Deutschlands größter Softwarekonzern SAP will das Bonner Start-up LeanIX übernehmen. Der Abschluss der Übernahme werde noch im vierten Quartal erwartet, teilten die Unternehmen am Donnerstag mit. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht – dem „Handelsblatt“ zufolge aber könnte LeanIX eine Bewertung von knapp 1,2 Mrd. Euro erreichen. Für SAP wäre es die größte Übernahme seit dem 8 Mrd. Dollar teuren Kauf des US-Unternehmens Qualtrics 2018 – das inzwischen aber wieder abgestoßen wurde.
Zu den Investoren des Start-ups gehören nach eigenen Angaben etwa die US-Bank Goldman Sachs, die Beteiligungsgesellschaft Insight Partners sowie der Investor Digital Transformation Capital Partners, an dem die Deutsche Telekom über ihre Risikokapitaltochter als Ankerinvestor beteiligt ist. LeanIX hat seinen Sitz in Bonn, beschäftigt mehr als 500 Mitarbeiter und wurde 2012 von den beiden ehemaligen DHL-Inhouse-Beratern Jörg Beyer und André Christ gegründet. Die Firma hat nach eigenen Angaben rund 1000 Unternehmenskunden, darunter Volkswagen, Adidas und Bosch.
SAP will mit der Übernahme sein Produktportfolio ergänzen. Man erhoffe sich, das Angebot für Geschäftstransformationen zu stärken und Kunden zu erlauben, ihre Geschäftsprozesse mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zu optimieren, hieß es von dem Walldorfer Unternehmen. Gemeint ist damit wohl auch, dass SAP-Kunden mit LeanIX Hilfestellung für den Umzug ins SAP-Cloudangebot S/4 Hana erhalten können. Obwohl SAP seit Jahren dafür wirbt, zögern viele bestehende Kunden damit, ihre im eigenen Netzwerk installierte Software in die Cloud zu migrieren.
Mit LeanIX können Kunden sich einen „kartografischen“ Überblick über ihre bestehenden IT-Systeme verschaffen. So lassen sich etwa Probleme beim Datenschutz oder im Sicherheitsbereich identifizieren. Das Unternehmen kooperiert bereits seit Jahren mit SAP sowie mit dem vor zwei Jahren von SAP übernommenen Start-up Signavio.