Der Historiker Andreas Rödder liefert eine kurze Geschichte der Krise: Warum wir zu wenig aus ihnen lernen und was wir ändern sollten, um auf künftige Umbrüche besser vorbereitet zu sein
Capital: Herr Rödder, viele Menschen sagen: All das Schlimme in der Welt – es wird mir zu viel. Kennen Sie dieses Gefühl?
ANDREAS RÖDDER: Ich kenne es natürlich aus Gesprächen, aber ich persönlich kenne dieses Gefühl ehrlich gesagt nicht.
Das klingt beneidenswert.
Als Historiker bin ich abgehärtet und weiß, dass Menschen dieses Gefühl immer haben: die Menschen im Jahr 1912 genauso wie wir im Jahr 2023. Das ist ein Grundgefühl der modernen Welt, also seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert.