Das Tübinger Unternehmen Curevac hat am Dienstag seinen Impfstoffkandidaten aus dem Zulassungsverfahren genommen . Wer sich einmal anschaut, was die Firma im vergangenen Jahr durchgemacht hat, muss sagen: Die Nachricht kommt einer Katastrophe gleich. Im Frühjahr 2020 galt das Vakzin der Schwaben schließlich noch als ein Kandidat, der als erster gegen das damals noch neue Coronavirus eingesetzt werden könnte. Der damalige US-Präsident Donald Trump versuchte angeblich, sich mit viel Geld den exklusiven Zugriff auf den Impfstoff zu sichern.
300 Mio. Euro steckte die Bundesregierung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Curevac, um die Unabhängigkeit der Tübinger zu bewahren. Viele Millionen Euro flossen zudem vonseiten der EU. Danach folgte das typische Auf und Ab, das mit der Entwicklung eines Impfstoffes einhergeht: Tests, schlechte Ergebnisse, wieder Tests, mal bessere, mal weniger gute Nachrichten. Das Unternehmen arbeitete langsam. So langsam, dass ihm irgendwann die Virusvarianten, auf die es nicht vorbereitet war, in die Quere kamen. Dann wurde es lange still um die Tübinger – bis gestern.
Curevac verspricht einen Nachfolger
Jetzt steht Curevac erneut vor einem Neuanfang. Das Unternehmen hat mit der Nachricht, dass es den ersten Impfstoffkandidaten zurückziehen will sogleich angekündigt, einen neuen entwickeln zu wollen. Gemeinsam mit dem britischen Pharma-Riesen GlaxoSmithKline (GSK) will Curevac nun an einem neuen, verbesserten Nachfolger arbeiten. Dieser soll sich mehr an den Impfstoffen orientieren, die die Konkurrenten der Tübinger – also Biontech – bereits erfolgreich auf den Markt gebracht haben und auf modifizierter mRNA basieren.
Impfstoffe dieses Typus haben den Vorteil, dass sie einfacher in menschliche Zellen vordringen können und nicht vom Immunsystem bekämpft werden. Die Impfstoffe sind in der Regel wirksamer. Und genau das war der Haken, der Curevac immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Das Vakzin war nicht wirksam genug für eine Zulassung.
Wie eingangs bereits gesagt, für das Unternehmen selbst ist der Fehlschlag sicher eine Katastrophe. Aus einem führenden Biotechunternehmen ist nun schlagartig wieder eines unter vielen geworden – trotzdem verbirgt sich hinter dem Scheitern eine Botschaft, die gar nicht so schlecht ist. Denn eins steht fest: Eigentlich ist all das ganz normal, was Curevac passiert ist. Löst man sich von der Notlage, die eine Pandemie darstellt, muss man sagen, dass es viele Vakzine nicht über die Testphasen hinausschaffen. Dasselbe gilt auch für andere Medikamententypen.
Keine irrsinnige Erfolgsgeschichte mehr
Curevac und die Zulassungsbehörden beweisen damit, dass die Verfahren, die die Sicherheit von Medikamenten garantieren sollen, auch während einer Pandemie funktionieren. Das zeigt, dass die Menschen Vertrauen haben können. Dass die Vakzine, die sie bekommen, hochwertig sind, dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten wirksam sind.
Zudem steht für Curevac neben all den schlechten Nachrichten nun auch noch eine gute im Raum. Denn das Unternehmen scheint das Geld, das es im vergangenen Jahr bekommen hat, nicht zurückzahlen zu müssen. Damit geht es jedenfalls mit viel Geld in die nächste Runde der Impfstoffentwicklung. Wenn Curevac es nun schafft, einen auf die neuen Gegebenheiten der Pandemie angepasstes Vakzin zu entwickeln, wird daraus wohl trotzdem keine irrsinnige Erfolgsgeschichte mehr. Wohl aber eine solide Story, wenn es um die Entwicklung eines Medikaments geht.

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