, die nach dem Willen der Bundesregierung eine zentrale Rolle bei dem staatlich flankierten, aber bisher noch schleppenden Umbau der Industrie und dem Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft spielen soll. Einige Mitglieder des Verbands drangen auf einen Wechsel an der Spitze, weil sie die Affäre für eine Belastung des Geschäfts hielten. Zum Jahresende schied Diwald aus. Allerdings sieht sich der Ex-Chef heute durch den Abschlussbericht des Ministeriums zu den fraglichen Vorgängen vollständig entlastet.
Branche abhängig von öffentlichen Mitteln
Sein Nachfolger Pitschak war 20 Jahre lang Geschäftsführer der Firma Hydrogenics aus Witten im Ruhrgebiet, die Brennstoffzellen und -systeme für mobile Anwendungen entwickelt. Nach der Übernahme durch einen US-Investor verantwortete der promovierte Ingenieur zuletzt dessen Regierungsbeziehungen. Pitschaks Co-Chefin Lassen war vor ihrem Aufstieg an die Spitze innerhalb des DWV für die Bereiche Politik und Regulierung verantwortlich.
Die Personalien spiegeln damit auch die Bemühungen des Lobbyverbands, die für die Branche wichtigen Beziehungen in die Politik zu glätten. Bislang hängt der gesamte Wasserstoffmarkt in Deutschland immer noch maßgeblich am Tropf öffentlicher Mittel – so haben es zuletzt der Eon-Konzern und das Kölner Energieinstitut EWI in ihrem jüngsten Wasserstoff-Monitoringbericht festgestellt.
Neben dem neuen Vorstand wollten die Mitglieder des Verbands am Donnerstag auch das Präsidium neu wählen. Im Zuge der Förderaffäre im Verkehrsministerium hatte Präsident Oliver Weinmann im Herbst sein Amt ruhen lassen.