Nach China steigt auch in Italien, Iran und Südkorea die Zahl der Coronavirus-Fälle. Neben der Angst vor den gesundheitlichen Folgen wächst damit auch die Angst vor den Konsequenzen für die Wirtschaft: Konzerne wie Apple oder Primark aber auch der Bundesverband der Deutschen Industrie warnen bereits vor Lieferengpässen .
Auch die Börsen hat die Corona-Angst erfasst:Die großen Indizes in Amerika, Asien und Europa schmierten ab. Konzerne wie die Fluggesellschaft Lufthansa, der deutsche Sportartikelhersteller Adidas oder der französische Lebensmittelkonzern Danone, bekamen die Sorge der Anleger mehr als deutlich zu spüren. Die TUI-Aktie büßte am Rosenmontag sogar fast zehn Prozent ein .
Prognosen für Wirtschaftswachstum gesenkt
Noch lassen sich die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Ausbreitung nicht konkret abschätzen. Denn alle bisherigen Erwartungen hängen von der Eindämmung der Krankheit ab. Die Haltung vieler Beobachter tendiert allerdings in Richtung Krisenstimmung: So korrigierte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft nach unten: 3,2 Prozent statt 3,3 Prozent erwartet der IWF nun. Das chinesische Wirtschaftswachstum wurde von 6,0 auf 5,6 Prozent korrigiert.
Für einige Unternehmen bedeutet die Ausbreitung des Coronavirus allerdings eine steigende Nachfrage nach ihren Produkten. Das spiegelt sich auch in ihren Aktienkursen wider. Vor allem Firmen im Pharma- und Gesundheitsbereich verzeichneten in den vergangenen Wochen ein deutliches Plus.
Diese Aktien profitieren von Corona
Diese Firmen und ihre Produkte profitieren vom Coronavirus
Die Forschung ist längst auf der Suche nach Medikamenten gegen die Corona-Viren. Dabei geriet bereits das antivirale Medikament Remdesivir der kalifornischen Biotech-Firma Gilead Sciences ins Visier. Die Hoffnungen auf einen Erfolg sind hoch: Remdesivir hat bereits bei Tests auf Zellebene gute Ergebnisse gezeigt. Für den Gilead-Aktienkurs ging es trotz Schwankungen tendenziell bergauf mit einem zwischenzeitlichen Hoch von 64,4 Euro. In den letzten Februartagen fiel der Kurs dagegen, blieb aber deutlich über dem Januar-Niveau. Am Montag ging es dann steil bergauf. Auch der Kurs von Konkurrent Vir Biotechnology schoss Ende Februar noch einmal in die Höhe. Die amerikanische Biotech-Firma hat mehrere Antikörper gegen verschiedene Coronaviren wie Sars und Mers.
Auch im Bereich Hygiene- und Reinigungsmittel erleben einige Firmen ein Kurshoch. Vor allem die US-Firma Ecolab, die unter anderem Desinfektionsmittel herstellt, lag dabei zuletzt auf Erfolgskurs. Lag der Aktienkurs vor einem Jahr noch bei 147,2 Euro je Anteilsschein, erreichte die Aktie Mitte Februar mit 194,5 Euro ihren bisherigen Höchstwert. Ende Februar verlor der Kurs binnen weniger allerdings deutlich an Wert und fiel auf 162 Euro ab. Am Motag wurde das Papier dann wieder für 174 Euro gehandelt. Eine andere Aktie gewinnt dagegen seit Ende Februar an Beliebtheit. Vor allem in den letzten Februartagen machte die Hartmann-Gruppe, die das Desinfektionsmittel Sterilium herstellt, einen Sprung nach vorne und knüpfte damit wieder an das Vorjahresniveau an.
Auch die Aktienkurse potentieller Impfstoffhersteller legten gegen den Markttrend zunächst zu: Der Kurs der Aktie des US-Unternehmens Novavax hat sich zwischenzeitlich verdoppelt und stieg Ende Februar noch einmal deutlich an. Das Unternehmen arbeitet an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Virus. Von der Erholung am Montag konnte die Novavax-Aktie aber nicht profitieren, sie verlor deutlich, notiert aber immer noch über dem Stand von vor dem Börsencrash. Auch die Aktien des Biotech-Unternehmens Inovio kletterten angesichts seines Projekts zur Entwicklung eines Corona-Impfstoffs kurzfristig nach oben. Mittlerweile hat sich der Kurs etwas über dem Niveau von Anfang Januar eingependelt. Ein zweites Impfstoffprojekt hat dagegen in der letzten Februarwoche zugelegt: Die Aktie des US-Unternehmens Moderna erzielten zuletzt ein Rekordhoch von mehr als 26 Euro. Nach einem Kursknick Ende Februar ist sie jetzt wieder im Aufwind.
In vielen Apotheken sind sie längst ausverkauft oder nur noch als Restbestand vorhanden: Mundschutz und Schutzmasken. Dass die Masken vor einer Ansteckung schützen, dafür gibt es bislang keine Belege. Viele Kunden hält das aber nicht vom Kauf ab. Die Hersteller kann das dagegen freuen. Der kanadische Medizintechnik-Ausrüster Alpha Pro Tech gehört am Aktienmarkt zu den Profiteuren dieses Hypes. Schon Ende Januar war der Kurs um das Doppelte gestiegen. In der letzten Februarwoche ging es für den Kurs noch einmal gehörig nach oben auf 21,40 Euro, den höchsten Wert bislang. Auch der deutsche Schutzmasken-Hersteller Dräger schoss Ende Februar noch einmal deutlich nach oben, legte in den Wochen davor allerdings kaum zu.
Die Angst vor dem Coronavirus wird immer wieder von der Sorge begleitet, bei dem eigenen Husten oder Schnupfen handle es sich um eine Infektion mit den Erregern. Das Biotech-Unternehmen Qiagen hat mittlerweile mehrere Tests entwickelt, die das Virus Sars-CoV-2 nachweisen sollen. Auch an den Aktienmärkten machte sich das bemerkbar: Im Januar war die Qiagen-Aktie mit einem Anstieg von zwischenzeitlich sieben Prozent im Aufwind. Dem Kurssturz Ende Februar konnte sich der Titel zwar nicht ziehen, mittlerweile geht es aber steil bergauf.
Geschäftsreisen, Messebesuche und sogar die Teilnahme an Konferenzen werden durch Corona zunehmend schwieriger. Immer mehr Veranstalter und Firmen setzen dabei auf Sicherheit und sagen kurzfristig ab. Wer trotzdem nicht auf den Austausch verzichten kann, greift auf Videokonferenzen zurück zum Beispiel vom Anbieter Teamviewer. Sein Kurshoch von Ende 2019 konnte der Software-Anbieter Ende Januar mit einem Wert von 33,23 Euro pro Aktie noch übertrumpfen. Seit Mitte Februar ließ der Kurs noch einmal deutlich nach, stieg dann aber über die Marke von 36 Euro. Am Dienstag rutschte der Kurs allerdings ab. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch beim amerikanischen Konkurrenten Zoom.
Über ein ordentliches Kurswachstum konnte sich zuletzt auch die New Yorker Firma Lakeland Industries freuen. Das Unternehmen vertreibt Schutzkleidung unter anderem für Ärzte und Krankenhauspersonal. Angesichts der steigenden Virusinfektionen hat das der Aktie zuletzt einen gehörigen Schub versetzt: Von Jahresbeginn bis Ende Februar schoss der Kurs nach oben. Zwischenzeitlich war die Aktie mehr als 21 Dollar wert. Anfang März folgte der Rückschlag. Trotzdem ist der Kurs in den letzten drei Monaten um 76 Prozent gestiegen.