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Sport EU-Wettbewerbshüter knöpfen sich Kunstrasenbranche vor

Kunstrasenplatz von Polytan: Der deutsche Hersteller aus Burgheim ist einer der bekanntesten Player in Europa
Kunstrasenplatz von Polytan: Der deutsche Hersteller aus Burgheim ist einer der bekanntesten Player in Europa
© IMAGO/Team 2
Verstoßen Kunstrasenhersteller gegen geltendes Wettbewerbsrecht? Dieser Frage geht die EU-Kommission in mehreren Ländern nach. In Deutschland gab es deshalb Untersuchungen bei der Sport Group in Burgheim

Kunstrasenplätze sind pflegeleicht, fast immer bespielbar und langlebig. Für kleine und mittelgroße Vereine macht sie das besonders attraktiv. Überall in Deutschland sprießt daher das Kunstgrün und mittlerweile gibt es über 5000 Plätze im gesamten Bundesgebiet. Tendenz steigend. Kunstrasenplätze haben aber einen Nachteil: Sie sind teuer. Zwischen 500.000 und 1 Mio. Euro kostet ein künstlicher Fußballplatz inzwischen, je nach Ausstattung. Doch geht es nach den EU-Wettbewerbshütern, könnten diese Preise auch künstlich zu hoch sein.

Die Kommission hat nun eine Wettbewerbsuntersuchung im Kunstrasensektor eingeleitet. Dazu hat sie in der vergangenen Woche unangekündigte Kontrollen in mehreren europäischen Ländern durchgeführt – auch in Deutschland. Nach Informationen von Capital gehört zum Beispiel die Sport Group aus Burgheim zu den untersuchten Firmen. Das Unternehmen bestätigte die Inspektionen auf Anfrage. Sport Group-Sprecher Tobias Müller äußert sich inhaltlich nicht näher zu den Untersuchungen und Anschuldigungen. Er sagt aber: „Wir kooperieren mit der Behörde.“

575 Mio. Euro Umsatz

Das Unternehmen gehört mit der Marke Polytan zu den bekanntesten Playern im Markt. Auf seiner Website bewirbt Polytan Dutzende Prestigeprojekte überall in Europa – von Herne bis Sevilla. Vom Champions League-Sieger Manchester City bis hin zum städtischen Soccercourt in Oberhausen.

Kunstrasen ist aber nur einer von vielen Produkten des oberbayerische Unternehmens. Auch bei Tennisplätzen, Tartanbahnen oder Spielplätzen genießt die Sport Group einen guten Ruf. Im Jahr 2021 erzielte das Unternehmen auf Gruppenebene so einen Umsatz von 575 Mio. Euro.

Was die Kommission der Soccer Group und anderen Unternehmen nun vorwirft, will sie auf Anfrage nicht konkretisieren. Sie verweist lediglich auf ein knappes Statement. Demnach handele es sich um einen Anfangsverdacht, dass einige Unternehmen gegen Artikel 101 AEUV verstoßen haben könnten. Dieser behandelt mehrere Wettbewerbsregeln, beziehungsweise Verbote, darunter  Preisabsprachen, Aufteilung der Märkte oder Preisdiskriminierung. Gegen welche dieser Punkte sich die Untersuchungen nun richten, erklärt die EU-Kommission auf Anfrage nicht. Zusätzlich heißt es: „Nur, weil an einigen Standorten Inspektionen vorgenommen wurden, ist noch keine Schuld bewiesen.“ Man habe in erster Linie Informationen eingefordert.

So bleibt auch unklar, welche Unternehmen überhaupt aus Sicht der EU zum Markt zählen. Dass der Markt eng ist, wird schnell klar. Weltweit gibt es nur circa 20 Anbieter von Kunstrasen. Und tatsächlich erhalten Interessenten offenbar nur sehr wenige Angebote. Bei drei von Capital befragten Fußballvereinen aus dem Münsterland war Polytan jeweils unter den Angeboten des Landschaftsarchitekten. Zwar wurde auch ein zweites Angebot gemacht, aber, so sagt einer, „es wurden schon klar die Vorzüge von Polytan aufgezeigt, auch wenn es teurer war“. Eine gewisse Marktmacht sei nicht abzustreiten.

Der Branchenverband ESTC weist derweil auf die strengen Vorgaben für die Hersteller hin. Diese hätten in der Vergangenheit zu einer hohen Innovationskraft der Branche geführt. „Wir unterstützen die Kommission und Wettbewerbshüter daher in ihrem Vorhaben, für einen starken und transparenten Markt zu sorgen“, erklärt Direktor Stefan Diderich.

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