Selten war der Arbeitsmarkt in Deutschland so ausgelastet. Die Arbeitslosigkeit war zuletzt vor der Wiedervereinigung so gering wie heute. Es gibt immernoch hunderttausende unbesetzter Stellen.
Von einer Situation wie in Deutschland können andere EU-Länder nur träumen. Zwar spüren einige der EU-Länder die Folgen der Hochkonjunktur. Die Arbeitslosenzahlen insbesondere in den europäischen Südstaaten sind aber immer noch hoch. Trotz starkem Wachstum in einigen Ländern gibt es noch jede Menge Friktionen, die die Eingliederung von Teilen der Bevölkerung auf dem Arbeitsmarkt erschweren.
Italien zum Beispiel hat vergleichsweise schwach an der guten europäischen Konjunktur partizipiert. Hier hat sich dementsprechend wenig an der hohen Arbeitslosigkeit getan. Auch Griechenland kämpft weiter mit den Folgen der Krise, am Arbeitsmarkt geht es nur langsam voran. Insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit ist in beiden Staaten, ebenso wie in Spanien weiterhin groß.
Wie es um die Arbeitslosigkeit in den EU-Ländern steht, zeigt das folgende Ranking:
Die EU-Länder mit der höchsten Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosenquote in der Slowakei nahm in den letzten Jahren sukzessive ab. Im März 2010 lag sie noch bei 15 Prozent. Mittlerweile ist sie mit 7,5 Prozent um die Hälfte gesunken. Der Industrie- und Bausektor erwirtschaftet mit mehr als 30 Prozent einen im EU-Vergleich überdurchschnittlichen Anteil am BIP. Viele Autobauer wie VW und Peugeot produzieren in der Slowakei aufgrund günstiger Lohnkosten besonders gern. Die Slowakei hat weltweit die höchste Kfz-Produktion pro Kopf.
Auch die Portugiesen profitieren von der florierenden Konjunktur. 2017 wuchs das BIP um 2,5 Prozent und die positiven Aussichten halten an. Im Jahr 2018 will Portugals Wirtschaft weiter mit über 2 Prozent wachsen. Das macht sich auch in einer sinkenden Arbeitslosenquote bemerkbar, die im vergangenen Jahr bei 7,9 Prozent lag. Zum Vergleich: Anfang 2013 lag sie noch bei annähernd 18 Prozent.
Lettland ist eines der EU-Länder, die ähnlich wie die Slowakei besonders stark von EU-Fördergeldern profititeren. Das BIP wuchs zuletzt um fast 4 Prozent. Das stimuliert den Konsum der Letten, denen dadurch auch höhere Löhne gezahlt werden. Das könnte zu einem Problem für die Wettbewerbsfähigkeit der stark exportgetriebenen lettischen Wirtschaft werden. Momentan profitiert das Land aber weiterhin von der Hochkonjunktur und verzeichnet sinkende Arbeitslosenzahlen. Auch hier ist die Arbeitslosenquote von 8,3 Prozent eine positive Wasserstandsmeldung, wenn man bedenkt, dass sie 2010 bei über 20 Prozent lag.
Finnlands Arbeitslosenquote bewegt sich seit Jahren auf dem in etwa gleichen Niveau von acht Prozent. Momentan liegt der Wert bei 8,5 Prozent. Dabei profitiert auch Finnland vom anhaltenden-Konjunkturboom und konnte im vergangenen Jahr ein BIP-Wachstum von 2,8 Prozent verbuchen. Das Land fährt Jahr für Jahr Handelsüberschüsse ein und gilt im internationalen Vergleich als besonders Wettbewerbsfähig (Global Competiviness Index Platz 10 von 137 Ländern). Problem: Finnland sucht nach einem Geschäftsfeld in dem sie auf dem internationalen Handelsparkett mithalten können. Der Wegbruch Nokias als tragende Säule der Wirtschaft hat wesentlich, dazu beigetragen, dass die Arbeitslosenzahlen stagnieren. Auch die gegen Russland verhängten Sanktionen treffen letztendlich die Finnen ins Mark, da sie mit Russland rege Handelsbeziehungen unterhalten.
Auch die Franzosen bewegen sich mit einer Arbeitslosenquote von annähernd neun Prozent seit Jahren auf dem gleichen Level. Doch durch Reformen mit denen Präsident Macron den Arbeitsmarkt dynamischer und die Sozialsysteme schlanker machen will, soll die Arbeitslosigkeit bald sinken. Der "kranke Mann" Europas kommt so langsam wieder in die Spur und erzielte im vergangen Jahr ein BIP-Wachstum von 1,5 Prozent.
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren ist beispiellos. Die kroatische Wirtschaft brauchte besonders lange um die Folgen der Finanzkrise abzufedern. Die Arbeitslosigkeit stieg bis 2014 auf den Höchststand von fast 18 Prozent. Davon erholt sich das Land nun wieder und erreicht eine Arbeitslosenquote von 9,8 Prozent. Trotz schwachem inländischen Konsum wächst die Wirtschaft seit 2016 wieder. Die positivste Entwicklung nahm in den vergangenen Jahren die Tourismusbranche.
Die zypriotische Wirtschaft musste neben der Finanzkrise durch die Nähe zu Griechenland und die finanziellen Verästelungen mit dem Nachbarn auch die Folgen der Eurokrise maßgeblich mittragen. Dementsprechend lange litt die heimische Wirtschaft. Bis 2015 stieg die Arbeitslosenquote auf 16 Prozent an. Mittlerweile liegt sie wieder knapp unter 10 Prozent. Ein Erfolg. Nachdem das Jahr 2013 fast vor dem Staatsbankrott stand und nur durch ein Hilspaket der Euro-Länder gerettet werden konnte, verzeichnet die Wirtschaft Zyperns positive Wachstumsraten (BIP-Wachstum 2017 lag bei 3,4 Prozent). Auch die hohe Staatsschuldenquote konnte in den letzten Jahren gesenkt werden. Dennoch, so die Ratingagentur Moodys, stehe Zypern weiterhin vor großen Herausforderungen. Die Wirtschaft ist durch die schwache Diversifizierung und den hohen Schuldenstand von Unternehmen und Privatpersonen immer noch sehr anfällig für wirtschaftliche Krisen.
Die drittgrößte Volkswirtschaft Europas bleibt ein Sorgenkind. Insbesondere weil die wirtschaftlichen Fehlentwicklung sich verfestigen und die der Ausgang der Wahlen wenig Hoffnung auf Besserung machen. Zwar wächst auch die itlaienische Wirtschaft im Zuge der starken europäischen Konjunktur, auf lange Sicht ist die Entwicklung der Wirtschaft aber dürftig. So ist auch die Arbeitslosigkeit mit 11,1 Prozent unverändert hoch.
Nach der Finanzkrise und dem Platzen der Immobilienblase schlitterte die spanische Wirtschaft in eine tiefe Rezession. Da der Immobilienmarkt ein Drittel des BIP ausmachte traf diese Entwicklung die spanische Wirtschaft besonders hart. Innerhalb von fünf Jahren stieg die Arbeitslosigkeit von 8 Prozent im Jahr 2007 auf 25 Prozent im Jahr 2012. Einiges hat sich seitdem zum Guten gewendet. Die Wirtschaft wächst seit 2015 mit über drei Prozent und nähert sich der Vier-Prozent-Marke an. Die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie seit neun Jahren nicht mehr und der Wirtschaftsminister hat angekündigt pro Jahr 600 000 neue Stellen schaffen zu wollen. Momentan liegt die Arbeitslosigket bei 16,3 Prozent.
Es ist nicht überraschend, dass Griechenland in diesem Ranking den ersten Platz belegt. Die griechische Wirtschaft spürt noch immer die Folgen der Eurokrise. Die vielen, an die Hilfspakete geknüpften Auflagen, belasten weiterhin. Eine Wirtschaft mit einer Arbeitslosenquote, die einst bei fast 30 Prozent lag (Stand Juli 2013), wieder anzukurbeln dauert lange. Die Griechen verzeichneten 2017 erstmals wieder ein positives BIP-Wachstum. Griechenlands Wirtschaft steht noch immer auf wackeligen Beinen. Dennoch ist der Wille zur Veränderung zu spüren. Die Reformen wurden zum Großteil umgesetzt und womöglich stehen demnächst größere Schuldenerleichterungen an. Der Arbeitsmarkt erholt sich langsam und liegt momentan bei 20,9 Prozent. Ungleich größer ist die Jugendarbeitslosigkeit. Fast die Hälfte der 15-24 Jährigen, die schon im Job arbeiten könnten, findet keine Beschäftigung.