Baidu, WeChat, QQ? Die meisten westlichen Nutzer können mit den Namen dieser Onlinedienste rein gar nichts anfangen.
In China aber gehören sie zu den populärsten Angeboten und sind damit dank der riesigen Bevölkerung automatisch auf dem Weltmarkt führend. Im Digital-Jahresbericht 2019 von Hootsuite stammen sechs der zehn Apps mit den meisten aktiven Nutzern weltweit aus China. Die übrigen vier Apps sind von Facebook .
Die digitale Parallelwelt der Volksrepublik spiegelt das Misstrauen der Regierung gegen das freie Internet wider. Vielen ausländischen Anbietern ist der Zugang verwehrt, Inhalte werden zensiert und Nutzerdaten abgegriffen. Die führenden Onlinedienste Chinas sind deshalb aber noch lange nicht bloß billiger Abklatsch von US-Vorbildern.
Dies sind einige der führenden Onlinedienste Chinas.
Das sind Chinas Tech-Pendants zu Facebook & Co.
Das sind Chinas Tech-Pendants zu Facebook & Co.

Baidu.com ist laut dem Online-Analysedienst „Alexa“ von Amazon aktuell die meistbesuchte Internetseite in China. Nicht nur der spartanische Look der Suchmaschine erinnert an Google. Robin Li, der Baidu im Jahr 2000 gründete (zwei Jahre nach Google), setzte wie Larry Page und Sergey Brin auf Hyperlinks, um die besten Suchergebnisse zu generieren. Baidu verzeichnet nach eigenen Angaben auch viele Nutzer in Japan, Indonesien, Thailand, Ägypten oder Brasilien.

WeChat begann 2011 als Messagingdienst. Mittlerweile ist es aber viel mehr. Die BBC beschrieb WeChat (oder „Weixin“, der chinesische Name) als Mischung aus Twitter, Facebook, Google Maps, Tinder und Apple Pay. „Aber es ist ebenfalls eine immer mächtigere Waffe zur sozialen Kontrolle durch die chinesische Regierung“, warnte ein BBC-Korrespondent im Juni 2019. WeChat ist laut dem Hootsuite-Report aktuell nach drei Facebook-Apps die App mit den weltweit meisten aktiven Nutzern. Der Mutterkonzern Tencent von Gründer Ma Huateng (alias Pony Ma) hat auch den überaus erfolgreichen WhatsApp-Konkurrenten QQ im Angebot.

TikTok ist auch im Westen ein Hit. Der Nachfolger von Musical.ly belegt laut Hootsuite Platz vier in der Liste der am häufigsten heruntergeladenen mobilen Programme. Damit liegt TikTok noch vor dem Konkurrenten Snapchat. Vor allem die Lipsynch-Funktion, mit der sich kurze Musikvideos drehen lassen, ist auf dem Videoportal und der dazugehörigen App der Renner.

1999, fünf Jahre nach dem Start von Amazon, gründete der ehemalige Englischlehrer Jack Ma den Online-Marktplatz Alibaba. Die Alibaba Group hat heute laut „Forbes“ einen Marktwert von rund 480 Milliarden Dollar. Das Magazin führt den chinesischen Online-Händler auf Platz 59 der größten börsennotierten Firmen der Welt. Ebay liegt auf Platz 533. Alibaba ist bei Apps auch mit dem UC Browser und der Einkaufsplattform Taobao erfolgreich.

Sina Weibo ist der größte Mikroblogging-Dienst der Volksrepublik. Er dient chinesischen Nutzern als Ersatz für Twitter, Tumblr oder Facebook. Sina Weibo ging 2009 online und soll mehr als 445 Millionen Nutzer haben.

Youku ist das chinesische YouTube. Der Name bedeutet „cool“. Die Videoplattform gehört zur Alibaba Group. Sie operiert auch als Streamingdienst. Täglich sollen mehr als 800 Millionen Videos auf Youku angeschaut werden. Youku konkurriert in China mit dem Baidu-Videodienst iQiyi.

Der Handelsstreit zwischen den USA und China sowie Spionagevorwürfe gegen die Firmenspitze haben Huawei in den vergangenen Monaten in den Schlagzeilen gehalten. Google hat angedroht, die technische Unterstützung für Geräte des Herstellers einzustellen. Damit müssten künftige Besitzer von Huawei-Handys womöglich auf Google-Apps wie Gmail, Chrome und YouTube verzichten. Huawei arbeitet allerdings schon seit Jahren an einer Android-Alternative. Im Juni 2019 wurde bekannt, dass das Betriebssystem namens Hongmeng bereits in China getestet wird und bald einsatzbereit sein soll.