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Stahindustrie ArcelorMittal lässt Pläne für Öko-Stahlwerke fallen

Mitarbeiter von ArcelorMittal nehmen an der Übergabe des Fördermittelbescheides teil
Vom Weg abgekommen: ArcelorMittal stoppt die Pläne zur Umstellung der Stahlproduktion auf grünen Wasserstoff in Eisenhüttenstadt und Bremen
© Patrick Pleul/dpa / Picture Alliance
Rückschlag für den grünen Umbau der Stahlindustrie in Deutschland: ArcelorMittal Europe stoppt Pläne zum Umbau von zwei Stahlwerken auf eine klimaneutrale Produktion. Es fehle der grüne Wasserstoff

Die Pläne für eine klimafreundliche Stahlproduktion in Deutschland haben durch die Absage eines wichtigen Projekts von ArcelorMittal einen schweren Dämpfer erhalten. Der Konzern teilte am Donnerstag mit, milliardenschwere Projekte für die Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstatt nicht weiter zu verfolgen. Der Bund wollte diese mit 1,3 Mrd. Euro fördern. ArcelorMittal habe die Bundesregierung über die Entscheidung informiert, dass der Konzern auf Grund der Marktsituation und der fehlenden Wirtschaftlichkeit einer CO2-reduzierten Stahlproduktion die Investitionen nicht weiterführen könne.

Das Bundeswirtschaftsministerium bedauerte die Entscheidung von ArcelorMittal. Wichtig sei, dass noch keine staatlichen Gelder geflossen seien. Drei vergleichbare Vorhaben der Hersteller Salzgitter Flachstahl, Thyssenkrupp Steel Europe und SHS (Stahl-Holding-Saar) hätten Förderbescheide über zusammen rund 5,6 Mrd. Euro erhalten. An den Standorten der drei Unternehmen laufe die Umsetzung der Projekte bereits. Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez hat sich ebenfalls kritisch zu den Vorhaben geäußert, hält aber bislang daran fest.

Die Umstellung der Stahlproduktion auf eine klimafreundliche, wasserstoffbasierte Produktion gehörte zu den wichtigsten Klimaschutzplänen der früheren Bundesregierung. ArcelorMittal kündigte an, die CO2-Bilanz seiner Anlagen weiter zu verbessern, auch wenn es zunehmend unwahrscheinlicher sei, die CO2-Reduktionsziele bis 2030 zu erreichen. Es werde immer deutlicher, dass die Energiewende in allen Bereichen langsamer als erwartet vorankomme. Dazu gehört auch, dass grüner Wasserstoff noch keine tragfähige Energiequelle sei und eine Produktion auf Erdgasbasis als Übergangslösung nicht wettbewerbsfähig sei.

Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Umstellung

„Wir wissen die Finanzierung durch die Bundesregierung und das Land Bremen sowie die Unterstützung des Landes Brandenburg für dieses Projekt zu schätzen“, erklärte Geert Van Poelvoorde, Chef von ArcelorMittal Europe. Aber selbst mit der finanziellen Unterstützung sei die Wirtschaftlichkeit der Umstellung nicht ausreichend gegeben. „Die Rahmenbedingungen ermöglichen aus unserer Sicht kein belastbares und überlebensfähiges Geschäftsmodell“, sagte Reiner Blaschek, Chef der europäischen Flachstahlsparte von ArcelorMittal. „Die Förderung ist an strenge Vorgaben für den raschen Einsatz von grünem Wasserstoff geknüpft. Verfügbarkeit und Preise von grünem Wasserstoff sind jedoch mit großen Unwägbarkeiten verbunden. Daraus ergeben sich erhebliche Risiken.“

ArcelorMittal wollte ursprünglich bis 2030 einen Hochofen in Bremen und einen in Eisenhüttenstadt ersetzen. In Bremen sollten eine sogenannte Direktreduktionsanlage und ein sogenannter Elektrolichtbogenofen aufgebaut werden. Die neuen Anlagen sollten perspektivisch grünen Wasserstoff nutzen. 

Die IG Metall und der Betriebsrat des Bremer Stahlwerks von ArcelorMittal kritisierten den Stahlkonzern scharf für den Stopp seiner Pläne. „Die IG Metall Bremen und die IG Metall Betriebsräte werten diese Entwicklung als ernsthafte Bedrohung der Zukunft des Bremer Werkes“, erklärten sie am Freitag. „Die Absage an eine Direktreduktionsanlage deutete sich bereits an, aber die Ankündigung, bis auf Weiteres keinen Elektrolichtbogenofen in Bremen zu bauen, hat die Glaubwürdigkeit des Unternehmens gegenüber der Belegschaft, der Bremer Politik und der Bremer Bürgerinnen und Bürger erschüttert“, erklärten IG Metall und Betriebsrat. Das Konzept für den Bau eines solchen Ofens habe längst gestanden, die Pläne hätten nur noch auf die Umsetzung gewartet – doch der Konzern habe sich nach und nach zurückgezogen.

rtr/dpa/AFP/kb

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