Die führenden Industrienationen der Welt wappnen sich für die Folgen der Coronakrise. Das wahre Ausmaß deutet sich derzeit erst noch an. Experten rechnen damit, dass die Auswirkungen auf Jahre hinaus zu spüren sein werden. Die größten Volkswirtschaften dürfen jedoch hoffen, dank ihrer stabilen ökonomischen Infrastruktur auch diese Krise zu überstehen. Größe ist allerdings nicht gleich Größe, wenn es um die Wirtschaftskraft von Nationen geht.
Die Weltbank erfasst in ihrem Internationalen Vergleichsprogramm (ICP) die Wirtschaftsleistung von 176 Ländern. Kürzlich wurden die Zahlen für das Jahr 2017 veröffentlicht. Geht es nach den Anteilen am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP), liegen natürlich die bevölkerungsreichsten Länder beziehungsweise Wirtschaftszonen vorne. China ist im aktuellen Ranking der größten Volkswirtschaften die Nummer eins, gefolgt von den USA, der Europäischen Union und Indien.
Die größten Industrienationen der Welt
Ganz anders sieht das Bild beim BIP pro Kopf aus. Diese Statistik zeigt, welcher Wert an Waren und Dienstleistungen im Durchschnitt auf jeden Einwohner entfällt. Staaten, in denen der Wohlstand gleichmäßiger verteilt ist, schneiden besser ab. Länder mit riesigen Unterschieden zwischen Arm und Reich rutschen ab.
Die europäische Statistikbehörde Eurostat hat auf Basis der Weltbank-Statistik die Wirtschaftsleistung fast aller Staaten der Welt mit der EU verglichen. Um Unterschiede beim Preisniveau auszugleichen, wurde der Wert von Waren und Dienstleistungen mithilfe der künstlichen Währungseinheit KKS (Kaufkraftstandard) erfasst. „Theoretisch kann mit einem KKS in jedem Land die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen erworben werden“, erklärt Eurostat.
Dies sind die zehn Länder mit dem höchsten BIP pro Kopf.
Industrienationen größtes BIP
Jeder Einwohner der EU hat 2017 rund 29.227 Euro erwirtschaftet, wie Eurostat mitteilte. Dies wurde mit derselben Summe in der künstlichen Währungseinheit KKS gleichgesetzt und als Maßstab von 100 Prozent definiert. Weltweit entfielen laut der Statistikbehörde auf jeden Menschen im Durchschnitt 39 Prozent des pro-Kopf-BIP der EU. Russland kam auf 61 Prozent und lag damit im globalen Ranking auf Platz zehn. Es rangierte damit vor Mexiko, Thailand, dem Iran und Brasilien. Vor der Preisbereinigung durch den KKS kam Russland mit der in Euro gemessenen Wirtschaftsleistung lediglich auf ein Drittel (33 Prozent) des EU-Werts pro Kopf.
Die Türkei erreichte 2017 preisbereinigt mit 19.277 KKS zwei Drittel (66 Prozent) des Pro-Kopf-BIP der EU. Das bedeutete im weltweiten Vergleich der Länder und Wirtschaftszonen Platz neun. Die Statistik deckt laut Eurostat rund 96 Prozent der Weltbevölkerung ab.
Japans Wirtschaftskraft entspricht fast der der gesamten EU. Auf jeden Einwohner entfielen 2017 rund 29.900 KKS. Das entsprach 95 Prozent des Pro-Kopf-BIP der EU und machte Japan zur achtgrößten Volkswirtschaft der Welt. Für den ersten Platz in Asien reichte es allerdings nicht.
Diesen Titel sicherte sich die Republik Korea. Sie verwies Japan knapp mit 28.019 KKS oder 96 Prozent des pro-Kopf-BIP der EU in Asien auf den zweiten Platz. Gemessen am Gesamt-BIP hätte es für Korea im weltweiten Vergleich nur für Rang zwölf gereicht, hinter den asiatischen Konkurrenten China, Indien, Japan und Indonesien.
2017 entfielen lediglich 1,5 Prozent des weltweiten BIP auf Kanada (Platz 15) Die geringe Bevölkerungszahl macht das nordamerikanische Land beim BIP pro Kopf aber zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt. Hier konnte Kanada die Wirtschaftsleistung der EU um 14 Prozent übertreffen. Damit musste es im globalen Vergleich nur zwei Ländern den Vortritt lassen.
Besonders extrem fällt der Unterschied zwischen dem Pro-Kopf-BIP und dem Anteil am globalen BIP im Falle Australiens aus. Der Kontinent trug 2017 nur ein Prozent zur weltweiten Wirtschaftsleistung bei. Das bedeutete Platz 17. Pro Kopf aber sprang Australien mit 117 Prozent des Pro-Kopf-EU-Werts auf den zweiten Platz.
2017 entfiel ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung auf nur zwei Länder. China lag mit 16,4 Prozent knapp vor den Vereinigten Staaten (16,3 Prozent). Im Pro-Kopf-Ranking aber hat das bevölkerungsreichste Land der Welt das Nachsehen. Die USA sicherten sich mit 140 Prozent des Pro-Kopf-BIP der EU den Titel der größten Volkswirtschaft der Welt. China musste sich in dieser Statistik mit Platz 15 begnügen. Das Pro-Kopf-BIP der Volksrepublik lag mit 9670 KKS nur bei einem Drittel (33 Prozent) der EU. China musste sich damit unter anderem hinter Thailand einreihen, das 42 Prozent des europäischen Pro-Kopf-BIP erzielte. Indien rutschte im Pro-Kopf-Ranking auf den 18. Rang (14 Prozent). Der Iran lag mit 37 Prozent in etwa auf dem weltweiten Durchschnittswert (39 Prozent).