Wenn ein Land zumindest auf dem Papier über seine Verhältnisse lebt, ist das per se noch kein schlechtes Zeichen. Entscheidend wird, ob das geliehene Geld gewinnbringend für und in die Bürger investiert wird. Das zeigt sich aktuell während der Corona-Pandemie. Der Staat muss ungeplante Ausgaben für Impfungen, Tests, steuerliche Entlastungen oder Unternehmenshilfen finanzieren. Dazu werden 2021 Kredite bis zur Höhe von rund 240 Mrd. Euro aufgenommen, 60 Mrd. Euro mehr als geplant, wie die Bundesregierung mitteilte. Der Bundestag billigte den Nachtragshaushalt am 23. April 2021.
Länder mit den höchsten Schulden
Weil Schulden nicht gleich Schulden sind, bietet die Liste der am höchsten verschuldeten Länder der Erde ein gemischtes Bild . Ein Staat mit Hyperinflation findet sich dort ebenso wie eine der weltweit größten Industrienationen mit niedriger Arbeitslosenquote. Die Staatsverschuldung gemessen an der jeweiligen Wirtschaftsleistung ist ein guter Indikator, um Länder zu vergleichen. Allerdings führt das auch dazu, dass winzige und riesige Volkswirtschaften direkt gegenübergestellt werden.
Die Datenbank des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigt ebenfalls: Schulden muss man sich häufig erst einmal leisten können. Mit Stand April 2021 waren demnach die hochentwickelten Mitglieder der G-20 im Schnitt mit 134 Prozent ihres BIP verschuldet. Die aufstrebenden Wirtschaftsnationen der G-20 kamen hingegen auf nur rund die Hälfte (67 Prozent). Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen untersucht die Schuldenentwicklung von rund 190 Staaten. Dies sind die am höchsten verschuldeten Länder der Welt.
Länder mit den höchsten Schulden weltweit
Kap Verde liegt im aktuellen Schuldenmonitor des IWF weltweit auf Platz zehn. Die Inselgruppe vor der Nordwestküste Afrikas war demnach zuletzt mit 138 Prozent des nationalen BIP verschuldet. Kap Verde lag vor Belize (135 Prozent) und den USA (133 Prozent).
Der IWF bezifferte die durchschnittliche Staatsverschuldung in der Europäischen Union im April 2021 auf 98 Prozent. Die zwei negativen Spitzenreiter der Gemeinschaft fanden sich in den globalen Top 10 wieder. Den Anfang machte Italien mit 157 Prozent.
Japan ist die strahlende Ausnahme unter den krisengeschüttelten Schuldnern dieser Liste. Beobachter fragen sich aber schon seit Jahren, wie lange der Kurs der Regierung noch gut gehen kann, auch angesichts der schnell alternden Gesellschaft der Industrienation. Japan hält aber unbeirrt den Schuldenkurs. Es war laut IWF zuletzt mit 256 Prozent seiner Wirtschaftsleistung verschuldet. 2001 waren es noch 145 Prozent gewesen, 2011 lag der Wert bereits bei 219 Prozent. Japan hatte bis 2019 auf Platz eins der höchstverschuldeten Länder gelegen. Der aktuelle Spitzenreiter ist allerdings in negativer Hinsicht mittlerweile eine Klasse für sich.
Die Staatskrise in Venezuela dauert seit über zehn Jahren an. In der präsidialen Demokratie gibt es zwei Staatsführer und zwei Parlamente. „Demokratische Ordnung derzeit weitgehend ausgehöhlt“, urteilt das Auswärtige Amt. Demnach ist die Wirtschaftsleistung in Venezuela von 2014 bis 2020 um mehr als 70 Prozent zurückgegangen. Der IWF bezifferte die Verschuldung des südamerikanischen Lands zuletzt auf 333 Prozent. 2019 hatte es mit 233 Prozent noch auf dem zweiten Platz hinter Japan gelegen. Deutschland kam mit 70 Prozent auf Platz 76 unter 190 untersuchten Nationen. Damit lag die Bundesrepublik in etwa auf dem Niveau von China. Dessen Sonderverwaltungszone Hongkong wurde beim IWF gesondert ausgewiesen und kam mit nur knapp einem Prozent Staatsverschuldung auf den niedrigsten Wert der Regionen, für die Daten vorlagen. Es folgten der Kleinstaat Brunei (zwei Prozent) und Afghanistan (neun Prozent).