Herausforderung
Sauberes Wasser ist eine der wertvollsten Ressourcen der Welt. Toiletten verbrauchen riesige Mengen davon und verursachen Abwasser, das aufwendig aufbereitet werden muss. Obendrein werden Nährstoffe in menschlichen Fäkalien bislang kaum verwertet. Stattdessen werden sie entsorgt – ökologisches und wirtschaftliches Potenzial bleibt ungenutzt.
Innovation
Die Trockentoiletten von Finizio kommen ohne Wasser und Chemie aus. Der Inhalt wird in einem geschlossenen Kreislauf aufbereitet und zu einem recyclefähigen Düngemittel weiterverarbeitet. Krankheitserreger werden zuvor durch Wärme abgetötet. Jede Toilette ist so konzipiert, dass sie hygienisch und geruchsfrei ist – ideal für den Einsatz an öffentlichen Orten oder Gebieten ohne Kanalisation.
In der Praxis
Bislang kommen die Trockentoiletten vor allem bei Großveranstaltungen in Ostdeutschland zum Einsatz. Im vergangenen Jahr etwa bei der Fußball-EM in Leipzig oder bei drei Konzerten der Rockband „Die Ärzte“ in Berlin. Veranstalter zahlen pro Anlage rund 400 Euro – Anlieferung, Reinigung und Abholung inklusive. Der gewonnene Dünger soll in Zukunft in der Landwirtschaft oder im Gartenbau genutzt werden. Eine Zulassung gibt es dafür aber noch nicht.
„Landwirte hätten den größten Impact“
Florian Augustin, Gründer Finizio
Was brachte Sie dazu, sich mit Exkrementen zu beschäftigen?
Ein Studium der Forstwissenschaft. Der menschliche Nährstoffkreislauf ist ein wichtiger Hebel, um ökologische Probleme anzugehen. Er ermöglicht einfache Lösungen mit hohem Wirkungsgrad – für Ressourceneffizienz, Bodenfruchtbarkeit und CO2-Speicherung. Finizio ist ein Geschäftsmodell dafür.
Noch ist Ihr Dünger illegal. Wann wird er zugelassen?
Inhalte aus Trockentoiletten stehen bislang nicht auf der Positivliste der EU-Düngemittelverordnung. Wir erwarten, dass sich das bis 2030 ändert und sind mit politischen Akteuren im Austausch. Erste Serienversuche gibt es aber schon.
Und irgendwann steht Ihr Dünger in Baumärkten?
Das wäre kommerziell sehr attraktiv. Unsere Vision liegt aber darin, den Dünger an Landwirte zu verkaufen. Das hätte ökologisch den größten Impact.