Wer an die Hotspots der deutschen Start-up-Szene denkt, dem fallen meist Metropolen wie Berlin, München, Köln und Hamburg ein. Gleichzeitig sind Lebenshaltungskosten und vor allem Mieten in den größten Städten zuletzt stark gestiegen – Orte aus der „zweiten Reihe“ können daher für Gründer attraktiver sein.
Das Berliner Fintech Weltsparen hat für ein neuartiges Ranking eine Reihe von Faktoren zusammengerechnet. Dazu zählen:
- die Einwohnerzahl,
- das Bruttoinlandsprodukt des jeweiligen Bundeslandes,
- die Anzahl der Suchanfragen bei Google, die sich auf Unternehmensgründung beziehen,
- der Maßstab für den Gründungswillen,
- die durchschnittliche Büromiete pro Arbeitsplatz
- und das durchschnittliche Gehalt für eine Vollzeitkraft.
Das Ergebnis ist ein Ranking der attraktivsten Start-up-Standorte in Deutschland:
Top 10 Start-up-Städte
Die Hafenstadt im Norden schafft es in die Top 10, auch dank einer durchschnittlichen Monatsmiete pro Arbeitsplatz von nur 303 Euro. Dazu kommen Förderprogramme für die Startphase, etwa durch das Zentrum für Entrepreneurship an der Christian-Albrechts-Universität, in dessen Inkubator sich momentan 22 Start-ups befinden. Die Kieler Wirtschaftsförderung richtet zudem jährlich den Gründercup Kielregion aus.
Aus der bayrischen Landeshauptstadt kommen die meisten Google-Suchanfragen zur Unternehmensgründung. Die Technische Universität ist laut Start-up-Monitor die beste Gründerhochschule Deutschlands. Das Gründungszentrum UnternehmerTUM ist das größte Europas und hat seit 2002 über 1000 Start-ups auf den Weg gebracht – darunter prominente Beispiele wie Flixbus oder Personio. Ein Nachteil sind die hohen Büromieten – nirgendwo ist es teurer als in München, wo ein Arbeitsplatz im Schnitt 1315 Euro pro Monat kostet.
Im Südwesten vernetzt die Innovationsplattform „Startup-Autobahn“ Start-ups mit der Industrie und das Acceleratorprogramm „Let us elevate!“ hilft bei der Firmengründung. Zu den unternehmerischen Nachwuchshoffnungen gehören die IT-Beratung Zoi, die Softwarefirma Enscape und der Marketing-Spezialist Brandmaker.
Die Domstadt ist bekannt für ihre Digitalevents – etwa die Marketingmesse Dmexco, die Webkonferenz Advance und das Gründerevent Pirate Summit. Aus Köln kommen Start-ups wie die Energiesoftwareplattform Envelio, den Phishing-Spezialisten Sosafe und die Digital-Health-Firma M.doc. Mit 1713 Euro liegt Köln bei den durchschnittlichen Monatsgehältern knapp auf dem zweiten Platz.
Keine Stadt verspricht so geringe Personalkosten: Das monatliche Durchschnittsgehalt liegt laut Erhebung bei 1667 Euro. Ein Arbeitsplatz kostet mit durchschnittlich 379 Euro pro Monat ebenfalls recht wenig. Start-up-Know-how gibt es beim Kompetenzzentrum für Innovation und Unternehmensgründung der Universität Duisburg-Essen und dem Future Champions Accelerator Rhein Ruhr. Zu den neuesten Start-ups aus Duisburg zählen die Parkplatzsuchapp Parklab und der Therapieball Ichó.
Im Südwesten sind die Branchen Kreativwirtschaft, Biotech, Medizin und Greentech stark. Start-ups finden Platz im Innovationszentrum Freiburg-Nord, im Kreativpark Lokhalle Freiburg oder im Biotechpark Freiburg. Aus der Stadt stammen Jungunternehmen wie das Medizintechnikunternehmen Cortec, das Implantatsysteme für Krankheiten des Nervensystems entwickelt, und Actome, ein Spezialist für die molekularbiologische Forschung.
Mit 220 Euro pro Monat für einen Arbeitsplatz bietet Münster die günstigsten Büroräume unter den Top Ten. Wichtig für das Ökosystem sind die Gründerhochschule der Fachhochschule Münster, der Digital Hub Münsterland und das Fablab Münster. Beim Münsterhack kommt die Tech-Szene der Stadt zusammen und entwickelt gemeinsam Ideen und Prototypen. Im Jahr 2020 gewann die Klima-App Klimaheroes, die Menschen dabei unterstützen soll, ihren Alltag klimafreundlicher zu gestalten.
Das Karlsruher Institut für Technologie, kurz KIT, ist laut Start-up-Monitor die zweitbeste Gründerhochschule des Landes. Zu den Deeptech-Start-ups aus der Stadt der Ingenieure gehört das Unternehmen Pace Telematics, das ältere Fahrzeuge mit Hilfe einer Hardwarekomponente ohne große Umbauarbeiten zu Smartcars umrüsten möchte. Ein weiteres Start-up aus Karlsruhe ist Prenode. Es entwickelt KI-basierte Systeme, die Unternehmen bei Entscheidungen unterstützen sollen und datenbasierte Vorhersagen erstellen.
Hannover punktet mit einer Mischung aus moderaten Lebenshaltungskosten und niedrigen Mietpreisen für Büroräume. Zu den erfolgreichen Start-ups aus der Stadt zählt die KI-Plattform Innosep. Wichtig für die Szene ist natürlich die große Industriemesse Hannovermesse.
Den ersten Platz erreicht Dortmund. Mit 388 Euro pro Arbeitsplatz pro Monat sind die Mieten für Büroräume überschaubar, ebenso wie durchschnittliche Monatsgehälter von 2444 Euro. Zu den Nachwuchshoffnungen aus dem Ruhrgebiet gehören das Tech-Unternehmen Motionminers, das mit mobilen Sensoren und Kleinfunksendern die Bewegungen von Mitarbeitern aufzeichnet oder das Start-up Myster, das die Interaktion zwischen Kunden und Handwerkern verbessern will.