Rohstoffvorkommen und ambitionierte Digitalisierungspläne heben das Inselarchipel auf die wirtschaftliche Weltbühne. Deutsche Firmen loten derzeit ihre Chancen aus und merken schnell: Auch in Indonesien kam Platzhirsch China uns schon längst zuvor.
Wenn sich Indonesien in diesen Tagen auf der Hannover Messe als Partnerland präsentiert, dann geht es ums Geschäft: Der indonesische Staatspräsident Joko Widodo lässt schon im Vorfeld keinen Zweifel daran, dass sein Land ambitionierte Pläne hat: Bis zum Jahr 2030 will das Land zu den zehn größten Volkswirtschaften der Welt zählen. Experten halten das für machbar, schließlich ist der Inselstaat schon jetzt das wirtschaftsstärkste Land in Südostasien.
Das indonesische Inselarchipel ist etwa fünfmal so groß wie Deutschland und damit einer der großen Player in der Region. Über 275 Millionen Menschen leben dort. Als Handelspartner für Deutschland rangiert das Land zwar bisher noch unter ferner liefen. Doch seit der Ukrainekrieg unsere Abhängigkeit von China in den Fokus rückt, steigt seine strategische Bedeutung. Jan Rönnfeld ist Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Indonesischen Handelskammer in Jakarta und kennt die Situation vor Ort ganz genau: „Indonesien hat eine Vielzahl von Rohstoffen“, sagt Rönnfeld im Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“. Die Insel Sulawesi etwa ist reich an Nickel, einer wichtigen Komponente für Batterien von E-Autos.
1,6 Millionen Tonnen Nickel wurden im vergangenen Jahr in indonesischen Minen gefördert, das ist fast die Hälfte der weltweiten Produktion. Und die Reserven sind mit 21 Millionen Tonnen so groß wie sonst nur in Australien. Auf dem Weg in die E-Mobilität kommen auch deutsche Autobauer schwer an Indonesien vorbei. Doch sie sind spät dran, findet Frank Malerius von Germany Trade & Invest, der Außenwirtschaftsagentur des Bundes: „Die Wertschöpfungskette vom Abbau des Nickels bis hin zur Verarbeitung ist schon weitgehend in chinesischer Hand.“ Die Chinesen kämen mit dem großen Geldkoffer und müssten weniger Rücksicht nehmen, erzählt man sich laut Malerius in der Branche. Westliche Standards haben Menschen und Umwelt im Blick, kosten aber Zeit.
Europäische Unternehmen müssen sie sich dringend entsprechend positionieren, um überhaupt mitzumischen, sagt Rönnfeld. Er fordert deshalb klare Commitments, im Land zu investieren. So wie es der Chemiekonzern BASF und der französische Bergbauunternehmen Eramet gerade vormachen: Die Unternehmen prüfen derzeit die Kooperation bei einer Nickel-Kobalt-Anlage für den E-Automarkt. Das könnte BASF Zugang bieten zu 42.000 Tonnen Nickel und 5000 Tonnen Kobalt aus Minen, die internationalen Nachhaltigkeitsstandards entsprechen.
Klar ist: Europa wird Chinas Vorsprung kaum aufholen können. Und auch Indonesien hält an seinen Spielregeln fest: Statt einfach nur Rohstoffe zu exportieren, sollen die diese auch im Land selbst verarbeitet werden, damit auch die Menschen vor Ort von mehr Wertschöpfung profitieren. Westliche Investoren sind auf diesem Weg weiterhin willkommen, und durchaus auch umworben. Indonesien hat sein Investitions- und Arbeitsrecht gelockert und treibt die Digitalisierung voran. Auf der Hannover Messe wird Staatschef Joko Widodo offensiv für sein Land werben.