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Die Stunde Null Wie das E-Rezept die Apotheken in Deutschland verändert

DocMorris-Chef Walter Hess
DocMorris-Chef Walter Hess
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Online-Apotheken wie DocMorris haben lange auf E-Rezepte gehofft. Jetzt gibt es sie, aber das Geschäft ist komplizierter als gedacht. DocMorris-Chef Walter Hess über den Wandel der Branche und seine Hoffnung auf eine Apothekenreform in Deutschland

Capital: Es gibt seit kurzem das E-Rezept in Deutschland, für das Versandapotheken wie die Ihre ja lange getrommelt haben. Allerdings werden diese Rezepte ja bisher vor allem so genutzt, dass sich die Patienten die Medikamente trotzdem in den stationären Apotheken abholen. Bleiben Sie da nicht außen vor?
Walter Hess: Zunächst ist es für uns natürlich erfreulich, dass das jetzt endlich stattgefunden hat – nachdem in Deutschland da seit 20 Jahren drüber gesprochen wurde. Damit wird alles sehr viel einfacher, und es wird eine andere Datenlage für eine bessere Versorgung geben. Nun wird viel davon abhängen, wie sich das Verhalten der Patienten verändern wird.

Was meinen Sie genau?
Seit kurzem gibt es einen voll digitalen Weg, um die Rezepte auch online einzulösen. Mit einem NFC-fähigen Smartphone und der elektronischen Gesundheitskarte. Das ist ein Riesenvorteil für die Zukunft.

Aber es macht die Sache ja doch zusätzlich komplizierter. Wenn ich einfach mit der Karte in der Apotheke in der Nähe gehen kann, ist es für mich als Patient doch im Moment der einfachste Weg. Ist der Schritt zu Ihnen nicht ein bisschen schwieriger?
Man muss unterscheiden, ob man ein Rezept akut und sofort braucht oder für eine chronische Erkrankung. Bei einer chronischen Erkrankung braucht man das Medikament zuhause und will sicher nicht jedes Mal in die Apotheke. Dann kann man das elektronische Rezept problemlos über den Versandhandel einlösen. Das ist in der Regel innerhalb von einem Tag da. 

Sie setzen also auf Patientengruppen, die regelmäßig Medikamente brauchen und nicht auf den einmaligen Antibiotika-Käufer?
Es geht sowohl um das eine als auch um das andere. Aber der Hauptfokus liegt tatsächlich auf Menschen mit chronischen Erkrankungen, die einen fortwährenden Bedarf an Medikamenten haben.

In Deutschland ist eine Apothekenreform geplant, die vieles im Geschäft verändern soll. Die traditionellen Apotheken laufen dagegen Sturm, Sie sind dafür. Warum?
Es ist ja eine anspruchsvolle Ausgangslage für den Gesundheitsminister. Es gibt eine alternde Bevölkerung, der Pflegebedarf nimmt zu, und das hat auch Auswirkungen auf Apotheken. Auf der Seite der Apotheken wiederum nehmen die Kapazitäten ab, es gibt weniger Apotheker und pharmazeutisch-technische Assistenten. Da kommt nicht genügend Nachwuchs, um die Nachfolge zu übernehmen. Also sinkt die Versorgung in der Fläche, und dafür muss man Lösungen finden. Die Vorschläge im Gesetzentwurf gehen aus unserer Sicht in die richtige Richtung.

Zu diesen Vorschlägen gehört ja auch, dass in einer Apotheke nicht mehr unbedingt ein Apotheker vor Ort sein muss. Die Verbände argumentieren, dass darunter die Versorgungsqualität leidet. Ist das nicht ein stichhaltiges Argument?
Ich denke nicht. Aus unserer Sicht ist das ein guter Weg, der auch von vielen Apothekern unterstützt wird. Es sind ja weiterhin pharmazeutisch-technische Assistenten in der Apotheke, die die Versorgungsqualität sicher stellen können. Auch heute schon wird man nicht immer von einem Apotheker beraten.

Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,

  • wie sich der Börsenkurs von DocMorris entwickelt,
  • welche Rolle Teleberatung in der Apotheke spielen könnte,
  • welche Engpässe es bei Arzneimitteln noch gibt.

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