In Zeiten von Covid-19 haben die meisten Menschen größere Probleme, als Kredite zurückzuzahlen. Die Bundesregierung hat es deshalb erlaubt, zwischen 1. April und 30. Juni 2020 die Rückzahlung von Schulden zu stunden. Das ist für die Betroffenen allerdings lediglich eine Gnadenfrist. Die Corona-Krise verändert für viele Menschen schlagartig ihre finanzielle Situation. Da können sich große Investitionen plötzlich rächen.
Viele Menschen haben Schulden
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, hat in ihrem Jahresbericht „How's Life? 2020“ untersucht, in welchen Mitgliedstaaten Haushalte am stärksten verschuldet sind. Sie stellte fest: In fast zwei Dritteln der OECD-Länder übersteigt die Verschuldung die Höhe des verfügbaren Einkommens. Der Durchschnittswert lag 2018 bei 126 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens. Die Spanne schwankte zwischen 43 und 281 Prozent.
Die Deutung der Zahlen ist allerdings nicht so simpel, wie man glauben könnte. „Hohe Haushaltsverschuldung kann sowohl finanziell als auch psychologisch eine schwere Bürde für Familien darstellen“, warnte die OECD. Allerdings finden sich erstaunlich viele wohlhabende Länder in der Spitzengruppe der am stärksten verschuldeten Haushalte. Es entsteht der Eindruck: Schulden muss man sich erst einmal leisten können.
In diesen Staaten haben Menschen die meisten Schulden
In diesen Ländern haben Menschen die meisten Schulden
Irland eröffnet die Top 10 der OECD-Länder, in denen Privathaushalte am stärksten verschuldet sind. Die Quote belief sich in Irland auf 153,2 Prozent des verfügbaren Einkommens. Damit lag die Insel vor dem Vereinigten Königreich (148,9 Prozent) und Finnland (138,1 Prozent). Die OECD verglich Zahlen für 2018 beziehungsweise für das letzte verfügbare Jahr.
Die Niederlande kamen mit 239,5 Prozent auf Platz zwei. Deutschland blieb übrigens mit 93,3 Prozent weit unter dem OECD-Durchschnitt von 126,2 Prozent. Die Verschuldung der deutschen Haushalte verringerte sich im Vergleich zu 2010 um fünf Prozentpunkte.
Angesichts dieser Zahl könnte man meinen, dass die Dänen notorisch über ihre Verhältnisse leben. Sie lagen mit durchschnittlichen Schulden von 281,3 Prozent des verfügbaren Einkommens in der OECD klar auf Platz eins. Die Dänische Nationalbank kam in Studien jedoch zu dem Schluss, dass diese hohe Verschuldung kein signifikantes Risiko für die Stabilität das Kredit- und Hypothekenwesen bedeutet. Denn die Dänen erhöhen mit der Verschuldung ihren Reichtum, etwa, indem sie in Immobilien oder Autos investieren. „Daher kann die Verschuldung der Haushalte nicht isoliert vom Wohlstand der Haushalte betrachtet werden“, informierte die Dänische Nationalbank. Am anderen Ende der Schulden-Rangliste landete Ungarn mit 43,3 Prozent. Das Land hat seine Rate im Vergleich zum verfügbaren Einkommen seit 2010 fast halbiert (81,4 Prozent).