Capital: Wozu brauchen wir noch ein weiteres Zahlungssystem, mit dem direkt Geld vom einen zum anderen geschickt werden kann? Das gibt es doch schon.
CHRIS SCHEUERMANN: In der Tat gibt es das. Wir wollen aber auch alle anderen gängigen Zahlungsszenarien von Privatkunden abdecken. Dazu gehören auch Zahlungen im Onlinehandel und im stationären Handel. Wir brauchen das, weil es noch zu wenige Alternativen gibt. Und die, die diesen Markt momentan in Deutschland und Europa besetzen, sind alles US-amerikanische Unternehmen. Die machen sicher gute Produkte, aber die Frage ist, ob wir nicht auch Lösungen nutzen möchten, die aus Europa kommen.
Einer der wichtigsten Konkurrenten ist sicher Paypal, das in Deutschland stark etabliert ist. Es ist aber ja nicht das erste Mal, dass deutsche oder europäische Banken versuchen, dem etwas entgegen zu setzen. Warum sollte es diesmal klappen?
Es gab bisher rein deutsche Verfahren, bei denen es gute Ansätze gab, die sich aber am deutschen Markt nicht durchgesetzt haben. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, eine europäische Lösung zu schaffen. In vielen Märkten gibt es von Banken getriebene Zahlverfahren, von denen einige sehr erfolgreich sind, zum Beispiel in den Niederlanden, in Polen oder in Schweden. Für den Onlinehandel und für viele Unternehmen ist es aber eine Herausforderung, so viele unterschiedliche Lösungen zu unterstützen. Daher haben wir mit Wero und der European Payments Initiative einen europäischen Ansatz.
In Deutschland beteiligen sich noch lange nicht alle Banken an dem System. Weshalb ist es so schwer, die Institute dafür zu gewinnen?
Ich glaube, ein Grund ist die Historie von bisherigen Systemen, die aus Bankensicht eher Misserfolge waren. Einige Banken sind daher gebrannte Kinder, was das angeht und schauen sich Wero erst einmal von der Seitenlinie an. Ich glaube aber, dass sich die Erkenntnis durchsetzen wird, dass Wero ein Erfolg wird. Einmal, weil das Europathema durch die gesamtpolitische Lage eine höhere Bedeutung bekommt. Aber auch, weil mit Revolut eine große europäische Neobank dazugekommen ist.
Ab wann wird Wero für Sie zum Erfolg?
Da gibt es verschiedene Kriterien. In Deutschland haben wir die Aufgabe, noch mehr Banken zu gewinnen. Es gibt aber auch bei der Zahl der Kunden und der Transaktionen Kennzahlen, die wir gerne erreichen wollen. Und am Ende geht es auch darum, möglichst weitere Märkte zu gewinnen. Wenn wir das schaffen, dann sind wir erfolgreich.
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“:
- Welche Länder als nächstes an Wero angeschlossen werden sollen
- Wie Wero im Onlinehandel funktionieren könnte
- Warum Deutschland ein besonders schwieriger Markt für das Angebot ist
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