In einer normalen Welt wäre die Sache für US-Notenbankchef Jerome Powell recht einfach: Weil sich die Inflation in den Vereinigten Staaten abgekühlt hat, könnte der von ihm geleitete Offenmarktausschuss der Federal Reserve am Mittwochabend (europäischer Zeit) einfach eine Lockerung der Geldpolitik beschließen – oder zumindest Signale in diese Richtung aussenden. Aktuell liegt der Leitzins in den USA (Fed Funds Rate) in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent.
Doch die Welt ist nicht normal. Schon gar nicht in den USA, wo Präsident Donald Trump an der Unabhängigkeit der Notenbank sägt und zugleich mit seiner Zollpolitik die Inflation antreibt und das Wachstum bremst.
Die Inflationsrate in den USA lag zuletzt bei 2,4 Prozent, nachdem sie zum Jahreswechsel noch bei rund drei Prozent gelegen hatte. Die Richtung stimmt also, der Preisauftrieb nähert sich dem Fed-Ziel von zwei Prozent. Zugleich zeigte sich der US-Arbeitsmarkt noch immer recht robust. Die Fed braucht also keine Zinssenkung, um die Konjunktur zu stabilisieren. Sie muss aber auch nicht eingreifen, um die Inflation zu bremsen. „Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank auf ihrer Juni-Sitzung die Zinsen unverändert lassen wird“, sagt Michael Krautzberger, Chefanlagestratege für öffentliche Märkte bei Allianz Global Investors.