Die Debatte um Corona-Vakzine und Impfstrategien hat ein anderes wichtiges Thema verdrängt: Medikamente. Auch sie sind ein wichtiger Bestandteil im Kampf gegen das Coronavirus. Deutschland, früher „Apotheke der Welt“, hinke bei der Entwicklung hinterher, sagt Niels Riedemann, Gründer und CEO des Pharmaunternehmens Inflarx im Podcast „Die Stunde Null“. „Bislang ist die Förderung im Bereich Therapeutika in Europa insgesamt, aber speziell auch in Deutschland sehr mau ausgefallen und ging aus meiner Sicht auch in die falsche Richtung.“
Die Folgen in der Pandemie sind laut Riedemann problematisch: „Wir haben kein zugelassenes neues Medikament, das wirklich überzeugend gezeigt hat, dass man das Überleben verbessert. Ich halte es für unglaublich wichtig, dass man nicht sagt: Jetzt wird ja geimpft und dann wird schon alles gut sein.“
Das Unternehmen Inflarx mit Sitz in Jena entwickelt ein Antikörper-Medikament gegen Covid-19, das aktuell in Phase 3 getestet wird. Es gebe Hinweise auf eine verringerte Sterblichkeit und einen positiven Einfluss auf Gefäßentzündungen.
Riedemann stellt fest, in Deutschland gebe es eine „unglaublich gute Grundlagenforschung, die mit sehr viel Geld gefördert wird“. In der Spätphase der Medikamentenentwicklung mangele es vielen Firmen aber an Kapital, um notwendige Studien durchzuführen. Die Folge: Viele Pharmaunternehmen verlagern ihre Forschung immer weiter ins Ausland, die Wertschöpfung finde „häufig an der Ostküste der USA“ statt. In Deutschland fehlt es nach Ansicht Riedemanns an einem deutlichen Bekenntnis aus der Politik. „Wenn die Gesellschaft will, dass man sich um dieses Problem kümmert, dann wäre es wichtig, dass man uns da mehr unterstützt.“