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Western von gestern Bre-X und der Goldschwindel von Borneo

Bre-X und der Goldschwindel von Borneo
© Illustration: Jindrich Novotn
Ein Mann stürzt 1997 aus einem Helikopter in den Urwald von Borneo. Es ist der Auftakt für den größten und bizarrsten Betrugsfall der Bergbaugeschichte. Das kanadische Unternehmen Bre-X soll Goldproben manipuliert haben

Der Absturz beginnt mit einem Absturz. Am 19. März 1997 fällt der philippinische Geologe Michael de Guzman aus einem Hubschrauber in den Urwald von Borneo. Sein Arbeitgeber, der kanadische Bergbauspezialist Bre-X Minerals, veröffentlicht einen Abschiedsbrief, in dem de Guzman von einer schweren Krankheit schreibt. Als seine Leiche Tage später im Dschungel gefunden wird, haben Tiere sie bereits übel zugerichtet.

Die neue Capital erscheint am 19. April
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De Guzmans Familie allerdings glaubt nicht an einen Suizid – und Experten wollen an der Leiche Folterspuren entdeckt haben.

Eine Woche nach dem mysteriösen Sturz nimmt der größte und bizarrste Betrugsfall der Bergbaugeschichte seinen Lauf. Bre-X war an der Börse binnen zwei Jahren zu einem milliardenschweren Unternehmen aufgestiegen: Der Kurs kletterte von 45 Cent auf 286,5 kanadische Dollar, der Börsenwert auf 4,4 Mrd. US-Dollar, Pensionskassen investierten Hunderte Millionen. Der Grund war ein vermeintlicher Goldfund in Borneo. Nicht irgendeiner: Bre-X sprach vom größten Goldvorkommen der Welt. Sein Wert: mindestens 24 Mrd. Dollar.

Der Markt hyperventilierte. Firmenchef David Walsh lotete Fusionen aus und verhandelte mit Indonesiens Präsident Suharto über die Schürfrechte. Walshs Partner, der Geologe John Felderhof, präsentierte immer neue sensationelle Ergebnisse. Die Probebohrungen vor Ort leitete der Explorationsmanager Michael de Guzman.

Nachträglich Gold beigemischt?

Doch auf Indonesiens Drängen musste Bre-X eine Partnerschaft mit dem US-Minenkonzern Freeport-McMoran eingehen. Der sammelte nun selbst Bohrproben – mit einem desaströsen Ergebnis: Den Bre-X-Proben, so stellte sich heraus, musste nachträglich Gold beigemischt worden sein.

Hatte sich de Guzman deshalb in die Tiefe gestürzt? Oder wurde er gar ermordet? Die Bre-X-Aktie brach ein, das Unternehmen meldete Konkurs an. Walsh beteuerte seine Unschuld, zog auf die Bahamas und starb dort wenig später an einer Hirnblutung. Danach stand allein Felderhof im Fokus der Fahnder. Aus Mangel an Beweisen kam es zu keinem Betrugsprozess, doch Felderhof musste wegen Insiderhandels vor Gericht, weil er kurz vor dem Auffliegen des Schwindels Aktien im Wert von 58 Mio. Euro verkauft haben sollte. Zum Prozess erschien er nicht, er hatte sich abgesetzt. Trotzdem wurde er freigesprochen – man konnte ihm nichts nachweisen.

Hauptperson

John Felderhof , 77, ein kanadischer Geologe niederländischer Herkunft, galt bis zum Bre-X-Skandal als Koryphäe auf seinem Gebiet. Bis heute beteuert er seine Unschuld und vermutet hinter dem Betrug seinen verstorbenen Kollegen Michael de Guzman. Nach dem Skandal setzte sich Felderhof auf die Cayman Islands ab, die kein Auslieferungsabkommen mit Kanada haben. Von dort zog er mit seiner dritten Ehefrau nach Bali. Heute betreibt er ein kleines Unternehmen auf den Philippinen.

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