Die Hälfte der deutschen Top-Entscheider in Unternehmen, Politik und Verwaltung hält die Maßnahmen zum Klimaschutz in Deutschland für ausreichend oder für schon zu weitgehend. Dies ist eines der Ergebnisse im jüngsten Elite-Panel des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Wirtschaftsmagazins Capital und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Capital Ausgabe 2/2023; FAZ vom 19. Januar 2023). Demnach sagen 38 Prozent der befragten Manager und Spitzenpolitiker, Deutschland tue genug für den Klimaschutz, zwölf Prozent halten die bisherigen Maßnahmen sogar für übertrieben. Immerhin 46 Prozent sagen jedoch, Deutschland müsse mehr tun, um das Klima zu schützen.
Die Umfrage wurde zwar vor Weihnachten abgeschlossen, dürfte aber nach der Räumung des nordrhein-westfälischen Dörfchens Lützerath für den Braunkohleabbau die Debatte über die Klima- und Energiepolitik erneut befeuern. So gaben in der Umfrage 63 Prozent der Befragten auch an, mit der Energiepolitik der Bundesregierung unzufrieden zu sein, 36 Prozent waren zufrieden. Auf Unverständnis trifft insbesondere die Entscheidung der Ampelkoalition, trotz Gasmangels und Klimaschutz die letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland nur bis April am Netz zu belassen: 80 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, die drei Meiler auch darüber hinaus laufen zu lassen. Immerhin 70 Prozent plädieren zudem dafür, auch die umstrittene und in Deutschland verbotene Gasfördermethode Fracking zumindest zu prüfen.
Nach den großen Befürchtungen in diesem Sommer über einen Engpass in der Gas- und Stromversorgung haben sich die Sorgen jedoch weitgehend verflüchtigt. So fürchten 85 Prozent der Befragten keine Versorgungsengpässe mehr, allerdings geben 55 Prozent der Unternehmensmanager an, die stark gestiegenen Energiekosten belasteten ihr Unternehmen stark oder sehr stark.
Elite Panel – Überblick über die Ergebnisse
Die Ampel-Koalition schneidet alles in allem inzwischen schwach ab. 57 Prozent der Befragten sagten, sie seien von der Politik der Bundesregierung enttäuscht – 36 Prozent sind noch zufrieden. Angesichts der großen Krisen halten 59 Prozent die Regierung inzwischen für zu schwach. Die höchsten Zustimmungswerte unter den wichtigsten Bundesministern erhält in der Gruppe der Top-Entscheider Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mit 73 Prozent Zustimmung – gefolgt von Finanzminister Christian Lindner (FDP) mit 56 Prozent und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne, 47 Prozent).
Wirtschaftlich könnte das Jahr 2023 positiv überraschen. So sagen 62 Prozent der befragten Manager, Politiker und Behördenchefs, die Stimmung im Land sei schlechter als die Lage. Nur 28 Prozent halten hingegen die Lage für schlechter als die Stimmung. Eine knappe Hälfte der Unternehmenschefs (45 Prozent) geben an, sie spürten in ihrem Unternehmen die Folgen von Inflation und Krieg, 53 Prozent sagen dagegen, sie spürten keine Krisen-Folgen in ihren Geschäften. Und immerhin 65 Prozent beschreiben die Auftragslage in ihrem Unternehmen immer noch als gut oder sehr gut.
Das IfD Allensbach befragt die deutschen Top-Entscheider regelmäßig im Auftrag von Capital und FAZ. Vom 23. November bis zum 16. Dezember 2022 interviewte das Institut 479 Entscheider aus Politik, Unternehmen und Behörden. Darunter waren diesmal 90 Chefs von Unternehmen mit mehr als 20.000 Mitarbeitern, 19 Minister und Ministerpräsidenten sowie 28 Leiter von Behörden. Es ist damit die am prominentesten besetzte Umfrage Europas.