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Zahlungsdienst Europas Paypal-Konkurrent Wero soll neuen Schwung bekommen

Die europäische Bankeninitiative EPI geht mit ihren Bezahlverfahren Wero in die Offensive
Die europäische Bankeninitiative EPI geht mit ihren Bezahlverfahren Wero in die Offensive
© Belga / IMAGO
Mit Wero will Europa den Rückstand auf Paypal, Visa & Mastercard verringern. Bislang ist die Bilanz bescheiden. Eine neue App und weitere Partner sollen den Turnaround bringen

Es sollte die europäische Antwort auf Paypal werden. Doch nach einem halben Jahr fällt die Bilanz von Wero, dem großen europäischen Zahlungsprojekt, ernüchternd aus. Und das ist noch höflich formuliert. In Deutschland, Belgien und Frankreich sind derzeit 14 Millionen Menschen registriert (oder haben sich nicht groß dagegen gewehrt), wodurch Wero im Vergleich zu Paypal mit 35 Millionen Kunden allein in Deutschland nahezu unsichtbar wirkt. Allerdings, und das ist das Versprechen: Das Projekt soll jetzt endlich Fahrt aufnehmen. 

Die hinter Wero stehende European Payments Initiative (EPI) stellte am Donnerstag eine eigenständige App vor, die ab nächster Woche Wero-Zahlungen bei der Postbank und ab 2025 bei der Deutschen Bank und ING Deutschland ermöglichen soll. Bislang gehörten vor allem Volksbanken und Sparkassen zu den aktivsten Verfechtern des Zahlungsdienstes. Bereits seit Juli können ihre Kunden mit der neuen Technologie zahlen.

Wer steckt hinter Wero?

Das neue europäische Bezahlsystem Wero ist bereits im Juli an den Start gegangen, mit dem Ziel Platzhirschen aus den USA wie Paypal, Mastercard und Visa Paroli zu bieten. Wero ist quasi eine digitale Geldbörse (Wallet), die bei den meisten Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken Zahlungen von Handy zu Handy ermöglichen soll. In Echtzeit soll dies funktionieren, also binnen zehn Sekunden. 

Hinter Wero steht die Zahlungssystem-Initiative EPI, die aus 14 europäischen Banken und zwei Zahlungsdienstleistern besteht. Zu den teilnehmenden Banken gehören, wie beschrieben, vor allem Volksbanken und Sparkassen – dazu die Deutsche Bank, die allerdings erst später Wero anbieten wird, sowie die Sparda Bank und die PSD Bank. Nicht dabei sind zum Beispiel die Commerzbank und zahlreiche Neobanken, die auf eigene Lösungen setzen.

Was kann Wero?

Wero ermöglicht bislang, Geld zu senden und zu empfangen, indem lediglich eine Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse angegeben wird. Ab 2025 sollen Kunden mit Wero zudem online und ab 2026 im Einzelhandel bezahlen können. Geplant sind nach EPI-Angaben weitere Funktionen wie zum Beispiel Ratenzahlungen, die Integration von Treueprogrammen von Händlern und die Verwaltung von wiederkehrenden Zahlungen.

„Nach der schrittweisen Einführung von Wero in drei europäischen Ländern können wir uns nun darauf konzentrieren, unsere Marktdurchdringung zu vertiefen, indem wir weitere Banken einbeziehen, zusätzliche Funktionen integrieren und aktiv die nächsten Schritte im kommerziellen Zahlungsverkehr vorbereiten, wobei wir mit Händlern und deren Dienstleistern zusammenarbeiten“, erläuterte EPI-Vorstandschefin Martina Weimert.

Wie ist das Feedback?

EPI wollte ursprünglich Europas Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr verstärken. Kritiker werfen der Initiative jedoch vor, zu spät am Markt zu sein. Zudem fokussiert sich Wero anfangs vor allem auf Deutschland, Belgien und Frankreich. Andere große Länder wie Italien, Spanien und Portugal sind derzeit nicht dabei.

Eine Umfrage des Vergleichsportals Verivox ermittelte zuletzt, dass Wero zurzeit keine Rolle im Leben der Verbraucher spielt. Lediglich 22 der 1000 Befragten haben Wero bereits genutzt. Nur 12,2 Prozent konnten es überhaupt als Zahlungsdienst identifizieren. „Seit der Markteinführung Anfang Juli hat Wero bei der großen Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher noch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen“, erklärte Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox Finanzvergleich, in einer Pressemitteilung.

Theoretisch wäre das Potenzial aber groß. Allein bei den Sparkassen gibt es rund 30 Millionen eingerichtete Online-Konten. Nach Angaben der EPI-Initiative ist es das Ziel, Wero in drei bis vier Jahren zu einem umfassenden Zahlungsangebot zu entwickeln, das „jedem die Möglichkeit bietet, seine Finanzen einfach und sicher zu kontrollieren und dabei den Bedürfnissen in Bezug auf den Datenschutz und die Einhaltung europäischer Vorschriften nachkommt“.

Mit Agenturmaterial

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