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Grüne Revolution Wie ein Start-up CO2 in Abbruchbeton speichert

Mobile Anlage des Schweizer Start-ups Neustark in Österreich
Neustark reichert Recycling-Beton aus Abbrucharbeiten mit CO2 an und mischt es dem Frischbeton bei, um auf diese Weise Kohlendioxid dauerhaft einzulagern
© APA/Fritz Neumüller / Picture Alliance
Die Klimaneutralität ist eine Mammutaufgabe. Capital berichtet über Innovationen auf dem Weg dorthin. Diesmal: Ein Schweizer Start-up speichert Kohlendioxid in Abbruchbeton

Betonsünden

Das Klimaproblem der Beton- und Zementindustrie ist gigantisch: Für ganze acht Prozent aller weltweiten CO₂-Emissionen ist sie verantwortlich. Zum Vergleich: Der gesamte Luftverkehr bläst drei Prozent in die Atmosphäre. Die miese Klimabilanz liegt vor allem am Zement, der wichtigsten Zutat im Beton. Pro Tonne Zement fallen in Deutschland im Schnitt 600 Kilo CO₂ an. Es entsteht vor allem bei der chemischen Reaktion, die stattfindet, wenn Kalkstein zu Zementklinker gebrannt wird.

Innovation

Das Schweizer Start-up Neustark hat eine Technik entwickelt, mit der es Kohlendioxid in Abbruchbeton injiziert und speichert. In einem Mineralisierungsprozess wird das CO₂, das aus Biogasanlagen stammt und sonst in die Atmosphäre gelangen würde, in Kalkstein umgewandelt und an das Betongranulat gebunden. Das mit dem CO₂ angereicherte Granulat kann dann etwa für den Straßenbau oder die Herstellung von Recyclingbeton verwendet werden.

In der Praxis

Neustark, 2019 als Spin-off der ETH Zürich gegründet, betreibt derzeit zwölf Anlagen. Die erste in Deutschland wurde jüngst in Berlin-Marzahn eingeweiht. Nach Unternehmensangaben speichert eine Anlage in nur einer Stunde so viel Kohlendioxid wie 50 Bäume in rund einem Jahr. 

„Bei Recyclingbeton gibt es noch viel Potenzial“

Johannes Tiefenthaler, CEO und Gründer Neustark

Wie kamen Sie darauf, CO₂ in Abbruchbeton zu speichern?
Während des Studiums lernte ich viel über Negativemissionstechnologien und wusste früh, dass ich ein Unternehmen im Bereich CO₂-Mineralisierung gründen will, weil ich überzeugt war, dass relativ schnell eine größere Wirkung für die Umwelt möglich ist. 

Wie hoch ist der Anteil recycelten Betons in Deutschland?
Da gibt es noch viel Potenzial. Jährlich fallen 60 Mio. Tonnen an recyceltem Bauschutt an. Nur ein Prozent wird als Zuschlag zur Betonherstellung eingesetzt. In den USA oder der Schweiz sind es bis zu 15 Prozent.

Was sind nächste Schritte?
Wir wollen langfristig die Aufnahmekapazität erhöhen – von derzeit 10 kg CO₂ pro Tonne Abbruchbeton auf 60 kg CO₂ pro Tonne. Darüber hinaus werden wir mit weiteren mineralischen Abfallströmen wie Schlacken arbeiten, die große Mengen CO₂ permanent binden können.

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