Schweine sind gefährlicher als Dieselautos: Diese Meldung verbreitete die Tagesschau Mitte Januar unter Berufung auf eine Studie des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie . Der Studie zufolge lassen sich rund 50.000 der jährlich 120.000 vorzeitigen Todesfälle durch Feinstaub auf Emissionen der Landwirtschaft zurückführen. Diese würden durch die Ammoniak-Ausgasungen der Gülle zustande kommen, die sich in der Atmosphäre mit anderen Gasen zu Feinstaub verbinden.
50.000 vorzeitige Tote im Jahr durch Massentierhaltung? Für die Experten der Unstatistik des RWI geht diese Rechnung nicht auf. Sie kritisieren das Konzept der „Anzahl vorzeitiger Todesfälle“ als Musterbeispiel einer Unstatistik. Denn zum einen sterbe in Deutschland überhaupt niemand an Feinstaub, sondern nur an Erkrankungen, die durch Feinstaub (mit)verursacht sein können.
Zum anderen beruhe die Annahme, dass Feinstaub die Gesundheit von Menschen beeinflusse, nicht auf gemessenen Fakten, sondern auf Modellergebnissen, die eine hohe Unsicherheit aufweisen würden. Der Grund: Man wisse gar nicht, wie viele Menschen vorzeitig gestorben sind, sondern nur, um wieviel kürzer sie im Schnitt gelebt haben. Das bedeute: Nur weil eine feinstaubbelastete Gruppe mit drei Personen im Durchschnitt beispielsweise ein Jahr früher stirbt als eine nicht-belastete Gruppe, heißt das nicht, das auch alle drei Personen vorzeitig gestorben sind. Vielmehr könne auch nur der frühe Tod einer der drei Personen dazu geführt haben, dass der Durchschnitt bei einem Jahr liege.
Während eine Aussage über die durchschnittliche Zahl verlorener Lebensjahre pro Person also vernünftig sei, sei es eine Aussage über die Zahl vorzeitiger Todesfälle durch Feinstaub nicht, so die Experten von Unstatistik. Denn diese könne viel kleiner oder auch größer sein, als es die Studie des Max-Planck-Instituts suggeriert. 50.000 Todesfälle durch Massentierhaltung – für die Experten der Unstatistik ist das eine fahrlässige Prognose.