Friedrich Merz – Stationen einer Karriere
Im Jahr 2000 nimmt die Karriere von Friedrich Merz so richtig Fahrt auf. Zu dieser Zeit leidet die CDU unter der Parteispendenaffäre, die Partei- und Fraktionschef Wolfgang Schäuble beide Ämter kostet. Merz wird im Februar sein Nachfolger als CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender.
2002 ist Schluss mit der Harmonie zwischen Merkel und Merz. Die CDU-Chefin verzichtet auf die Kanzlerkandidatur zugunsten Edmund Stoibers (r.). Der CSU-Vorsitzende sagt ihr im Gegenzug Unterstützung zu beim Griff nach dem Fraktionsvorsitz. Nach der verlorenen Bundestagswahl ist es soweit: Merkel wird Fraktionschefin, Merz ist ausgebootet.
Nach der Niederlage rückt Merz ins zweite Glied zurück, bleibt aber der führende Finanzpolitiker seiner Fraktion. 2003 beschließt die CDU auf ihrem Parteitag in Leipzig sein Konzept einer radikalen Steuervereinfachung, wonach die Steuererklärung künftig auf einen Bierdeckel passen sollte. Doch schon ein Jahr später legt Merz seine Ämter in Partei und Fraktion aus Frustration über den steckengebliebenen Reformkurs der Union nieder.
Merz bleibt in der Zeit der ersten Großen Koalition Hinterbänkler im Bundestag. Nur einmal erregt er Aufsehen: Der CDU-Mann gehört zu den Bundestagsabgeordneten, die vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Offenlegungspflicht von Nebeneinkünften klagen. Erfolg hatten sie nicht. Zur Wahl 2009 trat Merz nicht mehr an.
Immer stärker fremdelt Merz mit dem Kurs der CDU unter Merkel, die die Partei nach links rückte. Ein Graus für den bekennenden Wirtschaftsliberalen. Merz trifft sich öffentlichkeitswirksam mit dem damaligen FDP-Chef Guido Westerwelle. Doch den Avancen der Liberalen widersteht er und bleibt seiner Partei treu.
Nach 2009 verabschiedet sich Merz von der politischen Bühne und tritt in die internationale Rechtsanwaltskanzlei Mayer Brown LLP ein. Daneben war er Mitglied in diversen Aufsichtsräten unter anderem von 2010 bis 2014 bei Borussia Dortmund. 2016 wurde er Aufsichtsratschef bei der Deutschland-Tochter des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock.
Außerdem war Merz Vorsitzender der „Atlantik-Brücke“, die 1952 gegründet worden war, um die Beziehungen zu den USA zu pflegen und zu fördern. Merz bezeichnet sich selbst als überzeugten Transatlantiker. Das Foto zeigt ihn mit seiner Ehefrau Charlotte bei einer Festveranstaltung der „Atlantik-Brücke“ in Berlin.
2018 kehrte Merz in die Politik zurück. Zweimal bewarb er sich vergeblich um den CDU-Vorsitz. Gegen Annegret Kramp-Karrenbauer und Armin Laschet hatte Merz das Nachsehen. Beim dritten Versuch klappte es: Die CDU-Mitglieder sprachen sich 2022 mit großer Mehrheit für ihn als Vorsitzenden aus.
Merz übernimmt auch die Rolle des Fraktionschefs im Bundestag. Damit ist er Oppositionsführer und kann die zerstrittene Ampelkoalition von Bundeskanzler Olaf Scholz als prominenter Redner angreifen. Er sorgt aber auch für einen Tabubruch, als er in Kauf nimmt, dass die rechtsextreme AfD einem Antrag der Union zur Migrationspolitik zustimmt. Dennoch betont Merz immer wieder, dass es mit ihm keine Zusammenarbeit mit der AfD geben werde.
Am 23. Februar 2025 steht fest, dass Merz der nächste Bundeskanzler wird. Die Union gewinnt die Bundestagswahl mit 28,5 Prozent. Zwar ist das Ergebnis nicht glamourös, trotzdem kann der CDU-Chef nun versuchen, eine Koalition mit der geschlagenen SPD zu bilden.