Alles wird ja immer schlimmer, fühlen wir so. Die Weltbevölkerung explodiert, die Alpen verglühen in der Erderwärmung - und unserer Regierung fehlt sogar das Geld, die Brücken richtig abzustützen.
Gegen solchen großen Trübsinn hilft es manchmal nur noch, eine Riesenkanne heißen Früchtetee aufzusetzen und sich ganz, ganz tief in den hinteren Teilen der Zeitung zu vergraben.
Hier drei Nachrichten, die ich bei der Lektüre dieses versteckten Kleingedruckten in der Adventszeit gefunden habe.
Es sprudelt
1. „Fiskalquote steigt“. Süddeutsche Zeitung vom 18.12., Seite 20, 17 Zeilen oben links.
In Deutschland, so steht da, „ist wie in den meisten anderen Industrieländern der Anteil der Steuern und Sozialabgaben an der Wirtschaftsleistung erneut gestiegen“. Laut OECD hat sich die Quote 2012 gegenüber dem Vorjahr von 36,9 auf 37,6 Prozent erhöht. Der Grund seien vor allem „höhere Steuern für Einkommen und Gewinne in Folge der Konjunktur und der guten Beschäftigungslage“. Hinzu komme, „dass wegen des Steuersystems in Deutschland die Steuereinnahmen in Phasen steigender Reallöhne schneller steigen als das Einkommen“.
Soll das etwa heißen, die Steuereinnahmen sprudeln nicht bloß? Sondern sie sprudeln sogar überproportional kräftig? Dinge gibt's in diesem armen Staat...
Es wird kälter
2. „Skisport wird zum Luxus“, ZEIT vom 19.12., Seite 23
Na gut, das ist erstmal wieder etwas deprimierend. Und dieses Interview mit dem Skitourismus-Experten Günther Aigner nimmt auch eine ganze große Zeitungsseite ein.
Der normale deutsche Arbeiter kann sich Skiurlaub nicht mehr leisten, sagt der Experte. (Ob das womöglich auch damit zu tun hat, dass die deutschen Steuern „in Phasen steigender Reallöhne schneller steigen als das Einkommen“...?)
Die echte Überraschung findet sich in den Zeilen 77 bis 117. Da kommt Herr Aigner mit allerlei Daten zu seinem zweiten Punkt - der Klimathese: „Entgegen der veröffentlichten Meinung gibt es keine Indizien dafür, dass den Alpen der Schnee ausgeht. Im Gegenteil: Seit 25 Jahren werden die Winter an den Bergstationen wieder kälter, wie Messungen in den Ostalpen zeigen. Das hätten nicht einmal die kühnsten Optimisten erwartet.“
Soll das etwa heißen, dass es, sagen wir: voreilig war, all den Skiorten zum Kauf von vielen Schneekanonen oder gleich zur Geschäftsaufgabe zu raten? Dinge gibt's ja...
Der Ski-Experte ist übrigens sehr vorsichtig: „Niemand kann wissen, wie sich die Winter weiter entwickeln. Man kann es nur im Rückspiegel betrachten.“ Klingt vernünftig.
Es gibt Reserven
3. „FAO erwartet Welt-Rekordernte“, agrarheute.com, 6.12.
„Die UN-Ernährungsorganisation FAO rechnet dieses Jahr mit einer Rekordmenge bei der weltweiten Getreideernte. Der Preisindex blieb im November stabil.“
In der Saison 2013/14 werde so viel Korn und Reis eingebracht wie noch nie zuvor, schätzen die UN-Fachleute. Für das kommende Jahr erwarten sie einen erneuten Produktionsrekord. Auch die Vorräte wachsen.
Soll das etwa heißen, dass der Hunger auf der Welt besiegt ist?
Nein, das heißt es auch bei optimistischster Lesart leider nicht. Auch heute hungern Millionen Menschen, vor allem in Afrika leiden ganze Regionen an Unterernährung. Die gute Nachricht ist allerdings, dass es Reserven gibt, um ihnen zu helfen. Diese Reserven könnten sogar noch größer sein, wenn nicht ein Teil der weltweiten Ernte in Biosprit und -gas verwandelt würde.
Aber genug von all diesem Kleingedruckten.
Jetzt erst einmal: Fröhliche Weihnachten!