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Windkraft, Wasserstoff, Autobau Innovationen der Niederlande sind ein Booster für die deutsche Wirtschaft

Windräder im Nationalpark Oosterschelde. Die Niederlande sind bei Energiefragen mutiger als Deutschland
Windräder im Nationalpark Oosterschelde. Die Niederlande sind bei Energiefragen mutiger als Deutschland
© IMAGO/Jürgen Ritter
Die Niederlande haben mehr Mut zum Risiko als Deutschland und sind deshalb schneller bei Innovationen, sagen Experten. Dafür besitzt Deutschland die stärkere Industrie. Ein gute Basis mit starkem Zukunftspotential – für beide Seiten

Der niederländische König Willem-Alexander hat viel zu feiern in diesen Tagen: Am heutigen Königstag, einem Nationalfeiertag zu seinen Ehren, wird er 56 Jahre alt. Zudem steht sein zehnjähriges Thronjubiläum kurz bevor. Vor allem in der Grenzregion schauen viele Menschen aus Deutschland ganz genau zu. Die Wege sind schließlich kurz, und im Alltag existiert die Grenze manchmal nur auf dem Papier. Viele Menschen pendeln ins andere Land, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Sie halten die Wirtschaft vor Ort ganz konkret zusammen. Aber auch im Großen stimmen die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Nachbarländern.

Die Niederlande sind Deutschlands wichtigster Handelspartner in Europa. Im vergangenen Jahr handelten die Nachbarländer Waren im Wert von über 233 Milliarden Euro. Besonders eng sind ihre Beziehungen zu den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, die auf insgesamt 576 Kilometern direkt an die Niederlande grenzen. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt Deutschland der ING Bank, beobachtet die deutsch-niederländischen Wirtschaftsbeziehungen schon seit Jahren: „NRW ist traditionell immer die erste Anlaufstelle für die Niederlande“, erklärt Brzeski im Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“.

Niederlande und Deutschland ergänzen sich gut

So haben unsere Nachbarn laut Brzeski große Erfahrung mit industrienahen Dienstleistungen. Der Ballungsraum an Rhein und Ruhr in NRW bietet dafür einen großen Markt. Generell ist Deutschland stärker industriell geprägt als unsere niederländischen Nachbarn, die von jeher ein Volk von Kaufleuten und Händlern sind. Sie agieren laut Brzeski pragmatisch und sind gewohnt, sich immer wieder Marktanteile zu erschließen. 

Die Niederlande und Deutschland ergänzen sich also gut. Das gilt nicht nur bei Energiethemen wie zum Beispiel der Nutzung von Offshore-Windenergie und der Produktion von grünem Wasserstoff. Sondern zum Beispiel auch im Autobau: So kämen etwa viele digitalelektronische Komponenten, die in deutschen Autos verbaut werden, aus unserem Nachbarland, erklärt Brzeski. Von der niederländischen Innovationskraft kann also auch die deutsche Industrie profitieren.

Den Grundstein für Innovationen legen bereits die niederländischen Universitäten, die praxisorientiert arbeiten und internationale Studierende locken. Vieles funktioniert bei unseren Nachbarn inzwischen digital, auch in Behörden. Unternehmensgründungen sind Brzeski zufolge viel einfacher als in Deutschland. Mit ein bisschen Mut zum Risiko können gute Ideen in den Niederlanden also schnell in die reale Wirtschaft übersetzt werden.  

Der wichtigste Unterschied zu unseren Nachbarn ist aber struktureller Natur. In den Niederlanden gibt es keine föderale Struktur, wie wir sie aus Deutschland kennen. „Das ist natürlich der Vorteil eines kleinen Landes“, so Brzeski: „Man ist einfach ein bisschen agiler, ein bisschen schneller.“ Deutschland ist etwa achteinhalbmal so groß wie die Niederlande und in 16 Bundesländern organisiert. In den Niederlanden leben 17,6 Millionen Menschen, in Deutschland 84 Millionen. 

Seit dem Brexit orientieren sich die Niederlande politisch und wirtschaftlich noch stärker nach Deutschland. Für Brzeski wird sich das in Zukunft weiter verstärken: „Man schaut deutlich mehr nach Berlin.“ Ein Booster also für die wirtschaftliche Zukunft? Brezski jedenfalls glaubt daran, dass es gemeinsam aufwärts geht: „Die wirtschaftlichen Beziehungen sind schon extrem gut und werden sich jetzt nochmal verstärken.“

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