Geldpolitik Fed-Präsident Powell: Tapering, aber stressfrei

Fed-Chef Jerome Powell während seiner mit Spannung erwarteten Rede beim virtuellen Treffen der führenden Notenbanker in Jackson Hole
Fed-Chef Jerome Powell während seiner mit Spannung erwarteten Rede beim virtuellen Treffen der führenden Notenbanker in Jackson Hole
© Getty Images
US-Notenbank-Präsident Powell kündigt beim virtuellen Jackson Hole-Symposium ganz unaufgeregt den Ausstieg aus der ultralockeren Pandemie-Geldpolitik an

Die Akteure an den Kapitalmärkten gehen entspannt ins Wochenende. Die mit großer Spannung erwartete Rede von US-Notenbank-Präsident Jerome Powell beim virtuellen Jackson Hole-Symposium erfüllte am Freitagnachmittag (europäischer Zeit) mehr oder minder die Erwartungen. Kein Wunder, denn die Offiziellen der Federal Reserve hatten zuvor ein ordentliches Erwartungsmanagement betrieben. Powell kündigte einerseits den Ausstieg aus der ultralockeren Pandemie-Geldpolitik an, vermied jedoch jeglichen Hinweis auf mögliche Zinserhöhungen.

„Powell hat in seiner Rede eine baldige Kurswende in der Geldpolitik in Aussicht gestellt, womit er die Kommunikationspolitik der letzten Wochen fortführte“, sagte Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. „Wir erwarten weiterhin, dass die Fed im vierten Quartal beschließt, die Anleihekäufe zu reduzieren.

Powell sieht die Fed nach eigenen Worten auf gutem Weg zum angestrebten Ausstieg aus dem Krisenmodus nach der Coronavirus-Pandemie. Eine Festlegung auf einen Zeitplan zum Abbau der milliardenschweren Konjunkturhilfen vermied er jedoch. Der Fed-Präsident betonte zwar, dass er im Juli einen Beginn des Abschmelzens der Wertpapierkäufe noch in diesem Jahr für angemessen gehalten habe. Mittlerweile habe auch der Arbeitsmarkt weitere Fortschritte gemacht. Doch gehe dies mit der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus einher. „Wir werden die hereinkommenden Daten und die entstehenden Risiken sorgfältig prüfen“, sagte Powell.

Der Notenbank-Präsident, über dessen zweite Amtszeit derzeit die Politik in Washington diskutiert, signalisierte, dass die US-Notenbank geduldig bleiben werde, während sie versuche, die Wirtschaft wieder auf Vollbeschäftigung zu bringen. Er wiederholte, dass er es vermeiden wolle, einer „vorübergehenden“ Inflation nachzujagen und dabei möglicherweise das Beschäftigungswachstum zu bremsen – eine Verteidigung des neuen Ansatzes der Fed-Politik, den er vor einem Jahr eingeführt hat.

Angesichts der nach der Krise wieder rund laufenden Konjunktur denkt die Fed bereits seit einiger Zeit über ein Zurückfahren ihrer Anleihenkäufe nach. Sie kauft derzeit noch Wertpapiere im Volumen von monatlich 120 Mrd. Dollar. Mehrere Währungshüter dringen auf eine baldige Entscheidung zum Abschmelzen der Krisenhilfe, womit der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik eingeleitet würde. Ein Beschluss der Währungshüter dazu wird für die nächste Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed erwartet, deren Ergebnisse voraussichtlich am 22. September veröffentlicht werden.

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