Die Corona-Krise hat die Innovationskraft europäischer Start-ups gebremst. Große Tech-Börsengänge seien hier im Gegensatz zu den USA ausgeblieben, bilanzierte „Forbes“ im Dezember 2020 bei der Vorstellung der neuen „Midas List“ zu den führenden Venture-Capital-Investoren in Europa und Israel. Die hofften demnach aber auf ein Comeback 2021 und haben die vielversprechenden Gründer im Blick behalten.
Führende Tech-Investoren Europas
Die „Midas List Europe“ kürte zum vierten Mal die 25 führenden Tech-Investoren der Region . Die Analysten verzeichneten kaum Bewegung. Nur zwei Newcomer schafften es auf die Liste und das auch nur im unteren Fünftel. Frauen und ethnische Minderheiten blieben 2020 stark unterrepräsentiert, kritisierte „Forbes“.
Für das Ranking wurden den Angaben zufolge die Empfehlungen Dutzender führender Venture-Capital-Firmen aus Europa und Israel eingeholt. Die Experten von „Forbes“ und der Investmentfirma TrueBridge Capital Partners haben dann für jeden Investor den Wert des Portfolios (ab 200 Millionen US-Dollar je Unternehmen) kalkuliert sowie Umfang (ab 100 Millionen Dollar) und Gewinn der abgeschlossenen Deals berücksichtigt.
Das sind laut „Forbes“ die führenden Risikokapital-Geber in Europa.
Die Top-Venture-Capital-Investoren Europas
Avi Eyal ist 2020 in die Top 10 der Venture-Capital-Investoren von „Forbes“ aufgestiegen. Er ist Mitgründer und geschäftsführender Partner der Firma Entrée Capital. Die hat den Angaben zufolge 90 Firmen im Portfolio, deren Vermögenswerte sich auf über 500 Millionen US-Dollar summieren. Eyal lebt in der israelischen Stadt Raʿanana.
Frederic Court war ebenfalls neu in den Top 10 vertreten. Der Franzose mit Wohnsitz in London ist Mitgründer und geschäftsführender Partner von Felix Capital. Zu seinen Investments gehören laut „Forbes“ die Luxus-Shopping-Plattform Farfetch, der Heim-Fitness-Anbieter Peloton und der Lieferdienst Deliveroo. Der 51-Jährige wolle sich in der Pandemie auf Firmen aus dem Bereich „digitaler Lifestyle“ konzentrieren, hieß es.
Für Philippe Botteri ging es auf der „Midas List Europe 2020“ zwei Plätze nach unten. Der Partner bei der Risikokapital-Beteiligungsgesellschaft Accel punktete zuletzt unter anderem mit dem Börsengang der Freelancer-Plattform Fiverr. Der Franzose lebt wie sein Landsmann Court in London.
Gleich drei Plätze runter ging es im Tech-Investoren-Ranking für den Schweden Pär-Jörgen Pärson. Der Gesellschafter von Northzone zehrt laut „Forbes“ weiterhin von frühen Investments in den schwedischen Musik-Streaming-Giganten Spotfiy. Pärsons Risikokapital ging auch an den Bezahldienst iZettle, der von PayPal gekauft wurde. Der Schwede lebt in New York.
Klaus Hommels bleibt der einzige Deutscher auf der Liste der zehn wichtigsten Venture-Capital-Investoren Europas und Israels. Der 53-jährige Risikokapital-Geber fiel einen Rang auf Platz sechs. Die von ihm gegründete Firma Lakestar mit Hauptsitz in Zürich ist den Angaben zufolge mit Büros in Berlin, London, New York und Hongkong vertreten. Hommels gehörte laut „Forbes“ zu den frühen Geldgebern bei Facebook, Skype und Spotfiy. Er könnte auf der nächsten „Midas“-Liste wieder besser abschneiden. Der Börsengang von Airbnb im Dezember 2020 konnte nicht mehr für das aktuelle Ranking berücksichtigt werden, wie es hieß.
Für Thomas Stafford hatte es 2019 nur für einen Rang jenseits der Top 10 gereicht. 2020 preschte der Ire mit Wohnsitz in London auf Platz fünf der europäischen Investoren-Charts vor. Er ist geschäftsführender Partner bei DST Global, der Investmentfirma des russischen Unternehmers und frühen Facebook-Investors Juri Milner. Zu Staffords Portfolio zählen dem Bericht zufolge Auto1, Deliveroo, Farfetch und Klarna, Europas wertvollstes privates Tech-Startup.
Fredrik Cassel verbesserte sich im Ranking vier Plätze. Der Partner bei Creandum ist besonders stolz auf die Investition bei dem norwegischen Bildungs-Start-up Kahoot!, wie „Forbes“ berichtete. Das habe es in der Corona-Pandemie geschafft, sein Geschäftsmodell mit Vor-Ort-Lernangeboten auf Fernunterricht umzustellen, sagte der Schwede.
Danny Rimer hatte auf der „Midas List Europa 2019“ als Newcomer auf Anhieb Platz drei erobert. Den verteidigte der Partner bei Index Ventures auch 2020. Der Schweizer Staatsbürger mit Wohnsitz in San Francisco und London ist Partner bei Index Ventures. Zu seinen Erfolgen zählt „Forbes“ die Börsengänge von Dropbox und Farfetch. Im aktuellen Portfolio des Harvard-Absolventen sind der Online-Marktplatz 1stdibs und das Kult-Make-up-Start-up Glossier vertreten.
Sonali De Rycker hält wie im Vorjahr Platz zwei der „Midas List Europe“. Die Partnerin bei Accel punktete mit früheren Investitionen in Spotify und den russischen Kleinanzeigen-Anbieter Avito. Zum aktuellen Portfolio der Absolventin der Harvard Business School zählen den Angaben zufolge die Digitalbank Monzo und der Logistikkonzern Sennder. Die gebürtige Inderin hat es erneut als einzige Frau in die Top 10 geschafft. Unter den Top 25 fanden sich wie im Vorjahr nur vier Frauen, alle sind in London tätig.
Jan Hammer wurde zum dritten Mal in Folge von „Forbes“ zum führenden Tech-Investor Europas gekürt. Der Partner bei Index Ventures verdankt die Spitzenposition weiterhin zu großen Teilen dem Erfolg des niederländischen Bezahldienstes Ayden. Der Tscheche mit Wohnsitz in London punktete zudem mit dem Finanzdienstleistungsunternehmen Robinhood.