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Inflation Ökonomen sehen in Trump einen großen Preistreiber

Donald Trump bei einem Wahlkampfauftritt
„Keine Steuern auf Überstunden“: Donald Trump macht ihm Wahlkampf teure Versprechen
© ZUMA Press Wire / IMAGO
Mit Donald Trump als Präsident werden die Preise, das Haushaltsdefizit und die Zinsen viel stärker steigen als bei einer Präsidentin Kamala Harris. Das ist unter Ökonomen inzwischen Konsens. Grund ist die geplante Ausgabenorgie Trumps

Die Inflation ist das Schreckgespenst der US-Wahl: Obwohl die Teuerung längst wieder sinkt und die Wirtschaft wächst, schätzen viele Wähler die wirtschaftliche Lage weiter als schlecht ein. Zu dramatisch war für viele die Erfahrung explodierender Preise in der Covid-Pandemie und wegen des Ukrainekriegs in den vergangenen Jahren. Die höchste Inflation seit 40 Jahren lastet weiter auf der kollektiven Psyche.

Mitten im Endspurt des Wahlkampfs dürfte es daher keine gute Nachricht für Donald Trump sein, dass führende Wirtschaftsexperten nun eine Wiederholung des Preisschocks unter seiner Führung vorhersagen: Die meisten Ökonomen, die das „Wall Street Journal“ (WSJ) befragt hat, erwarten, dass die Teuerungsrate, Zinsen und US-Haushaltsdefizite unter einer zweiten Trump-Regierung deutlich höher liegen würden, als wenn Kamala Harris ins Weiße Haus einzöge.

Von den 50 befragten Forschern aus Wirtschaft, Wissenschaft und an der Wall Street erwarten 68 Prozent, dass die Preise unter Trump stärker zulegen werden als unter Harris. Lediglich 12 Prozent glauben dagegen, dass die Inflation unter Harris stärker steigt. Die restlichen 20 Prozent sehen in dieser Frage keinen wesentlichen Unterschied zwischen Trump und Harris.

Zölle als „Trump-Steuer“

Bei der letzten Umfrage im Juli war das Bild noch viel ausgeglichener: Damals hatten lediglich 56 Prozent der Forscher Trump als größere Gefahr für die Verbraucherpreise gesehen. Dass sich die Ökonomen in dieser Frage nun viel einiger sind, liegt vor allem an dem Programm, das Trump sich seitdem auf die Fahnen geschrieben hat: „Seit Juli ist für uns klar geworden, dass Trump noch viel mehr gegen Freihandel als Harris ist“, zitiert das „WSJ“ einen Ökonomen.

Seit dem Sommer hat Trump allgemeine Zölle von 10 bis 20 Prozent auf alle US-Importe in Aussicht gestellt. Hinzu kommen drakonische Abgaben von 60 Prozent oder mehr auf alle Einfuhren aus China. Mit den Zöllen will Trump US-Hersteller vor Billigkonkurrenz aus dem Ausland schützen. Die Rechnung dafür zahlen aber die Wähler, die in drei Wochen über ihn abstimmen. Denn faktisch kommen diese Zölle einer drastischen Preiserhöhung gleich: Wie Studien über die Zollerhöhungen in Trumps erster Amtszeit gezeigt haben, haben die Importeure die höheren Kosten beim Import einfach an Unternehmen und Haushalte weitergereicht.

Kamala Harris brandmarkt die Zollpläne ihres Gegners daher längst als „Trump-Steuer“, die jeden Durchschnittsamerikaner knapp 4000 Dollar pro Jahr kosten könnte. „Wenn die Zölle auf die Weise wirken, wie Ökonomen denken, dass sie wirken, müssen sich die Leute auf eine sehr fiese Überraschung gefasst machen“, zitiert das WSJ einen Ökonomen der Rabobank. Dass die Wirtschaftsforscher Donald Trump nun so eindeutig zum Inflationskönig küren, könnte dem Republikaner daher in den verbleibenden drei Wochen vor der Wahl empfindlich schaden.

Schuldenorgie im Weißen Haus

Zumal die Vorteile der geplanten Trump-Zölle umstritten sind: 59 Prozent der befragten Ökonomen sind überzeugt, dass sie innerhalb von 3 bis 5 Jahren zu weniger und nicht mehr Jobs in den USA führen würden. Zugleich wären die Kosten von Trumps Politik wohl enorm: 65 Prozent der Experten sind sich nun sicher, dass sie das US-Haushaltsdefizit vergrößern dürfte. Im Juli waren es nur 51 Prozent aller Befragten.

Denn Trump hat im Wahlkampf neben drastischen Zollerhöhungen und Mehrausgaben fürs Militär und die Grenzsicherheit inzwischen umfangreiche Steuergeschenke angekündigt: Er will Steuern auf Renten und Überstunden abschaffen und sie für Amerikaner im Ausland, Superreiche und Firmen senken. Der US-Thinktank Committee for a Responsible Federal Budget schätzt daher, dass sich der Schuldenstand der USA unter Trump um weitere 7,5 Billionen Dollar erhöhen könnte - mehr als doppelt so viel wie er unter einer möglichen US-Präsidentin Harris wachsen würde.

Bis 2035 könnte der Schuldenberg der USA so schlimmstenfalls um 17 Prozent auf dann 142 Prozent der Wirtschaftsleistung klettern - den höchsten Schuldenstand aller Zeiten. Auch von den Finanzmärkten können die Amerikaner unter Trump keine Entlastung erwarten: Die einhellige Meinung der Konjunkturforscher ist auch, dass steigende Inflation und explodierende Defizite auch die Zinsen unter Trump wieder stärker nach oben treiben werden als unter Harris. 61 Prozent der Ökonomen sehen das so.

Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland.

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