Citigroup macht Ernst mit der Kündigung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich nicht impfen lassen wollen. Ende des Monats müssen sie das Unternehmen verlassen
Während in Deutschland über die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht debattiert wird, setzen US-Unternehmen in ihrem Heimatmarkt die Regeln selbst. Lassen Sie sich impfen oder Sie werden entlassen – das sind die Alternativen für Angestellte der Citigroup, der ersten großen Wall-Street-Bank, die eine strenge Covid-19-Impfpflicht eingeführt hat. Da die gesetzte Frist bald abläuft, bereitet sich das Unternehmen auf die Umsetzung vor.
Büroangestellte, die der Aufforderung nicht bis zum 14. Januar nachkommen, werden in unbezahlten Urlaub versetzt. In einem Schreiben an die Mitarbeiter, das Bloomberg einsehen konnt, heißt es, dass ihr letzter Arbeitstag am Ende des Monats sein wird. Einige der Mitarbeiter haben zwar Anspruch auf bestimmte Bonuszahlungen zum Jahresende, sie müssen aber eine Vereinbarung unterzeichnen, die besagt, dass sie keine rechtlichen Schritte gegen das Unternehmen einleiten werden, um die Gelder zu erhalten, heißt es in dem Memo.
„Sie sind herzlich eingeladen, sich in Zukunft für andere Stellen bei Citi zu bewerben, solange Sie die Impfbestimmungen von Citi einhalten“, schreibt das Unternehmen in der Mitteilung.
Mehr als 90 Prozent der Citigroup-Mitarbeiter halten sich an die Vorschriften für US-Beschäftigte. Ausnahmen aus religiösen oder medizinischen Gründen seien auf Antrag zulässig, sagen mit der Angelegenheit vertraute Personen, die namentlich nicht genannt werden wollten. Während die Zahl der Geimpften schnell steigt, sieht sich das Unternehmen mit öffentlichen Gegenreaktionen einer Handvoll Mitarbeiter konfrontiert - ein Spiegelbild des Streits über Impfungen, wie er sich im ganzen Land abspielt.
Mehr als 90 Prozent geimpft
Eine Sprecherin der in New York ansässigen Citigroup bestätigte, dass mehr als 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens die Vorschriften befolgen und dass ihre Zahl rasch steigt. Eine weitere Stellungnahme lehnte sie jedoch ab.
Konkurrenten wie Goldman Sachs und JP Morgan Chase & Co. haben zwar Impfvorschriften eingeführt, aber ihre Richtlinien ermöglichen es Mitarbeitern, die Impfung zu vermeiden, wenn sie den Büros fernbleiben.
Als die Citigroup Ende Oktober die Impfpflicht für alle US-Beschäftigten ankündigte, berief sich das Kreditinstitut auch auf eine Anordnung von Präsident Joe Biden, wonach alle Personen, die mit Regierungsaufträgen zu tun haben, sowie alle Personen, die in denselben Büros wie diese Mitarbeiter arbeiten, vollständig geimpft sein müssen. Obwohl diese Anordnung inzwischen juristisch angefochten wurde, hielt die Bank an ihrer Richtlinie fest.
Die Anordnung löste im ganzen Unternehmen eine Debatte aus: Ein leitender Angestellter, der die Maßnahmen in einem Linkedin-Post erläuterte, erhielt fast 700 Kommentare. Einige Mitarbeiter begrüßten die Entscheidung des Unternehmens und bezeichneten sie als einen Schritt nach vorn. Einige dankten der Citigroup dafür, dass sie und ihre Familien geschützt werden. Andere jedoch äußerten Bedenken und argumentierten, dass sie dadurch ihrer Freiheiten beraubt würden oder in ihre Privatsphäre eingedrungen werde.
„Ich sitze jetzt seit zwei Jahren zu Hause, ich gehe nur selten ins Büro, meine direkten Untergebenen sind weit weg - das fühlte sich wie eine enorme Übergriffigkeit an“, sagt George Pagano, der fünf Jahre in der Technologieabteilung der Citigroup tätig war, bevor er im November wegen der Anordnung ausschied. „Sich als Firma damit zu profilieren, dass man eine Woche nach Weihnachten die Leute feuert - das finde ich ein bisschen zu viel.“
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