Das Jahresende ist die Zeit des Konsums: Erst heizen Unternehmen im November mit Rabattschlachten die Kauffreude ihrer Kunden an, dann steht im Dezember das Weihnachtsgeschäft an. Dabei klingelt nicht nur die Ladenkasse, sondern vor allem das digitale Konto – Online-Shopping ist nämlich beliebter denn je. Im Jahr 2024 soll der globale E-Commerce-Markt von Privatkunden ein Rekordniveau erreichen, zeigen Prognosen vom Statista Research Department. In den kommenden fünf Jahren erwarten die Analysten weiteres Wachstum von zusammengerechnet 57 Prozent. Davon dürften nicht nur Online-Shops wie Amazon, Alibaba und Co. profitieren. Sie alle arbeiten nämlich mit Online-Bezahldiensten – die an jeder Transaktion mitverdienen. Doch als Aktionär an dem Branchenwachstum teilzuhaben, ist gar nicht so einfach.
Wie so häufig preisen Marktteilnehmer Megatrends bereits ein, so auch beim E-Commerce. Bei Online-Zahlungsdienstleistern beeinflusste zusätzlich die Coronapandemie die Markterwartungen: Die Krise hatte im Jahr 2020 und 2021 erst einen Höhenflug bei Aktien der Branche ausgelöst, schließlich blieben immer mehr Menschen zu Hause und kauften online statt im stationären Handel. Die Wiederöffnung der Geschäfte schickte die Titel anschließend aber auf Talfahrt. Das beste Beispiel ist Paypal: Im Sommer 2021 erreichte die Aktie einen Höchststand von 264 Euro, danach folgte ein anhaltender Abwärtstrend.
Erst seit diesem Sommer beginnt das Papier sich nachhaltig zu erholen: Die Aktie kletterte vom Tiefstand Ende Juni um mehr als 50 Prozent nach oben auf einen aktuellen Kurs von 83 Euro. Grund für den Aufschwung waren unter anderem starke Quartalszahlen sowie neue strategische Partnerschaften. Auch wenn der Titel mit einem prognostizierten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 19 historisch günstig bewertet ist, stufen die meisten Analysten das Papier dennoch eher als „Hold“ ein. Besonders nach der jüngsten Aufholjagd ist die Luft zum mittleren Kursziel mit 2,5 Prozent eher dünn.
Einen ähnlichen Kursverlauf zeigt das US-Unternehmen Affirm, das zur Sparte „Buy now, pay later“ gehört. Auch Affirm notiert noch heute etwa zwei Drittel niedriger als im Herbst 2021, befindet sich seit Ende Juli aber auf Erholungskurs. J.P.-Morgan-Analysten erklären den Aufschwung mit einer erfolgreich abgeschlossenen Partnerschaft mit Apple sowie sinkenden Leitzinsen, die den Konsum ankurbeln dürften.
Affirm ist noch nicht profitabel und beendete das vergangene Quartal mit einem Nettoverlust von 100 Mio. US-Dollar. Erst für das letzte Quartal des Geschäftsjahres 2025 stellt das Management ein positives Betriebsergebnis in Aussicht. Dahingehend ist der schwedische Konkurrent Klarna etwas weiter: Das Unternehmen will schon das Geschäftsjahr 2024 im Plus abschließen. Beide Unternehmen dürften sich künftig auch an der Börse messen: Klarna hat Unterlagen für einen Börsengang bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht.
Mastercard schlägt Visa
Etwas weniger volatil lief es derweil in einem anderen Teilbereich des Marktes: Die Kreditkarten-Giganten Visa und Mastercard notieren jeweils auf Allzeithoch. Grund sind in beiden Fällen starke Quartalszahlen. Die Unternehmen profitieren von den fallenden Leitzinsen, die zusammen mit rückläufiger Inflation auch hier den Konsum ankurbeln. Und: Beide Anbieter sind weniger auf einen starken Online-Handel angewiesen, da sie auch im stationären Handel zum Einsatz kommen.
Mit Blick auf das prognostizierte Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Geschäftsjahr ist Mastercard mit einem Wert von 36 deutlich teurer bewertet als Visa mit 28. Zu Recht findet Logan Purk, Analyst bei Edward Jones. „Mastercard verdient eine höhere Bewertung, basierend auf dem erwarteten starken Wachstum auf den digitalen und internationalen Märkten“, erklärt er den Unterschied.