In Deutschland wächst die Kritik an der Coronastrategie von Bund und Ländern: Die Infektionszahlen steigen wieder und die Impfkampagne kommt nicht richtig auf Touren. Steht die Bundesrepublik besonders schlecht da und was kann sie von anderen Nationen lernen?
Einen besonders umfassenden und gründlichen Vergleich bietet seit November das US-Medienunternehmen Bloomberg. Im Covid Resilience Ranking vergleicht es am Ende jedes Monats anhand von elf Indiaktoren, wie erfolgreich einzelne Länder durch die Pandemie kommen. Der Index berücksichtigt dabei sowohl die Infektionszahlen und die Sterblichkeitsrate aber auch wie stark die Maßnahmen das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben einschränken – und die Erwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung.
Für den Vergleich im Februar hat Bloomberg dafür 53 Länder untersucht, darunter auch Deutschland. Mit einem Gesamtwert von 51,5 Punkten landet die Bundesrepublik auf Platz 34 und damit hinter vielen europäischen Nachbarländern wie Frankreich (Platz 19), den Niederlanden (Platz 28) und Spanien (Platz 33). Vor allem die hohe Sterblichkeitsrate von 6,4 Prozent fällt im Februar negativ ins Gewicht. Nur Ägypten (8,4 Prozent), Südafrika (9,2 Prozent) und Mexiko (11,1 Prozent) schnitten in dieser Hinsicht schlechter ab.
Der Zugang zu Corona-Impfungen wird dabei als positiv bewertet. Dabei setzt Bloomberg die bestellten Impfstoffdosen ins Verhältnis zur Gesamtbevölkerung. Deutschland erzielt hier einen Wert von 231 Prozent – und liegt somit im Ländervergleich oben in der Rangliste. Bei der Impfstoffvergabe schneidet Deutschland dann aber im Vergleich zu Israel (84,8 Dosen pro 100 Einwohner), deutlich schlechter ab. Hier schafft die Bundesrepublik gerade einmal rund 6,3 Dosen pro 100 Einwohner.
Diese Länder schneiden im Covid Resilience Ranking am besten ab
Diese Länder kommen bisher am besten durch die Pandemie
Mit 62,3 Punkten landet Thailand im Covid Resilience Ranking auf dem zehnten Platz. 17 Covid-Fälle gab es pro 100.000 Einwohner im vergangenen Monat. Auch die Sterblichkeitsrate war mit 0,1 Prozent vergleichsweise niedrig. Lediglich bei der Impfkampagne hat Thailand Nachholbedarf: Stand Ende Februar reichen die vereinbarten Dosen in den Impfstoffverträgen nur für 45 Prozent der Bevölkerung.
Deutlich später als viele andere Länder hat Japan Mitte Februar mit seiner Impfkampagne begonnen. Dafür hat sich das Land mit ausreichend Impfstoff eingedeckt – den Impfstoffverträgen Ende Februar zufolge reichen die vereinbarten Dosen für 129 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mit 48 Infizierten pro 100.000 Einwohner und einer Sterblichkeitsrate von 4,1 Prozent war die Corona-Lage zuletzt schlechter als in Thailand. Dafür ist das Gesundheitssystem Japans aber das stärkste im Resilience Ranking. Mit einer Gesamtpunktzahl von 64,1 landet Japan damit auf Platz neun.
65,3 Punkte erhält Südkorea im Covid Resilience Ranking. Ähnlich wie in Japan macht sich das gute Gesundheitssystem bemerkbar, zudem sieht auch das Infektionsgeschehen mit 25 Infizierten auf 100.000 Einwohner deutlich besser aus. Gleichzeitig sind die sozialen und ökonomischen Aktivitäten in Südkorea deutlich stärker eingeschränkt als in den beiden vorherigen Ländern. Hinsichtlich der Impfstoffkampagne hat Südkorea ebenfalls vorgesorgt. Mit den bestehenden Impfstoffverträgen ließen sich 135 Prozent der Bevölkerung versorgen.
Knapp vor Südkorea liegt Thailand auf dem siebten Platz mit einer Gesamtbewertung von 65,4 Punkten. Im Kampf gegen das Coronavirus setzt das Land auf digitale Technologien zum Beispiel zur Einhaltung der Quarantäne. Das macht sich auch an den relativ geringen Einschränkungen für Gesellschaft und Wirtschaft bemerkbar. Hier erzielt Taiwan einen der besten Werte des Rankings. Die Impfkampagne hat in Taiwan allerdings noch nicht begonnen, soll aber im März an den Start gehen. Auch bei der Menge an verfügbaren Impfstoffdosen herrscht Nachholbedarf. Nach bisherigen Verträgen kann Taiwan nur etwas mehr als ein Drittel der Bevölkerung mit Impfstoff versorgen.
Ende Februar haben die chinesischen Behörden zwei neue Impfstoffe zugelassen. Damit steigt die Zahl der verfügbaren Vakzine auf vier. Dieverfügbaren Impfstoffdosen reichen allerdings nur für 84 Prozent der Bevölkerung. Für den vergangenen Monat verzeichnet China – trotz eines erneuten Ausbruchs im Norden des Landes im Winter – erneut null Infektionen auf 100.000 Einwohner und eine Sterblichkeitsrate von 0,1 Prozent. Die relativ starken Einschränkungen im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben scheinen sich dabei kaum auf das Wirtschaftswachstum auszuwirken. Der Bloomberg-Prognose zufolge wächst die Wirtschaft um 8,4 Prozent.
Unter den zehn Ländern mit dem besten Covid Resilience Score sind auch zwei aus Europa. Eines davon, Norwegen, landet mit einer Gesamtpunktzahl von 66,9 auf Platz fünf. Norwegen zeichnet sich durch besonders starke Einschränkungen aus und erzielt hier den höchsten Wert in den Top 10. Die Zahl der Infektionen auf 100.000 Einwohner ist mit 149 Fällen allerdings auch deutlich höher. Bald könnte sich das allerdings ändern. Die bisherigen Impfstoffverträge decken Dosen für 231 Prozent der Bevölkerung ab. Auch die Impfquote kann sich mit sieben Dosen pro 100 Einwohnern sehen lassen. Unter den ersten zehn Plätzen des Ranking ist Norwegen damit Spitzenreiter. Im Vergleich zu weltweiten Spitzenreitern wie Israel hat das skandinavische Land trotzdem Nachholbedarf.
Finnland ist mit einer Gesamtbewertung von 67,6 Punkten das zweite europäische Land unter den Top Ten. Im Vergleich zu Norwegen sind die Einschränkungen für Gesellschaft und Wirtschaft wesentlich schwächer, obwohl die Infektionszahlen mit 216 Fällen pro 100.000 Einwohnern den höchsten Wert unter den zehn Ländern des Rankings bedeuten. Bei der Sicherung von Impfdosen steht Finnland seinem Nachbarn allerdings in nichts nach: Mit 6,6 verimpften Dosen auf 100 Einwohnern erreichen die Finnen den zweithöchsten Wert der Top Ten.
Nach einer zweiwöchigen Pilotphase Ende Januar hat Singapur seit Mitte Februar seine Impfkampagne gestartet. Die bestellten Impfstoffmengen reichen laut Verträgen bislang zwar nur für 85 Prozent der Bevölkerung, die Sterblichkeitsrate und auch die Rate für einen positiven Corona-Test lagen für den Februar allerdings bei null. Auch das Infektionsgeschehen war mit 10 Fällen pro 100.000 Einwohnern im vergangenen Monat relativ niedrig. Das macht sich auch bei den vergleichsweise geringen Einschränkungen für die Wirtschaft und für den Alltag bemerkbar. Mit einer Gesamtbewertung von 71,3 Punkten heißt das Platz drei im Resilience Ranking.
Australien gilt als jüngstes Beispiel für die erfolgreiche Bekämpfung der Corona-Pandemie. Das Land verfolgt eine Null-Infektions-Strategie und setzt daher immer wieder auf kurzfristige Lockdowns in einzelnen Regionen. Seit dem 1. März gab es zehn Tage lang keinen neuen Corona-Fall mehr. Im Februar verzeichnete das Land noch einen Infizierten auf 100.000 Einwohner. Auch die Sterblichkeitsrate und die Rate für einen positiven Corona-Test lagen im vergangenen Monat bei null. Bei den Impfstoffbestellungen war Australien ebenfalls fleißig. Das Land hat sich für rund 250 Prozent der Bevölkerung Impfstoffdosen reserviert. Nun muss der Impfstoff nur noch ankommen. Der Export von rund einer Viertelmillion Astrazeneca-Dosen aus Europa wurde zuletzt von Italien gestoppt.
Mit einer Wertung von 77,2 Punkten führt Neuseeland das Resilience Ranking an. Es gilt als Musterland in der Pandemie und setzt auf eine ähnlich resolute Strategie bei der Pandemie-Bekämpfung. Im vergangenen Monat verzeichnete das Land zwar zwei Infektionen pro 100.000 Einwohner, dafür sind die Einschränkungen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens aber die geringsten unter den Top Ten. Mitte Februar hat Neuseeland auch mit seiner Impfkampagne begonnen. Ausreichend vorgesorgt hat das Land bereits.. Die zugesicherten Mengen in den Impfstoffverträgen reichen für 247 Prozent der Bevölkerung.