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Wenli Zheng Warum das Jahr des „Hasen“ China Wohlstand und Langlebigkeit bringt

Börsenkurse in Hongkong: Erholen sich chinesische Aktien dieses Jahr?
Börsenkurse in Hongkong: Erholen sich chinesische Aktien dieses Jahr?
© IMAGO / ZUMA Wire
Der Abgesang auf China kommt zu früh, meint Portfoliomanager Wenli Zheng von T. Rowe Price. Warum er an ein Comeback chinesischer Aktien dieses Jahr glaubt, erklärt der Analgeexperte in seinem Gastbeitrag
Wenli Zheng
Wenli Zheng, Portfoliomanager der China Evolution Equity Strategy bei T. Rowe Price
© PR

2022 war das Jahr des Tigers, und wie sich herausstellte, haben die globalen Märkte einen großen Teil der Portfolios vieler Anleger in Mitleidenschaft gezogen. Das Jahr 2023 markiert jedoch das Jahr des Hasen (Water Rabbit), das nach dem chinesischen Tierkreis Wohlstand und Langlebigkeit symbolisiert. Werden die chinesischen Aktien in diesem Jahr wie der Hase zurückkommen? Wir glauben ja.

Seit dem Parteitag im Oktober hat sich Peking bemüht, die beiden Hauptprobleme anzugehen, die Chinas Wirtschaft und Markt in den letzten 18 Monaten nach unten gezogen haben. Erstens hat es einen klaren Schwenk in der Covid-19-Politik vollzogen. Zweitens wird erwartet, dass die Einführung von 16 Maßnahmen zur Unterstützung des Immobiliensektors zur Erholung des Sektors beitragen wird. Außerdem hat die chinesische Führung ein umfangreiches Programm für Treffen mit ausländischen Staatsoberhäuptern geplant, um die geopolitische Lage zu klären und zu stabilisieren.

Konjunkturzyklus in einzigartiger Phase

Für Anleger, die überlegen, wo sie ihr Kapital investieren sollen, ist China besonders interessant, nicht zuletzt wegen der niedrigen Inflationsrate, die im starken Gegensatz zu allen anderen großen Volkswirtschaften steht. Während die westliche Welt mit steigenden Zinsen und einer quantitativen Straffung zu kämpfen hat, geht China einen anderen Weg und führt eine akkommodierende Geld- und Finanzpolitik ein, um das Wirtschaftswachstum zu unterstützen. Chinas wirtschaftliche Herausforderungen sind nicht das Ergebnis einer galoppierenden Inflation, sondern das Ergebnis einer Nullzins-Politik in Verbindung mit einer selbst verursachten Verlangsamung des Immobilienmarktes. In diesen beiden Bereichen sehen wir eine Verbesserung.

Der durch die Wiedereröffnung Chinas ausgelöste sprunghafte Anstieg der Fallzahlen wird kurzfristig zu einer Beeinträchtigung der Wirtschaft führen, wie der schwache Einkaufsmanagerindex im Dezember zeigt. Wir sind jedoch der Meinung, dass die Erholung auch schneller eintreten könnte als vom Markt erwartet. Nach dem chinesischen Neujahrsfest könnte die Wirtschaftstätigkeit weitgehend zur Normalität zurückkehren. Die Wiedereröffnung dürfte dem Binnenkonsum und den privaten Investitionen einen kräftigen Schub verleihen.

Die stabilen Inflationsaussichten Chinas bieten einen günstigen Hintergrund für die Liquidität. Betrachtet man den Kreditimpuls als Indikator für den monetären Zyklus Chinas, so begann die People's Bank of China Mitte 2020 mit der Straffung der Geldpolitik, als sich die Wirtschaft stark von der anfänglichen Covid-19-Sperre erholte, was zu der in den letzten 18 Monaten beobachteten Verlangsamung beitrug. Der Kreditzyklus drehte sich Anfang 2022, als China begann, die Geldpolitik an den Rändern zu lockern. Die Geldpolitik hat jedoch aufgrund der verlängerten Covid-19-Sperren und der Probleme auf dem Immobilienmarkt nicht auf die Realwirtschaft durchgeschlagen. Da sich diese Probleme im Jahr 2023 voraussichtlich verbessern werden, dürfte sich der Kreditmultiplikator verstärken.

Da die institutionellen Bestände an chinesischen Aktien so niedrig sind wie seit über fünf Jahren nicht mehr und die konjunkturbereinigten Bewertungen weit unter dem Durchschnitt liegen, ist das Risiko-Ertrags-Verhältnis unserer Meinung nach günstig. Die Unternehmensgewinne in China wurden 2022 aufgrund von Covid-19 und dem Rückgang der Immobilienpreise gedämpft. Der Konsens geht jedoch davon aus, dass sich das Wachstum des Gewinns je Aktie in China von zwei Prozent im Jahr 2022 auf zehn Prozent im Jahr 2023 beschleunigen wird. Andererseits wird erwartet, dass sich das globale EPS-Wachstum (MSCI ACWI) von 7,5 Prozent im Jahr 2022 auf 3,7 Prozent im Jahr 2023 verlangsamen wird. Wir glauben, dass sich China in einem einzigartigen Konjunkturzyklus befindet und erwarten, dass sich die Unternehmensgewinne im Jahr 2023 deutlich beschleunigen werden.

China bleibt ein wichtiger Teil der globalen Lieferkette

Die Stärke der chinesischen Lieferkette ist trotz aller Bedenken hinsichtlich der Entkopplung robust. Die ausländischen Direktinvestitionen in China sind seit Jahresbeginn 2022 um etwa 20 Prozent gestiegen. Chinas Investitionen in das verarbeitende Gewerbe machten 2021 mehr als 60 Prozent des weltweiten Gesamtvolumens aus, und die Produktion des verarbeitenden Gewerbes beläuft sich auf 30 Prozent des weltweiten Gesamtvolumens, was in beiden Fällen rekordverdächtige prozentuale Anteile sind.

China hat Anteile in arbeitsintensiven Branchen wie der Bekleidungs-, Möbel- und Elektronikmontage verloren. Andererseits hat das Land in technologieintensiven Bereichen wie Autoteile, elektronische Komponenten und andere Ausrüstungen (z.B. für EV-Batterien, intelligente Stromnetze und Fracking) rasch Anteile hinzugewonnen. Chinas Demografie hat sich von Rückenwind in Gegenwind verwandelt, aber seine Bildungs-/Ingenieursdividende steht gerade erst am Anfang. In China werden jährlich mehr Absolventen im Bereich MINT ausgebildet als in den Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammen.

Eine selektive Abkopplung ist in strategischen Hightech-Branchen wie Spitzen-Halbleitern, Biotechnologie und möglicherweise Elektrofahrzeugen zu beobachten. Dies könnte Chinas Entwicklung in bestimmten Bereichen wie Hochleistungscomputer und künstliche Intelligenz verlangsamen. Andererseits haben die Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Lieferkette dazu beigetragen, die lokale Substitution in den Bereichen Energie, Halbleiter, Analogtechnik und medizinische Geräte zu beschleunigen.

Ausweitung der Marktführerschaft zu erwarten

Wir glauben, dass China ein fruchtbares Anlagerevier mit enormer Langlebigkeit bleibt, und wie beim Hasen ist es wichtig, dass die Anleger beweglich und schnell bleiben. Wir gehen davon aus, dass sich die Marktführerschaft ausweiten wird, und die Anleger sollten über den Tellerrand hinausschauen.

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