Deutschland, das Land der Dichter und Biertrinker? Tatsächlich verliert das Nationalgetränk seit Jahren an Beliebtheit – zumindest was die Erzeugnisse heimischer Produzenten angeht. 2018 setzten die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager insgesamt rund 94 Millionen Hektoliter Bier ab. Das waren laut dem Statistischen Bundesamt zwar 0,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Verglichen mit 1993 hat sich der versteuerte Absatz in Deutschland aber um 26 Prozent verringert. Nur der mehr als verdoppelte Export kann die Gesamtbilanz noch etwas abmildern.
Das deutsche Reinheitsgebot setzt seit über 500 Jahre immer noch Maßstäbe. Im weltweiten Geschäft mit dem Bier aber spielen deutsche Brauereien eine untergeordnete Rolle. Stattdessen haben Biermarken aus Mittel- und Südamerika die Nase vorn – oberflächlich betrachtet. Denn am Ende steht ein einziger Riesenkonzern hinter nahezu allen Top-Ten-Biersorten. Nur zwei europäische Traditionsbrauereien stemmen sich gegen die Übermacht des Marktführers.
Die Marketingfirma Millward Brown listet in ihrem BrandZ-Index „Global Top 100 Brands 2018“ die wertvollsten Marken der Welt auf. Dafür werden nach Unternehmensangaben der aktuelle Marktwert, die künftigen Umsätze und der Stellenwert beim Kunden berücksichtigt. Viele Brauereien konnten sich in dem Ranking 2018 platzieren. Dies sind die zehn wertvollsten Biermarken der Welt.
Die wertvollsten Biermarken der Welt

Nicht Brauereien aus Deutschland oder Tschechien dominieren den weltweiten Biermarkt. Vielmehr sind es Konkurrenten aus Mittel- und Südamerika, die dank des Bierdursts der Bevölkerung zu den wertvollsten Marken der Branche gehören. Den Anfang in den Top Ten macht die Biermarke Modelo der gleichnamigen Grupo Modelo. Zu der größten Brauerei Mexikos gehören die weltweit populäre Marke Coronoa. Im Angebot ist auch Negra Modelo, dessen Rezeptur in den 1920er Jahren von österreichischen Einwanderer mitgebracht wurde. Modelo ist zudem exklusiver Vertriebspartner von Anheuser-Busch in Mexiko. Im BrandZ-Index 2018 wird der Wert der Biermarke Modelo auf 3,62 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Bei der kolumbianischen Biermarke Aguila (Markenwert: 3,92 Milliarden Dollar) zeigt sich bereits ein Trend. Auch hier hatten deutsche Einwanderer ihre Finger im Spiel. Aguila wird von der Bavaria Brewery gebraut. Die „bayerische Brauerei“ wurde 1889 von Leo S. Kopp gegründet. Sie gehört seit 2005 zum britischen Braukonzern SABMiller. Der wiederum wurde 2016 vom Branchenriesen Anheuser-Busch InBev geschluckt.

Guinness ist Kult und Lebensgefühl zugleich. Das bittere, schwarze Stout mit der cremigen Schaumkrone ist Inbegriff der irischen Pubkultur. Das Museum zu der 1759 gegründeten Stammbrauerei in Dublin gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt. Guinness verdankt den charakterischen Schaum übrigens der speziellen Zapfart. Während Bier normalerweise nur mit Kohlendioxid gezaptft wird, kommen beim Guinness 70 Prozent Stickstoff hinzu. Ein ähnlicher Prozess kommt beim hippen Nitro Coffee zum Einsatz. Die Biermarke ist laut BrandZ-Index aktuell 4,14 Milliarden Dollar wert. Guinness gehört zum britischen Konzern Diageo, dem weltweit größten Spirituosenhersteller.

Bier ist in Brasilien Nationalgetränk. Die Südamerikaner bevorzugen ein leichtes Lagerbier. Die beliebteste Marke ist Brahma (Wert: 4,48 Milliarden Dollar). Die schrieb Biergeschichte. 1888 brachte die Brauerei Companhia Cervejaria Brahma des Schweizer Immigranten Joseph Villiger das Bier auf den Markt. 1999 fusionierte die Brauerei mit dem Konkurrenten Companhia Antarctica zu AmBev (American Beverage Company). Der größte Getränkehersteller Lateinamerikas tat sich 2004 mit dem belgischen Konzern Interbrew zu InBev zusammen. Vier Jahre später folgte die Fusion mit Anheuser-Busch zum Weltkonzern Anheuser-Busch InBev. Der hat seinen Sitz in Brüssel.

Ebenfalls ein Hit in Brasilien ist Skol. Der Name klingt skandinavisch. In Wahrheit hat die 1959 eingeführte Biermarke (Wert: 8,26 Milliarden Dollar) aber schottische Wurzeln. In den 60er Jahren taten sich mehrere Brauereien zusammen, um unter dem Namen Skol eine internationale Biermarke zu schaffen. Die zehrt heute vor allem von ihrer Popualarität in Südamerika. Die Marke gehörte einst zu Brahma und ging schließlich in Anheuser Busch InBev auf. Die Lizenzen für Produktion und weltweiten Vertrieb (mit Ausnahme von Südamerika und Afrika) liegen bei Carlsberg.

Bei Corona kommt für deutsche Biertrinker Sommerfeeling auf. Corona ist im Heimatland Mexiko die meistverkaufte Biermarke und in den USA das meistverkaufte Importbier. Von deutschem Reinheitsgebot ist hier keine Spur. Corona enthält unter anderem Mais, Ascorbinsäure und das aus Papaya gewonnene Enzym Papain. Der Markenwert beläuft sich laut BrandZ auf 8,29 Milliarden Dollar. Corona gehört zur Grupo Modelo.

Stella Artois lässt sich nicht lumpen. Die Biermarke kaufte beim Super Bowl 2019 wertvolle Werbezeit und ließ unter anderem Schauspieler Jeff Bridges in seiner Paraderolle aus „The Big Lebowski“ ein kühles Stella trinken. Nebenbei wurde dem US-Publikum erklärt, wie der Name des belgischen Biers korrekt ausgesprochen wird. Stella Artois wird seit 1999 auch in den Vereinigten Staaten vertrieben. In Deutschland ist die Marke (Wert: 10,93 Milliarden Dollar) hingegen offiziell nicht erhältlich. Sie gehört zu Anheuser-Busch InBev.

Anheuser-Busch InBev beweist seine Vormachtstellung auch in der Spitzengruppe der wertvollsten Biermarken der Welt. Den Anfang macht Bud Light. Das Bier kam 1982 auf den Markt (damals noch als Budweiser Light). Die Marke richtet sich an ernährungsbewusste Konsumenten. Der Alkoholgehalt liegt etwas niedriger (4,2 statt 5 Prozent), eine Flasche kommt auf 110 Kalorien. Der Marktwert von Bud Light liegt laut BrandZ bei 11,62 Milliarden Dollar.

Budweiser ist das US-amerikanische Bier schlechthin – aber nicht zu verwechseln mit dem Budweiser, das es in Deutschland zu kaufen gibt. Das Lager-Bier kam 1876 in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri auf den Markt. Der Name verweist auf die stolze Brauereitradition der böhmischen Stadt Budweis. Die dort ansässige Brauerei hat jedoch ebenfalls ein Budweiser im Sortiment. Beide Konzerne lieferten sich jahrzehntelange Rechtsstreitigkeiten zu den Namensrechten. Das US-Budweiser wird in den meisten Ländern der Europäischen Union unter dem Markennamen „Bud“ verkauft. Dem Wert tut das keinen Abbruch. Mit 27,03 Milliarden Dollar liegt das Flaggschiff von Anheuser-Busch meilenweit vor den (meist konzerneigenen) Konkurrenten.

Budweiser ist das US-amerikanische Bier schlechthin – aber nicht zu verwechseln mit dem Budweiser, das es in Deutschland zu kaufen gibt. Das Lager-Bier kam 1876 in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri auf den Markt. Der Name verweist auf die stolze Brauereitradition der böhmischen Stadt Budweis. Die dort ansässige Brauerei hat jedoch ebenfalls ein Budweiser im Sortiment. Beide Konzerne lieferten sich jahrzehntelange Rechtsstreitigkeiten zu den Namensrechten. Das US-Budweiser wird in den meisten Ländern der Europäischen Union unter dem Markennamen „Bud“ verkauft. Dem Wert tut das keinen Abbruch. Mit 27,03 Milliarden Dollar liegt das Flaggschiff von Anheuser-Busch meilenweit vor den (meist konzerneigenen) Konkurrenten.