In den vergangenen Wochen gab es gleich zwei vielversprechende Meldungen in Sachen Covid-Impfstoff: Erst verkündeten Pfizer und Biontech positive Zwischenergebnisse aus ihrer Impfstoff-Studie , dann folgte das US-Unternehmen Moderna . Beide wollen bald eine Zulassung beantragen.
Nach der monatelangen Suche nach einem Impfstoff könnte nun alles ganz schnell gehen: „Ich könnte mir vorstellen, dass in den USA Ende der ersten Dezemberhälfte, zweite Dezemberhälfte eine Genehmigung erfolgen könnte“, sagte Biontech-CEO Uğur Şahin in einem Interview mit Reuters-TV . „Wenn Sie so wollen ein Weihnachtsgeschenk.“ Damit beginnen nun die konkreten Vorbereitungen auf einen möglichen Covid-Impfstoff . In ganz Deutschland werden Impfzentren und Kühllager geplant.
Doch mit einem Impfstoff allein ist es nicht getan. Bis dieser seinen Weg von den Pharmaunternehmen in die Impfzentren und schließlich zur Bevölkerung findet, braucht es zahlreiche Unternehmen, die mit ihren Spezialprodukten und Dienstleistungen die Lieferkette bilden: von dem Fläschchen, in das der Impfstoff gefüllt wird, über die Kühlung auf dem Weg zum Lager, das Lager selbst bis hin zur Spritze, mit der der Impfstoff verabreicht wird.
Diese acht Unternehmen könnten beim Covid-Impfstoff zum Einsatz kommen:
Impfstoff-Lieferkette
An „RNA-Minifabriken“ zur Impfstoffherstellung arbeitet Tesla-Chef Elon Musk nach eigenen Angaben mit dem Tübinger Biotechunternehmen Curevac – und möglicherweise anderen Entwicklern von Covid-19-Impfstoffkandidaten. Über das Geschäft twitterte Musk, im Bild beim Richtfest der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg, schon im Juli: „Tesla baut als Nebenprojekt RNA-Minifabriken für Curevac und möglicherweise andere.“ Im August bestätigte Curevac dem Businessinsider, mit der Tesla-Tochter Grohmann, die den so genannten Drucker gebaut haben soll, ein Patent angemeldet zu haben. Solche mobile, automatisierte mRNA-Produktionseinheiten waren ursprünglich mit öffentlichen Forschungsgeldern zur Produktion von Impfstoffen gegen Lassa-Fieber, Tollwut und Gelbfieber geplant.
Der Mainzer Glasproduzent Schott ist spezialisiert auf Spezialglas und Glaskeramik und könnte einen entscheidenden Bestandteil zur Lieferkette des Covid-Impfstoffes beitragen. Impfstoff-Fläschchen werden aus hochreinem Glas hergestellt, damit Partikel den Impfstoff nicht verunreinigen können. Dieses Borosilikatglas erfand Firmengrüner Otto Schott im Jahr 1887. Dieses Glas soll nun auch bei der Fertigung der Fläschchen für einen Covid-Impfstoff zum Einsatz kommen. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen bereits Vereinbarungen mit Impfstoff-Produzenten in Nordamerika, Europa und Asien getroffen. Unter anderem ist Schott an der „Operation Warp Speed“, dem Impfstoffprogramm der US-amerikanischen Regierung, beteiligt.
Gemeinsam mit Schott und dem Lieferanten Stevanato hat Gerresheimer mit Sitz in Düsseldorf erklärt, ausreichend Material für künftige Covid-19-Impfstoffe bereitstellen zu wollen. Jedes der drei Unternehmen stellt für den Bedarf der Gesundheits- und Pharmaindustrie auf dem Weltmarkt jährlich Milliarden von Fläschchen aus dem Spezialglas Borosilicatglas Typ 1 her, dem Quasi-Standard in der Pharmaindustrie, wenn es um Verpackungen für Impfstoffe geht. Gerresheimer fertigt Fläschchen und auch Spritzen in großen Werken in den USA, Mexiko, Europa und Asien, darunter in China.
Ist der Impfstoff sicher verpackt und transportiert, dann braucht es noch Spritzen, mit denen er schlussendlich geimpft werden kann. Das hessische Medizintechnikunternehmen B.Braun hat dem Handelsblatt zufolge bereits mit einigen Ländern und Institutionen Verträge zur Lieferung von Spritzen und Kanülen abgeschlossen. Die Produkte von B.Braun werden unter anderem in der Anästhesie, der Intensivmedizin und der Chirurgie verwendet.
2001 wurde das Unternehmen Va-q-tec aus der Universität Würzburg heraus gegründet. Heute leistet das Unternehmen mit seinen Kühlboxen einen wichtigen Beitrag im Transport eines möglichen Covid-Impfstoffs. Ihre Boxen garantieren Temperaturen von bis zu minus 80 Grad für mehrere Tage. Das ist wichtig, denn der Impfstoff von Biontech und Pfizer muss bei minus 70 Grad gelagert werden. Ein großer Impfstoff-Produzent soll hier bereits Boxen bestellt haben – welcher Produzent das war, ist nicht bekannt. Die Transportboxen von Va-q-tec kamen bereits bei der Versendung der Corona-Testkits im Frühjahr zum Einsatz.
Für Lagerhallen, in denen die Impfstoffe aufbewahrt werden, braucht es Kühlschränke. Manche Impfstoffe müssen jedoch besonders kühl gelagert werden – wie beispielsweise das mRNA-Vakzin von Pfizer und Biontech. Ein regulärer Kühlschrank reicht da nicht aus. Das Unternehmen Binder aus Tuttlingen stellt Ultra-Tiefkühlschränke her, die auf minus 80 Grad herunterkühlen. Hier könnten Impfstoffe gelagert werden. Laut SWR haben bereits einige Bundesländer bei dem Unternehmen angefragt. Laut Binder setzt auch Curevac auf die Kühlschränke des Herstellers.
Die Logistikbranche ist längst vorbereitet. In einer Studie mit der Unternehmensberatung McKinsey hat die Deutsche Post-Tochter DHL ausgerechnet, dass ganze zehn Milliarden Impfstoffdosen weltweit verteilt werden müssen – und das binnen 18 bis 24 Monaten. Das seien rund 200 000 Paletten. Der Studie zufolge könnte ein Drittel der zu verteilenden Impfchargen mRNA-Vakzine sein, die meist ultratiefgekühlt werden müssen. Es wird aber auch daran gearbeitet, die Covid-19-Immunisierung in Kühlketten herkömmlicher Impfkampagnen zu bewältigen. Ein DHL-Lager, in dem Medizinprodukte in verschiedenen Temperaturzonen gelagert und verpackt werden, liegt in der Nähe der deutsch-holländischen Grenze. Der Life Sciences & Health Care Campus am Standort Wijchen-Nijmegen umfasst 44 000 Quadratmeter Lagerfläche.
Das Luxemburger Unternehmen ist nach eigenen Angaben der weltweit führende Hersteller von Anlagen für die Impfstoffkühlkette, die für Programme in Schwellenländern benötigt werden. Es arbeitet eng mit Institutionen für die öffentliche Gesundheit, mit nationalen Regierungen und multilateralen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Kinderhilfswerk UNICEF, der Impfallianz GAVI, der Bill & Melinda Gates-Stiftung und Ärzte ohne Grenzen zusammen. Das Bild zeigt den Transport eines solarbetriebenen Kühlschranks für Impfstoffe, mit denen die Regierung von Madagaskar 400 schwer erreichbare Gesundheitsstationen ausstattet. Ziel ist eine Impfkampagne für 4,5 Millionen Kinder.