Der Corona-Schock hat Deutschland und die ganze Welt in eine tiefe Krise gestürzt. Aber was macht diese Krise so besonders? Wie verändert sie unser Leben? Und welche Auswege gibt es? Der Capital-Podcast „Die Stunde Null – Deutschlands Weg aus der Krise“ stellt diese Fragen den Menschen, die durch die Krise steuern: Unternehmern, Wissenschaftlern, Managern, Philosophen und Ökonomen.
Frank Thelen kann sich schnell und leidenschaftlich aufregen, über Menschenmassen ohne Atemschutz, zu lange Schlangen vor Ikea nach dem Shutdown – oder auch den Crash-Propheten Dirk Müller, der nun tönt, er habe alle vorhergesagt. Aber vor allem beschäftigt den Investor, ob Deutschland jetzt aufhört, über die Zukunft nachzudenken und weiter in sie zu investieren – und stattdessen Milliarden für womöglich falsche Rettungsaktionen ausgibt.
„Sorry, aber warum bekommt denn Adidas Kredite vom Staat?“, fragt Thelen im Podcast „Die Stunde Null“ von Capital. „Warum müssen wir denn als Steuerzahler ein Unternehmen finanzieren, das 2019 zwei Milliarden Gewinn gemacht hat? Sorry, das geht doch gar nicht!“
Man hätte Adidas „challengen“ müssen, dass sich das Unternehmen auf andere Weise Geld besorgt. Das müsse er auch, wenn er leichtsinnig gewesen sei. Auch auf mögliche Staatshilfen für die Lufthansa kommt Thelen zu sprechen – wenngleich er sich dazu bekennt, kein Luftfahrtexperte zu sein. „Aber wir müssen uns jetzt die Frage stellen: Investieren wir zehn Milliarden in die Lufthansa oder vielleicht auch mal zehn Milliarden in ein deutsches Softwarecluster?“
„Wir haben die größte Dealpipeline überhaupt“
Auch in dieser Krise will Frank Thelen sich nicht unterkriegen lassen – und er ruft dazu auf, trotz der Corona-Krise weiter in Zukunftstechnologien zu investieren. „Wir haben die größte Dealpipeline überhaupt“, sagt der Investor. Er glaube weiter an die „großen technologischen Sprünge“, Künstliche Intelligenz oder 3D-Druck bringen. „Deshalb geben wir Vollgas.“ Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass seine 2017 gegründete Gesellschaft Freigeist in das bulgarische Space-Start-up Endurosat investiert – mit der größten Summe, die Freigeist bisher locker gemacht hat.
Seit einigen Jahren ist Thelen, der lange Jahre einer der Investoren in der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ war, mit einer großen Mission unterwegs: Er möchte ein Bewusstsein schaffen für Technologien wie Robotik, Quantencomputing oder Blockchain, und dass Deutschland und Europa den Anschluss nicht verpassen. Diese Mission ist natürlich nicht ganz selbstlos, weil Thelen just in solche Technologien investiert. Aber es ging ihm immer um mehr als ein Portfolio, immer auch um die Zukunft an sich – und darum hat er jetzt ein neues Buch geschrieben, es heißt „ 10X DNA – Das Mindset der Zukunft “.
Hat er die Befürchtung, dass dieses Buch mit seinen Disruptionsthesen mitten in der Krise nicht untergeht? Nein, sagt Thelen, die Umwälzungen, die uns diese Technologien brächten, seien nachhaltiger und wesentlich tiefgreifender.„Natürlich ist Covid sehr dramatisch, das Virus hat unser Leben stark beeinträchtigt – und das möchte ich auf keinen Fall kleinreden“, sagt Thelen. Und wenn jemand andere Sorgen habe, habe er dafür Verständnis. Man müsste aber immer einen kleinen Schritt zurücktreten und weiter nachdenken, wann „das Orchester dieser Technologien anfängt zu spielen“.
Das komplette Interview hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null – Deutschlands Weg aus der Krise“.
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