Sollten Verhandlungen mit der US-Regierung scheitern, hat die EU bereits Gegenmaßnahmen parat. Am Donnerstag veröffentlichte die EU-Kommission eine Liste mit Vorschlägen, auf welche US-Produkte Zölle erhoben werden könnten. Insgesamt geht es um Produkte im Wert von rund 95 Mrd. Euro. „Die EU ist nach wie vor fest entschlossen, eine Verhandlungslösung mit den USA zu finden“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) am Donnerstag. „Gleichzeitig bereiten wir uns weiterhin auf alle Möglichkeiten vor.“ Die Liste mit Gegenzöllen geht nun in die Beratungen mit den 27 EU-Ländern. Deren Zustimmung ist erforderlich, bevor sie eingeführt werden können.
Neben Gegenzöllen kündigte von der Leyen eine Klage vor der Welthandelsorganisation (WTO) gegen die US-amerikanische Zollpolitik an. Anfang April hatte Trump massive Importzölle gegen fast alle Länder der Welt erhoben, die EU bekam einen pauschalen Zollsatz von 20 Prozent ab, für Autos, Stahl- und Aluminiumwaren gelten 25 Prozent. Nach massiven Turbulenzen an den Märkten pausierte Trump die meisten Zölle für 90 Tage.
Auf diese Produkte könnte die EU Gegenzölle erheben
Wer diesen Ford Pickup-Truck in Europa fahren möchte, könnte bald tiefer in die Tasche greifen müssen. Die EU-Kommission hat US-Autos mit auf ihre Liste an Produkten geschrieben, auf die Gegenzölle anfallen könnten. Zuerst hatte US-Präsident Trump Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Autoimporte verhängt.
Schon länger war spekuliert worden, die EU wolle gezielt den US-Flugzeughersteller Boeing treffen. Tatsächlich droht die Kommission nun mit Zöllen auf Flugzeugteile. Die Zölle könnten einen alten Handelsstreit zwischen Boeing und seinem europäischen Rivalen Airbus wieder anfachen – eigentlich hatten die USA und die EU Zölle für beide Unternehmen abgeschafft. Auch deutsche Unternehmen wie die Fluggesellschaft Lufthansa könnten darunter leiden, dass Flugzeuge aus den USA teurer werden.
Erst vor rund einem Monat unterzeichnete Donald Trump eine „Executive Order“ zur „Wiederbelebung von Amerikas schöner sauberer Kohleindustrie“. Ziel ist, die Kohleproduktion wieder hochzufahren. Für die EU auch ein Grund, mit Gegenzöllen auf Kohleimporte zu drohen.
Vielleicht haben Gegenzölle auf Rohöl dabei mehr Erfolg. Immerhin will der US-Präsident, dass Europa Öl und Gas in dreistelliger Milliardenhöhe aus den USA importiert. Das schwarze Gold dürfte also ziemlich sicher in den Verhandlungen zur Sprache kommen.
Menschliche Haare für Perücken haben es auch auf die Liste der möglichen Gegenzölle geschafft. Um billiger davonzukommen, müssen sich Perückenhersteller möglicherweise nach alternativen Lieferanten umsehen – zum Glück gibt es auch in Europa noch Menschen mit Haaren.