Noch vor gut einem Monat gaben sich die Macher der TV-Serie „Bad Banks“ Mühe, bei Handlung und Drehorten keine allzu offensichtlichen Parallelen zur Deutschen Bank zu zeichnen. Das ging sogar so weit, dass bei Luftaufnahmen ein digital hineinmontierter, fiktiver Bankenturm zu sehen war, in dem die Protagonisten sich gegenseitig übers Ohr hauen. Die ganze Sache ging dann am Ende zwar schlecht für die fiktive Bank, aber gut für die echte Deutsche Bank aus: In Deutschland diskutierte man über die Serie, nicht aber darüber, wie viel Deutsche Bank denn wohl in „Bad Banks“ stecke.
Vermutlich hätte man sich in den echten Zwillingstürmen nicht träumen lassen, dass die Bank in gerade einmal vier Wochen eine filmreife Geschichte abliefert, die sich Drehbuchautoren nicht besser hätten ausdenken können: Trotz dreier Verlustjahre in Folge klettern die Boni auf über 2 Mrd. Euro, das ganze scheibchenweise kommuniziert. Aus einer Führungskräftetagung dringt eine Wutrede nach draußen , in der ein Vorstandsmitglied die Bank als „dysfunktional“ beschimpft. Der Aufsichtsratschef ist offenbar extern auf der Suche nach einem Nachfolger für den amtierenden Vorstandschef John Cryan, dessen Vertrag aber noch bis 2020 läuft und der sich in einem kämpferischen Brief an die Belegschaft wendet. Vergessen scheint der gerade einmal ein Jahr alte Plan, in der Nachfolgedebatte ein internes Wettrennen zwischen Privatkundenchef Christian Sewing und Investmentbankingchef Marcus Schenck anzuzetteln. Unterdessen landet ein ehemaliger Händler der Bank in London im Gefängnis.
Es liegt nicht mehr in ihrer Hand
Dass angesichts der schlechten Ertragslage und dem dramatischen Aktienkursverfall – seit Mitte Dezember ging es ein weiteres Drittel nach unten auf zuletzt 11,25 Euro – über Personal debattiert wird, ist naheliegend. Wer trägt wie viel Schuld, hat zu spät oder nicht entschlossen genug reagiert, falsche Personalentscheidungen getroffen?
Es geht bei der Deutschen Bank aber an der Sache vorbei. Denn spätestens mit Vorlage der Bilanz für 2017 Anfang Februar war klar, dass es nicht länger in der Hand der Bank und ihrer handelnden Personen liegt, ob das Universalbankenmodell mit drei Säulen – Privat- und Firmenkunden, Investmentbanking, Vermögensverwaltung – eine Zukunft hat. Dafür sind Dinge entscheidend, auf die das Institut keinen Einfluss hat. Dazu gehört etwa die Frage, wie sich die Kapitalmarktzinsen entwickeln (damit endlich wieder eine Zinsmarge auf die üppig vorhandene Liquidität verdient wird) oder ob das Geschäft im Investmentbanking über starke Marktschwankungen, besonders im Anleihehandel, wieder anspringt. Das Jahr begann nur dummerweise mit der genau falschen Entwicklung, nämlich stagnierenden Zinsen in der Eurozone und steigenden Zinsen in den USA, was der Bank höhere Refinanzierungskosten aufbrummt, während die Zinsen auf die hohen Euro-Anlagen einfach nicht steigen.
Nun könnte man den Aufsichtsratschef auswechseln und hoffen, dass der neue Vorsitzende ein besseres Händchen bei der Personalauswahl hat. Man könnte auch einen neuen Vorstandschef installieren, der härter spart. Aber auch neue Köpfe bräuchten Rückenwind vom Kapitalmarkt, wenn sie beweisen wollen, dass das Universalbankenmodell funktioniert. Kein noch so charismatischer Kopf oder aggressiver Kostenkiller wäre in der Lage, die Bank in ihrem aktuellen Zustand bei widrigen Bedingungen signifikant ertragsstärker zu machen.
Riskante Strategie
Die Strategie der Bank zu hoffen, dass das Investmentbanking dann doch irgendwann mal wieder anspringt und hohe Erträge liefert, ist riskant mit Blick auf ihre Reputation. Boni für Banker, die Verluste erwirtschaften, das garantiert eine kritische Presse. Und war es nicht auch in „Bad Banks“ eine heiße Wette, den Erfolg der fiktiven Bank an ein einziges großes Projekt zu ketten?
Es gilt indes weiterhin wie schon Anfang Februar: Ob die Alternative zum Universalbankenmodell - etwa eine Zerschlagung der Bank, das Trimmen auf Wettbewerbsfähigkeit in einem schwierigen Privat- und Firmenkundengeschäft sowie massive Kosteneinsparungen - Erfolg versprechender wäre für Aktionäre, ist fraglich. Dass eine Zerschlagung eine Katastrophe für die Mitarbeiter wäre, hingegen nicht.
Bad Banks: Schlechte Banken, schöne Schauplätze
Bad Banks: schöne Schauplätze - schlechte Banken

Wo hat der oberste Investmentbanker Gabriël Fenger, gespielt vom Niederländer Barry Atsma sein gläsernes Büro? Die Aufnahmen entstanden im so genannten „T11“, einem Bürohochhaus im Bahnhofsviertel in der Taunusanlage 11, Ecke Mainzer Landstraße. Es steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Deutsche-Bank-Zwillingstürme. In Wirklichkeit residiert keine Bank in den Büros, sondern eine internationale Anwaltskanzlei.

Tobias Moretti spielt in "Bad Banks“ den Bankvorstand Quirin Sydow. Zuschauern der Serie dürfte die luxuriöse Villa der Serienfigur in Erinnerung sein, in der er wegen eines Konflikts über Bilanzmanipulationen von der Serienfigur Gabriel Fenger zur Rede gestellt und niedergeschlagen wird. Drehort war eine private Villa in Kelkheim im Taunus im Ortsteil Hornau – auch im tatsächlichen Leben ein bevorzugter Wohnort vieler Frankfurter Banker an den Hängen des Taunus.

Hauptdarstellerin Jana Liekam – gespielt von Paula Beer – residiert in der Serie in einem mit viel Fensterglas ausgestatteten Loft mit Blick auf die Skyline Frankfurts (nicht im Bild). Die Wohnung gibt es tatsächlich: Sie befindet sich im 2015 fertiggestellten Wohnteil des Taunusturms an der Ecke Taunustor/Neue Mainzer Straße. Teil des Baukonzepts in der Frankfurter Innenstadt ist, dass für neue Bürohochhäuser stets auch ein gewisser Teil an Wohnraum geschaffen werden muss. Der Wohnteil des Taunusturms gehört zu den teuersten von ganz Frankfurt: Laut Maklern sind hier Quadratmetermieten von 35 Euro und mehr fällig. Dafür geht es auch zu den meisten Frankfurter Banken der Innenstadt binnen längstens fünf Minuten zu Fuß.

Zu einem Showdown mit einem kritischen Investor kam es auf der Hauptversammlung der fiktiven Bank „Deutsche Global Invest“. Gedreht wurde an einem Originalschauplatz von Hauptversammlung großer Konzerne wie Fraport, Deutscher Börse und Co: Der Jahrhunderthalle im Frankfurter Stadtteil Höchst, etwa 10 Kilometer vor den Toren der Innenstadt. Die Frankfurter Großbanken Commerzbank und Deutsche Bank bleiben in der Realität allerdings in der City und halten ihre Aktionärstreffen in der Festhalle an der Messe ab.

Auch die Vorstandssitzungen der fiktiven „Deutschen Global Invest“, aber auch das Büro von der Filmfigur Schwarz wurden nicht in einer Bank gedreht, sondern im Hochhaus namens „Eurotheum“. Das ist ein 1999 fertiggestelltes Hochhaus in der Neuen Mainzer Straße 66 bis 68. Einst war hier die Europäische Zentralbank Hauptmieter, inzwischen wird der Turm gemischt als Wohn- und Büroturm genutzt. Den immer wieder in Luftaufnahmen zu sehenden Turm mit dem angeblichen Sitz der fiktiven Bank gibt es übrigens nicht, er wurde in die echten Aufnahmen hineinmontiert.

Die Aufnahmen auf dem Dach der fiktiven Bank entstanden auf dem „Frankfurt Büro Center“ (FBC) im Westend, teilweise (wie hier auf dem Bild) auch auf dem Eurotheum-Turm.

Der Student kann sein Glück kaum fassen, als er von Investmentbankerin Thao Hang (gespielt von Mai Duong Kieu) in ihre Wohnung abgeschleppt wird. Er ist so begeistert von Thaos Wohnung und deren Ausblick, dass er morgens beginnt, „Selfies“ von sich mit Blick auf die Stadt Frankfurt zu schießen. Die Wohnung befindet sich in Frankfurts im Europaviertel, genauer am „Römischen Ring“.

Wer einmal Geld an jenem Automaten abheben will, der schon in der Eröffnungssequenz der Serie streikt: Gedreht wurde in der Lobby der Helaba in der Neuen Mainzer Straße 52 und dem dortigen Maintower. Die Ausschreitungen und Demonstrationen wurden direkt nebenan gedreht: und zwar an der Ecke Neue Mainzer Straße/Ecke Taunustor, in der Regel mit Blickrichtung der Großen Gallusstraße.