Der Berliner Apotheken-Lieferdienst Mayd hat Insolvenz angemeldet, offenbar mit direkten Folgen für den laufenden Betrieb: Am Donnerstagmorgen war die App des Sofortlieferdienstes schon zeitweise nicht mehr erreichbar.
Zu den Gründen wollte sich Mayd-Chef Hanno Heintzenberg auf Anfrage von Capital nicht äußern. Er verwies auf das laufende Insolvenzverfahren. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Florian Linkert bestellt, ein ausgewiesener Experte für Start-up-Pleiten.
Lieferando für Apotheken
Mayd wurde 2021 von Hanno Heintzenberg und Lukas Pieczonka gegründet. Zwei bekannte Köpfe in der Start-up-Szene: Beide hatten zuvor schon gemeinsam das Immobilien-Start-up Mc Makler hochgezogen. Mit ihrem Online-Bestelldienst für Medikamente sprangen sie damals auf den Trend zu Sofortlieferungen auf, der von Lebensmittelbringdiensten wie Gorillas, Flink oder Flaschenpost angefacht wurde.
Das Prinzip von Mayd ist ähnlich wie bei Lieferando: Kunden bestellen Medikamente über die App, ein Fahrradkurier holt die Ware bei einer lokalen Apotheke ab und liefert sie zu ihnen nach Hause – laut Mayds Werbeversprechen in nur 30 Minuten. Apotheken zahlen für den Anschluss an die Plattform eine Gebühr.
Expansion in 70 Städte
Laut Webseite lieferte Mayd zuletzt in rund 70 deutschen Städten aus. Die Expansion war jedoch offenbar teuer erkauft. Laut der letzten, öffentlichen Bilanz fuhr die Firma 2022 einen Jahresfehlbetrag von 33 Mio. Euro ein.
Ende 2022 bekam Mayd noch einmal eine Finanzspritze in Höhe von rund 30 Mio. Euro von seinen Investoren, darunter Lightspeed Venture Partners, Target Global, 468 Capital und Earlybird. Offenbar hatte man gehofft, dass das Geschäftsmodell mit der Einführung des E-Rezepts noch einmal richtig abheben würde. Seitdem war es jedoch ruhig geworden um das Berliner Start-up.
Pleitewelle bei Lieferdiensten
Inflation und Konsumflaute haben das Geschäftsmodell von Lieferdiensten in den vergangenen Monaten schier unmöglich gemacht, da es kaum noch Wachstum gab und Investoren zögerten, weiteres Kapital nachzuschieben.
Das zeigt sich auch im Markt: Mayd-Mitbewerber First A gab bereits 2022 auf und verkaufte sein Geschäft an Shop Apotheke. Der Mitbewerber Kurando meldete ebenfalls 2022 Insolvenz an. Allein beim Konkurrenten Cure scheint der Betrieb noch zu laufen.
Mitarbeit: Caspar Tobias Schlenk