Die Modebranche war vergleichsweise gut auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie eingestellt. Die ausgebaute Online-Shopping-Infrastruktur erlaubte es vielen Unternehmen, den Betrieb im Lockdown zumindest teilweise aufrechtzuerhalten. Dank kurzer Produktionszyklen insbesondere im Fast-Fashion-Bereich konnten Modeketten rasch auf die veränderte Nachfrage reagieren. Bürokleidung wurde im Homeoffice durch Jogginghosen ersetzt, die zu Wellnesswear geadelt wurden.
Trotzdem verbuchten große Modeketten 2020 massive Umsatzrückgänge. In der Folge kündigte allein H&M an, weltweit Hunderte von Filialen zu schließen. Zara gab bekannt, sich künftig auf das Online-Geschäft und einige große Niederlassungen konzentrieren zu wollen. Manch einem Beobachter kam da der Verdacht, dass Unternehmen die Corona-Pandemie auch nutzen, um sich kostspieliger Ladengeschäfte und Mitarbeiter zu entledigen.
Luxus boomt
Nicht überall hat sich in der Modebranche die Nachfrage durch die Pandemie grundlegende verändert. Der Luxusboom etwa wurde auf bis dato ungeahnte Höhen getrieben. Viele Verbraucher hatten durch geschlossene Geschäfte und abgesagte Reisen plötzlich mehr Geld auf dem Konto und nutzten teures Online-Shopping als Seelentröster. Luxushäuser wie Chanel und Louis Vuitton ernteten Kritik, als sie kurz nach der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 ihre Preise erheblich anhoben.
Das war jedoch nur die erste massive Preissteigerung von vielen. Ein Beispiel: Chanels Handtaschen-Dauerbrenner, die Classic Jumbo Flap, kostete Anfang 2020 rund 5700 Euro. Im Juli 2021 lag der Preis in Deutschland bei 7900 Euro. Chanels Strategie geht auf, obwohl das französische Traditionsunternehmen seine Produkte nicht online verkauft. Aber gerade das erhöht das Begehren unter den Kundinnen und befeuert nebenbei das lukrative Geschäft mit Secondhand-Luxusgütern – und mit immer besseren Fälschungen. Diesen Super-Fakes soll bei Louis Vuitton mittels Blockchain-Technologie ein Riegel vorgeschoben werden. Chanel stattet seine Handtaschen zum Echtheitsnachweis seit 2021 mit Chips aus, die die traditionellen Authentizitätskarten ersetzen.
„Forbes“ untersucht jedes Jahr im Ranking „The Global 2000“ die 2000 größten börsennotierten Unternehmen der Welt. Das US-Wirtschaftsmagazin hat eine gesonderte Liste für die größten Modeunternehmen erstellt . Die lassen sich jedoch nur eingeschränkt miteinander vergleichen. „Forbes“ vergleicht Luxus-Mischkonzerne mit Modeketten, Einzelhandelsriesen und Polyesterfabrikanten. Für die Analyse wurden vier Kategorien berücksichtigt: Marktwert, Umsatz, Gewinn und Vermögenswerte.
Das sind die größten Modeunternehmen der Welt
Die größten Modeunternehmen der Welt

H&M war laut dem im Mai 2021 veröffentlichten „Forbes“-Ranking das zehntgrößte Modeunternehmen der Welt. Die schwedische Firma musste als einziger Vertreter der Spitzengruppe für das erste Corona-Jahr rote Gewinnzahlen vermelden. Der Gewinn lag den Angaben zufolge bei minus 195 Mio. US-Dollar. „Forbes“ verzeichnete für H&M Umsätze von 19,1 Mrd. US-Dollar, Vermögenswerte in Höhe von 20,2 Mrd. US-Dollar und zum Stichtag 16. April 2021 einen Marktwert von 40,9 Mrd. US-Dollar. H&M kam im Gesamtranking auf Platz 812. Zum Unternehmen gehören auch die Marken Monki, COS und Arket.

Hermès ist für Kenner der Inbegriff von Luxus. Zwar nähert sich Chanel dank der jüngsten Preissprünge dem fünfstelligen Preisniveau des innerfranzösischen Konkurrenten an. Dessen von Hand gefertigte Taschenklassiker Birkin und Kelly gelten aber auch wegen des oft komplizierten und langwierigen Kaufprozesses unter Liebhabern als ultimative Statussymbole. Hermès International S.C.A. kam im „Forbes“-Ranking auf Platz 677 (Marktwert: 128,6 Mrd. US-Dollar, Umsatz: 7,3 Mrd. US-Dollar, Gewinn: 1,6 Mrd. US-Dollar, Vermögenswerte: 13,5 Mrd. US-Dollar). Im Vorjahr hatte das 1837 gegründete Unternehmen noch auf Platz 723 gelegen.

TJX Companies ist auf Discounter-Kaufhäuser spezialisiert. Zu dem US-Unternehmen gehören TK Maxx, HomeGoods und Marshalls. Diese Ketten sind allerdings auf Ladengeschäfte konzentriert, was TJX von Platz 293 auf Rang 608 abstürzen ließ. „Forbes“ verzeichnete nur noch einen Gewinn von 90 Mio. Euro. Der Marktwert belief sich auf 84,4 Mrd. US-Dollar, der Umsatz lag bei 32,1 Mrd. US-Dollar, die Vermögenswerte kamen auf 30,8 Mrd. US-Dollar.

Rund jedes dritte der weltweit größten Modeunternehmen war laut dem 2021 veröffentlichten „Global 2000“-Ranking ein Sportartikelhersteller. Die Adidas AG konnte in diesem Bereich ihren zweiten Platz verteidigen. Allerdings fiel das deutsche Unternehmen im Gesamtranking von Platz 397 auf Rang 529. Ein starkes viertes Quartal dank hoher Zuwächse im Online-Geschäft verhinderte Schlimmeres. „Forbes“ verzeichnete für das Unternehmen aus Herzogenaurach einen Gewinn von nur noch 494 Mio. US-Dollar. Der Umsatz lag demnach bei 22,6 Mrd. US-Dollar, der Marktwert zum Stichtag im April 2021 bei 64,9 Mrd. US-Dollarund die Vermögenswerte bei 25,8 Mrd. US-Dollar. Puma verbesserte sich im Mode-Ranking übrigens auf Platz 23.

Auf Platz sechs landet Rongsheng Petrochemical. Das chinesische Unternehmen ist unter anderem auf die Herstellung von Polyesterfastern spezialisiert und verzeichnete in der Pandemie offenbar eine steigende Nachfrage. Rongsheng Petrochemical stieg im „Forbes“-Ranking vom 1066. auf den 516. Platz. Der Gewinn stieg demnach von 319 auf 858 Mio. Dollar. Der Marktwert verdreifachte sich fast von 10,6 auf 28,7 Mrd. US-Dollar (Umsatz: 14 Mrd. US-Dollar, Vermögenswerte: 34,2 Mrd. US-Dollar). Fast Retailing Co., die Konzernmutter der Modekette Uniqlo, landet knapp davor auf Platz fünf. Das japanische Unternehmen veränderte seine Position im Ranking „Global 2000“ kaum. Es stieg um fünf Plätze auf Rang 423. Fast Retailing punktete vor allem mit seinem Marktwert von 84,7 Mrd. US-Dollar. In dieser Kategorie kam es im Vergleich der 2000 größten Unternehmen auf Rang 117. Der Umsatz lag laut „Forbes“ bei 18,9 Mrd. US-Dollar, der Gewinn bei 904 Mio. US-Dollar.

Zara-Mutterkonzern Inditex (Industria de Diseno Textil) hat wie der schwedische Konkurrent H&M in der Corona-Krise 2020 Federn lassen müssen. Das spanische Unternehmen von Amancio Ortega fiel im Gesamtranking vom 244. auf den 300. Platz und musste auf der Modeliste mit Platz vier vorlieb nehmen. Der Gewinn verringerte sich den Angaben zufolge von 4,1 auf 1,3 Mrd. US-Dollar. Der Umsatz sank um fast ein Drittel von 31,6 auf 23,4 Mrd. US-Dollar. Beim Marktwert aber konnte Inditex punkten. Er stieg von 79,3 auf 106,1 Mrd. US-Dollar. Die Vermögenswerte blieben mit 32,1 Mrd. US-Dollar nahezu auf Vorjahresniveau.

Luxus schlägt billig: Kering ist im Moderanking von „Forbes“ 2021 am Zara-Mutterkonzern vorbeigezogen. Die Gruppe von François-Henri Pinault mit den Marken Gucci, Saint Laurent und Bottega Veneta stieg vom 322. auf den 282. Platz. Auch hier war die Nachfrage an den Börsen der Hauptgrund für die positive Entwicklung in der „Forbes“-Analyse. Kerings Marktkapitalisierung kletterte von 63,0 auf 95,0 Mrd. US-Dollar, Platz 152 im Ranking. Vergleichsweise stark fiel auch der Gewinn von 2,5 Mrd. US-Dollar (Platz 269) aus. Der Umsatz von 14,9 Mrd. US-Dollar reichte hingegen nur für Rang 667, die Vermögenswerte von 32,7 Mrd. US-Dollar lediglich für Platz 957.

Nike hat laut „Forbes“ den Titel des zweitgrößten Modeunternehmens der Welt während der Pandemie gefestigt. Der US-Sportartikelhersteller stieg vom 244. auf den 205. Rang. Zwar fiel der Umsatz leicht von 41,3 auf 38,5 Mrd. US-Dollar. Der Gewinn verringerte sich deutlicher von 4,3 auf 3,4 Mrd. US-Dollar. Einen starken Rückgang verzeichneten die Analysten auch bei den Vermögenswerten (26,2 auf 36,2 Mrd. US-Dollar). Dafür stieg Nikes Marktwert von 135,6 auf 212,2 Mrd. US-Dollar (Platz 47).

LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton ist laut „Forbes“ aktuell das größte Modeunternehmen der Welt. Bernard Arnaults Konzern, zu dem rund 70 Marken gehören, verteidigte damit das Debüt an der Spitze aus dem Vorjahr. LVMH stieg im Gesamtranking um neun Plätze auf Rang 64, wofür in erster Linie der extrem gestiegene Börsenkurs verantwortlich war. Er hat sich binnen eines Jahres fast verdoppelt: von 194,3 auf 380,3 Milliarden Dollar (Platz 20). Schlagzeilen machte auch die Übernahme des Juweliers Tiffany & Co. für 15,8 Mrd. US-Dollar. Der LVMH-Umsatz sank laut „Forbes“ von 60,1 auf 50,9 Mrd. US-Dollar, der Gewinn fiel von 8,0 auf 5,4 Mrd. US-Dollar. Die Vermögenswerte stiegen hingegen um rund ein Drittel von 108,3 auf 133 Mrd. US-Dollar.